Viele Straßen haben ihren Namen mehrmals im Lauf der Geschichte geändert. Veränderungen waren oft politisch motiviert. In einem Vortrag der Kunst- und Kulturinitiative ging Stadtarchivarin Adelheid Waschka im Stadtmuseum auf die Geschichte der Straßennamen in Bad Staffelstein ein. Sie beschränkte sich auf den nördlichen Stadtteil zwischen der Ringstraße und dem Kirchplatz. Im Mittelpunkt stand der Uselhof, das historische Stadtzentrum. Als Stadtplan diente ihr das Urkataster aus dem Jahre 1850, die erste amtliche Aufzeichnung der Gebäude und den zugeordneten Landflächen.
In den unterschiedlichen Epochen gab es prägende Muster, nach denen Straßen benannt wurden. Im Mittelalter gab es meist zahlreiche kleine Gassen, und in jeder dieser Gassen lebte eine andere Handwerkszunft oder Bevölkerungsschicht. So trifft man auch in Bad Staffelstein auf die Berufsgruppen Kupferschmied, Altreuß (Schuster), Brauer, Gerber oder Rotgerber. Auch Herrschaftssitze, betuchte Bürger und einflussreiche Persönlichkeiten lassen Rückschlüsse auf die soziale Stellung der dort Ansässigen zu. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden viele Straßen nach bedeutenden lebenden NS-Persönlichkeiten umbenannt, so gab es beispielsweise oft eine Adolf-Hitler-Straße, in Bad Staffelstein die heutige Bahnhofsstraße.
Einstiges Sumpfgebiet
Der Flachsanbau wurde auch am Obermain betrieben. Die Horlachenstraße, zwischen der Bischof-von-Dinkel und der Brauerstraße, legt Zeugnis davon ab. Die Horlache ist ein Sumpfland, dass zum Flachswässern geeignet ist. Oft war diese Stätte auch der Teil eines Baches, wie in Bad Staffelstein die Lauter. Die Straße Am Fronhof, eine Abzweigung der Oberen Gartenstraße gibt Aufschluss über einen ehemaligen Gutshof im Zentrum eines mittelalterlichen Herrschaftsgebietes. Das Wort leitet sich vom althochdeutschen „fro“= Herr ab. Der Fronhof war das wirtschaftliche und herrschaftliche Zentrum eines Hofverbandes, den der Herr selber oder ein Hofverwalter bewirtschaftete.
Für die Deutung des Namens Uselhof ließ die Stadtarchivarin mehrere Deutungen zu. Die eine bezog sich auf den Namen Usmer. 1416 erwarb das Bambergische Domkapitel die in Staffelstein gelegenen Güter des Bürgers Kunz Usmer zu Bamberg für 1102 Gulden und nannte sie „Ussen oder Ussenhof“.
Raubtiere zur Abschreckung
Möglich sei aber auch, dass der Name von lateinisch „Ursus“=Bär abgeleitet ist. Sie verlas eine Handschrift eines Priesters aus dem 14. Jahrhundert, der den Staffelberg und den Weg zur Stadt beschreibt.
Im Mittelpunkt der Schilderung stehen die Erzgruben. In einer Passage heißt es: „Auf dem Gleichenberg find mann auch mange bedeckte gruben und etliche gänge, die gehen durch den Berngraben (Bärengraben)“. Damit könne der Stadtgraben gemeint sein, da man früher, statt mit Wasser zu füllen, Bären hielt, um die Angreifer abzuschrecken. Wasser war in trockenen Jahren nur begrenzt vorhanden. Auch Wölfe wurden angesiedelt. Der Name Wolfsschlucht weist darauf hin. Hinweise geben die Namen der Gaststätten „Zum Schwarzen Bären“, die Brauerei Bärenbräu, die Gastwirtschaft und Brauerei von Paul Finzel „Zur Wolfsschlucht.“
Interessiert waren die Zuhörer von den Beschreibungen der Häuser in der Bahnhofstraße und Am Uselhof, die Adelheid Waschka ausführlich beschrieb. Die Nummern 20 und 22 bezeichnen ein Haus am Katzenberglein Als Katzenberg wurde eine spätrömische Höhenbefestigungsanlage, eine Fliehburg, bezeichnet. Hier könnte der Staffelberg mit seinem keltischen Oppidum gemeint sein. Beide Häuser waren Streitberg- oder Zollenerlehen. 1721 wurde der Tuchmacher Martin Gagel genannt, in einem zweistöckigen Wohnhaus am Katzenberglein mit einem kleinen Hof am Uselhof. Das Anwesen Uselhof 14 ,auch „Wüstenhof“ als Stadtquartier bezeichnet, geht auf eine knapp 400jährige Geschichte zurück.
Fotos und alte Ansichten der Häuser rundeten den Vortrag ab. Zum Beispiel die verfallene Zehntscheune der Familie Marschak von Ebneth, die kommunale Darre, heute Alte Darre, die im 18. Jahrhundert zum Rathaus gehörte, das Banzer Lehenshaus oder die Fronveste beide im Uselhof. Die nördliche Nachbarschaft zeigte Flurstücke die zu den Häusern im Zentrum gehörten. Auf einer Skizze um 1850 sind Tore, der Stadtgraben, heute Ringstraße, die Hopfenmühle und die Herrgottsmühle an der Lauter zu erkennen.