Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Bad Staffelstein
Icon Pfeil nach unten

EBENSFELD: Ebensfelder Friedhofskapelle: Ein Kirchlein mit viel Besonderem

EBENSFELD

Ebensfelder Friedhofskapelle: Ein Kirchlein mit viel Besonderem

    • |
    • |
    Gemeindearchivar Gerhard Arneth (re.) informiert Zweiten Bürgermeister Hauke Petersen (li.) über das, was er bei seiner Recherche im Bamberger Archiv über die Friedhofskapelle herausgefunden hat.
    Gemeindearchivar Gerhard Arneth (re.) informiert Zweiten Bürgermeister Hauke Petersen (li.) über das, was er bei seiner Recherche im Bamberger Archiv über die Friedhofskapelle herausgefunden hat. Foto: Fotos: Markus Drossel

    Sie ist ein Kirchlein, das keiner Kirche gehört. Ein sakrales Bauwerk, das von profaner Hand errichtet wurde. Ein Gotteshaus mit Orgelempore, auf der noch nie eine Orgel stand. Die Friedhofskapelle in Ebensfeld gibt dem Besucher so manches Rätsel auf. Als Stätte der Begegnung ist sie Ort der Trauer und Ort der Hoffnung zugleich, aber auch für Heimat- und Geschichtsfreunde ist das Bauwerk durchaus interessant. Beim Tag des offenen Denkmals können Interessenten die Friedhofskapelle genauer unter die Lupe nehmen.

    „Die Kapelle entstand einst auf Privatinitiative“, erklärt Gemeindearchivar Gerhard Arneth, der im Vorfeld des Tags des offenen Denkmals stundenlang im Bamberger Archiv recherchierte. „1832 wurde auf Anweisung des Staats und aus hygienischen Gründen der Friedhof aus dem Umfeld der Kirche an den Ortsrand auf einen separaten Friedhof verlagert. Doch einen Friedhof ohne Kapelle, den wollten die Bürger nicht.“

    Einer der Haupttreibenden war „Bürgermeister Peter Batz zu Ebensfeld“. 1968 wurden die Pläne vom Bezirksamt Staffelstein genehmigt. Dank des reichen Ebensfelder Bürgers Georg Müller, der in Birkach einen Steinbruch betrieb und so zu Wohlstand gelangte, war es ein Leichtes, die Sandsteine für den Quaderbau zu bekommen. „Die Bürger leisteten viele Hand- und Spanndienste, holten mit den Ochsenfuhrwerken die Steine und arbeiteten mit, wo sie konnten.“ Pfarrer Gerber konsekrierte die Kirche im Jahr 1871.

    „Leider sind die Baupläne verloren gegangen, leider wissen wir allgemein nur sehr wenig über die Friedhofskapelle“, bedauert Archivpfleger Arneth. Bei seinen Recherchen fand er jedoch einen Planentwurf des Bamberger Architekten Schmittfriedrich. „Dieser dürfte als Grundlage gedient haben.“

    Instrument nicht mehr ersetzt

    Auch zur eingangs erwähnten, fehlenden Orgel weiß Arneth mehr. „Es lässt sich nachvollziehen, dass es in den Anfangsjahren eine Orgel gab, die dann aber in den 1890-er-Jahren marode war“, berichtet er. „So wurde ein Harmonium angeschafft, das wohl in den 1970-er-Jahren veräußert wurde.“ Wohl bereits drei Jahre nach dem Bau der Kirche wurde der Glockenturm durch einen neuen, größeren ersetzt. „Hü‘m und drü?m“ sei die Glocke am Gebälk angeschlagen: Der Zimmerer hatte ihn zu klein konstruiert.

    Für die Finanzierung dieser und weiterer Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen riefen zwölf Bürger eine Jahrtagstiftung ins Leben. Um die Gelder, die dabei zusammenkamen, entbrannte ein Streit: Der Domberg wollte seinen Anteil haben, „doch die Gemeinde blieb eisern“.

    Keinem Heiligen geweiht

    Ebenfalls nach wenigen Jahren wurden die Bänke ausgetauscht, die vor allem für die älteren Besucher zu unbequem waren. Die heutigen, in altrosa gestrichenen Gestühle dürften eben diese Ersatzlösung sein. Farbe spielt allgemein eine große Rolle in der neugotischen Friedhofskapelle. „Für mich ist sie eine der schönsten im weiten Umkreis“, betont der Gemeindearchivar.

    Die Friedhofskapelle hat zwar ein Tabernakel, hatte aber wohl nie eine Monstranz und definitiv kein Patrozinium, ist also keinem Heiligen geweiht. Das Altarblatt zeigt Jesus, den Auferstandenen, mit Siegesfahne und Kreuz. „Ungewöhnlich evangelisch“, findet Arneth. „Und das, obwohl die Kapelle im Zeitalter des Ultramontanismus entstand und sich die katholische Kirche ausbedungen hat, dass hier auf diesem Friedhof keine Evangelischen beerdigt werden durften.“ Was natürlich längst hinfällig ist.

    Eine steinerne Gedenktafel im Bereich des Eingangs erinnert in goldener Schrift an den initiierenden Bürgermeister, diverse Wohltäter und ausführende Handwerker, eine weitere an die Gefallenen des Feldzugs gegen Frankreich in den Jahren 1870 und 1871.

    Die Friedhofskapelle (Prächtinger Straße 31) ist nicht nur am Tag des offenen Denkmals geöffnet, sondern wird in den Sommermonaten täglich vom Ehepaar Zeitler frühmorgens auf- und abends zugesperrt. Als Ort des Innehaltens wird sie nach Angaben von Pfarrer Rudolf Scharf gerne genutzt.

    „Die Bürger leisteten viele Hand- und Spanndienste, holten mit den Ochsenfuhrwerken die Steine und arbeiteten mit, wo sie konnten.“

    Gemeindearchivar Gerhard Arneth über den Bau der Kapelle

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden