Dankbar blickt Pater Bernhard Braun auf ein erfülltes Leben als Priester zurück. Bei einem Festgottesdienst in der Basilika Vierzehnheiligen am Sonntag wurde sein 50-jähriges Wirken vom Rektor der Basilika Pater Heribert Arens, seinem ehemaligen Schüler Michael Hirmer, Pfarrer in Teublitz, Franziskuspater Johannes Thum und zahlreichen Gläubigen gewürdigt. Pater Bernhard war Hauptzelebrant des feierlichen Hochamtes.
Pater Heribert zeichnete in seiner Predigt den Dienst des Priesters im Bild eines Wegweisers aus den Bergen. Der muss auf festem Grund und geradestehen. Er muss lesbar sein, weist er doch auf Ziele hin, die man noch nicht sieht, die aber da sind. Er steht am Rand und stellt sich nicht mitten auf den Weg. Pater Heribert bezeichnete den Jubilar als einen überzeugenden Wegweiser zu Gott, an dem die Menschen sich orientieren können.
Freut euch mit den Fröhlichen
„Erschienen ist im Kind von Bethlehem die Güte und Menschenfreundlichkeit unseres Gottes“. Dieses Bibelwort aus dem Titusbrief ist der Leitspruch des Jubilars. Die Menschenfreundlichkeit und Güte Gottes erfahrbar zu machen, das bestimmt das segensreiche Wirken des 78-jährigen Franziskaners. Wichtig ist für ihn auch ein Wort des Paulus aus dem Römerbrief: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Seid untereinander eines Sinnes; strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig“.
In der Seelsorge steht für Pater Bernhard das Zuhören ganz weit oben, es sei gleich wichtig wie das Ansprechen. „Der Priester soll eine ,Gepäckabgabestelle‘ sein, um die Menschen von ihren Lasten zu befreien“, so sieht er seine Aufgabe im Gespräch mit Menschen, die Lasten im Leben zu tragen haben. Viele sagten ihm nachher: „Jetzt bin ich sehr erleichtert“. In seiner Arbeit als Priester sei er nicht an Fehlern und Schwächen hängen geblieben, sondern habe sich immer daran orientiert, dass jeder Mensch einen guten Kern habe, sagt er. Es gehöre zu seinem Verständnis des christlichen Menschenbildes, den Einzelnen so anzunehmen, wie er ist: „Mag ein Mensch noch so tief gefallen sein, Gott liebt ihn“.
Besorgt ist der Pater Bernhard über den Rückgang des Kirchenbesuchs. „Viele Menschen leben heute sehr oberflächlich und fragen nicht nach dem Sinn des Lebens“, stellt er fest. Früher vertröstete man die Menschen auf das Jenseits, heute leben viele nur im Diesseits, der Mittelweg wäre das Beste. „Früher lebten die Menschen 40 Jahre plus Ewigkeit, heute nur noch 90 Jahre“, zitiert er den Pastoraltheologen Zulehner.
Nur noch im Diesseits
Wichtig sei es auch, dankbar zu sein für das Gute, was einem von Gott geschenkt wird. Man dürfe nicht alles als selbstverständlich hinnehmen, zum Beispiel die Natur. Jeden Tag wandert er eine gute Stunde durch den Wald und im Urlaub reizen ihn die Berge. In den Alpen kraxelt er heute noch gern auf die Gipfel, wenn auch nicht mehr auf die höchsten wie früher. Nie vergessen werde er seinen „höchsten Gottesdienst unter freiem Himmel“, als er auf der Drei-Herren-Spitze im westlichen Tauernhauptkamm (3500 Meter) eine Bergmesse feierte. „Mein Altarbild war das Panorama der Gipfel“, erinnert er sich.
Vita von Pater Bernhard Geboren ist Pater Bernhard am 6. Oktober 1940 in Kleinostheim bei Aschaffenburg. Das Abitur machte er 1962 in Hammelburg, wo er in einem franziskanischen Internat lebte. Noch im gleichen Jahr trat er in den Franziskanerorden ein. Nach dem Noviziat studierte er Philosophie und Theologie an der damaligen Ordenshochschule in München. Nach der Priesterweihe am 21. Juli 1968 in Fulda kam er als Kaplan in die Franziskanerpfarrei St. Heinrich in Bamberg-Ost. Nach 16 Jahren wechselte er nach Pfreimd in der Oberpfalz, wo er besonders die Arbeit mit der Kolpingfamilie schätzte. Anschließend wirkte er als Pfarrer in Freystadt und als Kaplan und Guardian in Dettelbach. 2004 kam er als Wallfahrtsseelsorger nach Vierzehnheiligen. Hier lebt und wirkt er bis heute. Darüber hinaus wirkt er als Assistent der franziskanischen Gemeinschaft. Seit zwei Jahren ist er Spiritual der Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen. Dort ist er Ansprechpartner für die Schwestern. Die Menschen am Obermain schätzen Pater Bernhard als einen Priester mit einer tiefen Gläubigkeit und einer wohltuenden Menschlichkeit.