Der Humor war so derb, wie die Musik anspruchsvoll: Mit einer fein austarierten Mischung aus Kabarett und Konzert begeisterten „Lizzy und die weißen Lilien“ im voll besetzten Kaisersaal in Kloster Banz. Eingeladen hatte die Kulturinitiative Bad Staffelstein (KIS).
Ein echter Knaller
Das Eröffnungsprogramm 2019 war bereits ein echter Knaller: Lizzy Aumeier, die oberpfälzische Kabarett-Wuchtbrumme hatte diesmal nicht nur ihren Kontrabass, sondern auch ihr Salonorchester, die Weißen Lilien, dabei. Fünf hochvirtuose, ausgezeichnete Musikerinnen um die Kabarettpreisträgerin Lizzy Aumeier, widmen sich den Geheimnissen weiblicher Legenden - „les femmes fatales“. Eingebettet in die schönsten Melodien der Salonmusik, erfuhren die Zuhörer Neuigkeiten, Gerüchte und Enthüllungen über Mata Hari, Marie Curie, Marie Antoinette oder Sarah Leander.
Geballte weibliche Dominanz
Ein bezauberndes, einzigartiges Spektakel mit großartiger Musik, Situationskomik und vielen Überraschungen. Nimmt man die Symbolik der weißen Lilie hinzu, die für Reinheit, Weiblichkeit, Gnade und Vergebung steht, ergab sich eine nicht zu überbietende geballte weibliche Dominanz.
Zunächst ging es weniger ums Ablästern und Bloßstellen als um Musik. Geboten war Salonmusik der besonders virtuosen Art, Musik der Emotionen und der Poesie. Im Mittelpunkt standen die Operetten von Johann Strauß und seinem Sohn Johann Strauß II. „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“ aus der Fledermaus oder „Borstenvieh und Schweinespeck“ – der Lebenszweck des Schwiegervaters in spe des Zigeunerbarons. Ungeniert plapperte Lizzy dazwischen: „Kennt ihr das?“ oder „Schon mal gehört?“
„Du machst die lieben Bambis tot.“
Das Repertoire des Busenquintetts war so abwechslungs- und facettenreich wie die Klänge, die die Musikerinnen ihren Instrumenten entlockten. Ein James-Bond-Medley führte über Serge Gainsbourgs schmachtintensives „Je t?aime“ geradewegs in das Salonmusik-Genre mit klassischem Hintergrund. „Die Lerche“ eines rumänischen Komponistin erklang in rasant ausgeführten Tönen und Tempi der aus Russland stammenden Violonistin Svetlana Klimova. Und immer wieder Lizzy, die sich einen Förster in der ersten Reihe aufs Korn nahm: „Du machst die lieben Bambis tot“. Der Waidmann verneinte, und die erleichterte Lizzy drehte mit ihm einen Walzer auf der Bühne.
Kaffeehausmusik, Tango, Klassisches
In jeweils eigenen Arrangements mit gelegentlich überraschenden Einsätzen der einzelnen Instrumente kamen die Gäste in den Genuss einer eigenwilligen und humorvollen Umsetzung bekannter Stücke und Melodien. Beim „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss Vater erschien der Komponist (Andreas Stock) höchstpersönlich im Frack und dirigierte abwechselnd Musiker und Auditorium.
Von Mozart erklang eingangs die „Kleine Nachtmusik“ und irgendwann das „Rondo alla Turca“. Es folgten ein paar Takte aus „Carmen“ von Georges Bizet. Zwischendrin Kaffeehausmusik, Tangoklänge, klassisches Liedgut – immer als perfektes und augenzwinkerndes Zusammenspiel. Nebst Svetlana Klimova bestachen Gaby Athmann (Flöte), Alice Graf (Klavier), Irene von Fritsch (Cello) und Lizzy Aumeier (Kontrabass).
Die Damen mutierten zu historischen Repräsentantinnen ihrer Zunft und klagten: Klimova als ständig sterbende „Carmen“, die von Männern frustrierte „Loreley“ der Athmann, die sich von „Mata Hari“, alias Alice Graf, einen Abkömmling aus deren immensen Männerfundus erbat. Die ob des Schlossgestanks naserümpfende französische Königin Marie-Antoinette (Irene von Fritsch). Nur Lizzy schlug eine Lanze für die „Rundungen“, derer sie viele hat und dank derer sie vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Lizzy Aumeier, die versierte, mehrfach preisgekrönte Kabarettistin, nahm mit gesundem Menschenverstand und Ironie große und kleine Befindlichkeiten entlarvend auf die Schippe.
Zugaben
Als Zugaben gab es Jacques Offenbachs Cancan-Ouvertüre aus „Hoffmanns Erzählungen“ und die Vierzehn Engel aus der Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck.