Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Bad Staffelstein
Icon Pfeil nach unten

BAD STAFFELSTEIN/LICHTENFELS: Weihnachtsbräuche: Vom Kuss unter dem Mistelzweig

BAD STAFFELSTEIN/LICHTENFELS

Weihnachtsbräuche: Vom Kuss unter dem Mistelzweig

    • |
    • |
    Sabine Salewsky beim Aufhängen des „Glücksbringers“.
    Sabine Salewsky beim Aufhängen des „Glücksbringers“. Foto: Monika Schütz

    Sabine Salewsky holt eine Leiter. Keine große. Nur so groß, dass sie zu dem Haken in drei Metern Höhe hinauf kommt. In der Hand hält die junge Hotelfachfrau eine Mistel. Frisch geschnitten von einem Apfelbaum. Die weißen Beeren drängen sich glänzend zwischen den schmalen Blättern der immergrünen Pflanze hervor. Mit rund einem Meter Durchmesser ist sie ein stattliches Gewächs. Geschmückt mit vielen roten Bändchen findet die Mistel nun ihren neuen Platz im Foyer des Hotels.

    „Die Mistel ist ein Symbol in der Weihnachtszeit für das alles Überdauernde in der Liebe. Und wenn alles kalt ist, zeigt sie uns ihr Grün.“

    Hanna Günther-Lemmink, Lichtenfels

    Ein Schmarotzer, der die Bäume kaputt macht, sagen die einen, ein wunderschöner Brauch zur Adventszeit, sagen die anderen. Was hat es denn nun auf sich mit dieser Pflanze? Ist sie wirklich so beliebt?

    Eine große Mistel hat Sabines Salews-kys Freundin Hanna Günther-Lemmink bekommen. Die Geschäftsfrau aus Lichtenfels hat sie im Eingangsbereich ihres Studios angebracht. Ihre Kundinnen staunen. Hanna Günther-Lemmink selbst liebt die Mistel sehr, beschreibt sie als „Symbol in der Weihnachtszeit für das alles Überdauernde in der Liebe. Und wenn alles kalt ist, zeigt sie uns ihr Grün.“

    Für Rudi Dicker aus Reundorf ist die Mistel ein Symbol der Treue. Der Senior kennt das Mistelaufhängen schon seit seiner frühesten Kindheit: „Es ist ein uralter Brauch, der leider in Vergessenheit geraten ist“, bedauert er. Thomas B. aus Bad Staffelstein grinst: „Früher hatten wir sogar einen kleinen Mistelzweig mit dabei, wenn wir abends unterwegs waren. Hat aber nicht bei allen Mädels funktioniert“, schmunzelt er. Für Bettina Dinkel gehört der Mistelzweig einfach zur Adventszeit dazu: „Er macht eine gewisse weihnachtliche Atmosphäre“, freut sie sich. Heike Bechmann aus Buch am Forst kennt den Brauch des Zweig-Aufhängens noch von ihrer Oma: „Deswegen hängt er auch über meiner Haustür, und jedes Mal bekommt mein Mann dann einen Bussi.“

    Auch Eltern, Großeltern und der Bruder von Sabine haben Mistelzweige zur Dekoration bekommen und aufgehängt. Der alte Apfelbaum der Familie ist damit fast „geplündert“. Doch vom Aussterben ist die Mistel nicht bedroht. Dafür sorgen schon die Vögel: Botanisch heißt die heimische Mistel: „Viscum album“. Das lateinische Wort Viscum bedeutet soviel wie Schleim, oder Klebstoff, das Wort album weiß. Wird nämlich die weiße Scheinbeere zerdrückt (Vorsicht: Die Blätter und Stängel sind leicht giftig!), bleiben an den Fingern zähe Schleimfäden kleben. Auf dieser Weise kommt es auch zur Verbreitung der Mistel. Vögel, vor allem Drosseln, fressen die Beeren und streifen nach dem Fressen ihre klebrigen Schnäbel an den Zweigen der „Wirts-“Bäume ab. Oder sie verteilen die unverdaulichen Samenkörnchen der Mistelbeere mit ihrem Kot auf Zweigen und Geäst.

    Eine Mistel wächst relativ langsam. Bis sie ihre kugelige Form erreicht, vergehen schon mal knapp zehn Jahre. Nach fünf Jahren blüht die Pflanze zum ersten Mal. Als Halbschmarotzer betreibt die Pflanze zwar selbst Photosynthese, bedient sich aber bei ihrem Flüssigkeits- und Nährstoffbedarf „ungefragt“ bei ihrer Wirtspflanze.

    „Früher hatten wir sogar einen kleinen Mistelzweig mit dabei, wenn wir abends unterwegs waren. Hat aber nicht bei allen Mädels funktioniert.“

    Thomas B., Bad Staffelstein

    Doch woher kommt die Beliebtheit der Mistel? Warum küssen sich verliebte Pärchen unter dem Zweig? Das ist nicht genau geklärt. Zum einen findet sich die Mistel in der griechischen Mythologie und in der nordischen Göttersaga. Sie findet sich aber auch bei altehrwürdigen Druiden, den gallischen Priestern, die sie sogar mit goldenen Sicheln von den Bäumen schnitten. Nicht nur „Asterix“-Lesern ist das bekannt.

    Gegen böse Geister und Hexen

    Misteln sollen böse Geister und Hexen fernhalten. Zumindest, wenn man dem Volksmund glauben darf. Die Legende sagt auch, dass Pärchen, die sich unter einem Mistelzweig küssen, ein Leben lang zusammen bleiben. Auch in die alternative und in die Schulmedizin hat die Mistel schon lange Einzug gehalten: ihr wird unter anderem eine antikarzinogene Wirkung nachgesagt. Wissenschaftlich bestätigt ist diese Anti-Krebs-Wirkung allerdings noch nicht. Der deutsche Name „Mistel“ kommt übrigens aus dem althochdeutschen „Mistil“: Die Samen werden von den Vögeln gefressen und gelangen mit deren „Mist“ wieder auf die Bäume.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden