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KLOSTER BANZ: Lieder auf Banz: Fröhlich, kraftvoll, wütend und voller Soul

KLOSTER BANZ

Lieder auf Banz: Fröhlich, kraftvoll, wütend und voller Soul

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    Gewinnerin der Herzen: Miss Allie.
    Gewinnerin der Herzen: Miss Allie. Foto: –

    Wird das Wetter wieder wonnig werden? Ja – entgegen aller Schlechtwetterprognosen erfreute der Wettergott die „Banzianer“ am Freitag mit bestem Festival-Wetter. Die Völkerwanderung besiegt, den bestens organisierten Einlass zur Klosterwiese überstanden, wartete wieder die Gitti. In amüsanter Moderation gelang es ihr, den Patchworkteppich aus Decken vor der Bühne so zu flicken, dass auch wirklich jeder noch ein Plätzchen bekam. Dazu überbrückte sie mit lustigen Weisheiten a la „Wer vor einem ist, ist immer vor einem, egal um wieviel Uhr“ die Wartezeit.

    Organisator Wolfgang Heyder vom Bamberger Veranstaltungsservice begrüßte die Besucher auf der „schönsten Open-Air-Wiese Deutschlands“ – voller Stolz, dass sich seine „Lieder auf Banz“ schon in ihrer ersten Auflage vor einem Jahr als würdiger Nachfolger der „Songs an einem Sommerabend“ erwiesen haben. Seine Dankesworte an die vielen Helfer hinter den Kulissen zeugen von Erleichterung und Vorfreude. Und weder wenn die Obrigkeiten der Hanns-Seidl-Stiftung von der traumhaften Kulisse und dem einmaligen Festivalambiente schwärmen, noch wenn sie dem wunderbaren Geist von Banz huldigen, wird einem das zuviel. Im Gegenteil, sie haben ja recht. Das findet auch Norbert aus Nürnberg, der echter Wiederholungstäter ist. „Des Konzept g'fällt mer besser als vorher!“ Das da lautet: drei gleichberechtigte Gewinner des Nachwuchswettbewerbes, weniger Pausen, vier Songs von jedem Künstler.

    Extrem witzig: „Viva Voce“

    „Viva Voce“, die bekannte A-Kapella-Band, übernimmt wieder die Moderation – ein echter Glücksgriff. Mit ihrer begeisternden Boygroup-Art, den genialen Stimmen, die Instrumente in allen Tonlagen imitieren und ersetzen, und ihren slapstickhaften Showeinlagen sorgen sie für extrem witzige Moderation und gute Laune und stehen gleichberechtigt neben den anderen Künstlern. Das 20. „Bühnenjubiläum“ auf diesem Festival feiern zu können, hat schon was.

    „Was ihr auch tut, tut es mit Inbrunst“, frotzeln sie, egal ob feiern, schlafen oder pöbeln.

    Gefühlsbetont: „Herbstbrüder“

    Den Abend eröffnen ehr balladenlastig und gefühlsbetont die beiden Nachwuchspreisträger Chihan Morsoünbül und Markus Bremm, die „Herbstbrüder“ aus Berlin, ehemalige Straßenmusiker, die sich erst mal an die „Wand aus 4000 Zuschauern gewöhnen müssen“. Das gelingt blitzschnell, und Chihan mit seiner warmen und doch kraftvollen, fordernden Stimme zieht in den Bann. Ohr- und eingängige Balladen sind ihr Metier.

    Oberbayerisch: Michael Fitz

    Auch Michael Fitz mag's pur, nur er und seine Gitarre. Immer sympathisch im oberbayrischen Slang erzählend, dass er ja schon viel länger Musiker als Tatortkommissar sei. Und genau vor 20 Jahren gab's für ihn hier einen Förderpreis. Er sei nicht der einzige Bayer, der verwirrt ist, hieß es in seinem anarchistischen Song „Hinter meiner Stirn“. Und welcher Mann fühlt sich nicht oft wie auf einem „Schleudersitz“, fragte er in einer seiner herrlichen Songsatiren.

    Voller Lebensfreude: Pippo Pollina

    Pippo Pollina, ebenso ein alter „Banzianer“, sprudelt über vor Lebensfreude mit seinem „Mare, mare, mare“. Sagenhaft sein Saxophinist und der Klarinettist. Leider ging das Publikum nicht so mit, wie er es von früher kannte, gesteht er im Nachhinein ein.

    Fröhlich-frech: Miss Allie

    Der heimliche Gewinner der Publikumsherzen ist Miss Allie. Ganz klein und doch so groß die Stimme, rockt die Nachwuchspreisträgerin barfuß in Ringelshirt und Hosenträgern, stampfend, sirrend, stöhnend die Bühne. Oho – wenn sie einem ihre fröhlich-frechen Texte um die Ohren schmeißt. Kein Wunder, dass die Blondine für Loffeld gebucht ist. Bezaubernd beschwert sich das Songschreiber-Fräuleinwunder über so manchen Rohling in „Du süße Du“ und wünscht sich, von ihrem Freund genauso behandelt zu werden wie der Fernseher, der Computer, das Auto, seine Nase oder eben sein Schweinesteak medium, das er bis in den Tod liebt.

    Schweißtreibend: Andreas Kümmert

    Wie der englisch singende „fränkische Joe Cocker“ alias Andreas Kümmert ins Programm passt, weiß man nicht so genau, jedenfalls trägt er den fulminantesten Blues aller Zeiten in sich und hat seine Schüchternheit komplett abgelegt. Er sei ja so aufgeregt, kokettiert er, und wächst mit schweißtreibender Rockröhre über sich hinaus. Tritt Kümmert in schwarzem Hoodie und Trainingshose auf, so erklimmt die zarte Anna Depenbusch im Abendkleid die Bühne. Alles Täuschung, in allen Oktaven singt sie ihre lässig-lustig-larmoyanten Songs und pfeift wie Ilse Werner.

    Voller Wortwitz: Bodo Wartke

    So wie sie ist auch Bodo Wartke ein alter Hase in Sachen Banz. Mit ähnlichem Wortwitz besticht der alte Gauner-Poet an seinem Flügel. Erfrischend und neu dagegen hat Amy Warning den Soul erfunden. Faszinierend der Gegensatz zwischen unverbraucht und lasziv. Die Nachwuchspreisträgerin singt soulige Blues- und Reggae-Songs leicht und poetisch ohne erhobenen Zeigefinger. Spätestens jetzt lassen sich die tanzwütigen und von Rückenschmerzen geplagten Zuhörer nicht mehr auf ihren Decken halten. Bei vielen Liedern fällt es schwer, sitzen zu bleiben. Zumindest eine kleine Fläche zum Schwofen fehlt enorm.

    Politisch: Reinhard Fendrich

    Politisch wird?s erstmalig, als Großmeister Reinhard Fendrich mit großem Musikeraufgebot in seinem alten, aber wieder aktuellen Lied „Brüder“ gegen Rassismus ansingt. Er hat aber auch Neues im Gepäck: „Die Liebe bleibt immer ein Kind“, ein Song gegen die Grausamkeiten der Menschheit. Sein berühmtes „Bergwerk“ durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen.

    Fulminant: Konstantin Wecker

    Und auch der Weltverbesserer und gegen das Establishment ansingende Poet Konstantin Wecker hebt nicht nur ein bisschen den Zeigefinger, sondern holt fulminant aus zum Rundumschlag gegen Politik, Gesellschaft und sämtliche Despoten. „Was ist bloß mit unserem Land passiert?“, das von Faschismus und Neoliberalismus beherrscht sei, fragt er.

    Das Motto „ein Abend mit Freunden“ zeigt sich noch einmal, als er mit Pippo Pollina lautstark das berühmte „Caruso“ von Lucio Dalla interpretiert. Sie tauchen mitten in die Menschenmenge ein und singen „Was für eine Nacht“. Wie wahr!

    Mehr Bilder von „Lieder auf Banz“ gibt es auf www.obermain.de

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