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BAD STAFFELSTEIN/WEIDEN: Ein Mann, ein Fahrrad, ein Zelt

BAD STAFFELSTEIN/WEIDEN

Ein Mann, ein Fahrrad, ein Zelt

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    Helmut Schuller in Finisterra: Am „Ende der Welt“ mit einem Jakobsweg-Pilger aus Nordkorea, laut Schuller „ein sehr interessanter Mensch“; im Hintergrund der Atlantik.
    Helmut Schuller in Finisterra: Am „Ende der Welt“ mit einem Jakobsweg-Pilger aus Nordkorea, laut Schuller „ein sehr interessanter Mensch“; im Hintergrund der Atlantik. Foto: Privat

    Ein Mann, ein Fahrrad, ein Zelt und 3002 Kilometer bis zum Glück. Im Jahr 2010 erfüllte sich Helmut Schuller mit seiner Jakobsweg-Reise einen lang gehegten Wunsch: Über seine Fahrt von Weiden in der Oberpfalz bis nach Santiago de Compostela wird der heute 70-Jährige am 12. September in der Peter-J.-Moll-Halle Bad Staffelstein referieren.

    Helmut Schuller, der seit etwa fünf Jahren in Weiden lebt, wurde am 16. Mai im oberpfälzischen Wiesau geboren, wo er und seine vier Geschwister in gutbürgerlichen Verhältnissen aufwuchsen. Um sich später einmal ein ebenso schönes und abgesichertes Leben wie das seiner Eltern ermöglichen zu können, begann Helmut Schuller 1957 eine Maurerlehre. Dies geschah jedoch nicht ganz freiwillig, wie der Weidner beschreibt: „Ich habe schon sehr früh gemerkt, dass ich beruflich mehr wollte, als meine Eltern mit mir vorhatten.“

    Mit gerade einmal 17 Jahren wagte er den Schritt „vom Land in die große weite Welt“: Nach Abschluss seiner Maurerlehre fuhr er auf Montage nach Düsseldorf, doch die anschließenden Aufträge standen seinem Drang nach Selbstständigkeit trotz des guten Lohns im Wege. Seiner erfolgreich absolvierten Prüfung als Maurermeister an der Bauschule in Ansbach folgte zunächst die Anstellung als Abteilungsleiter in einer großen Baufirma und schließlich 1972 der lang ersehnte Schritt in die Selbstständigkeit. Mit der Unterstützung seines Bruders und guten Geschäftsbeziehungen gelang dem damals erst 29-Jährigen die Gründung seiner eigenen Firma „Schuller-Bauimmobilien“.

    „Meine Familie konnte zunächst nicht glauben, dass es mir damit ernst ist, mein Leben komplett umzustellen.“

    Helmut Schuller, Referent

    Und auch in seinem Privatleben hatte sich einiges verändert: Mittlerweile seit mehreren Jahren glücklich verheiratet, widmete er sich gemeinsam mit seinem ältesten Sohn einer neuen Leidenschaft – dem Reiten. Doch der berufliche und private Stress rund um Baufirma, Reitanlage und Turnierbesuche häufte sich immer weiter an, bis sich der ehrgeizige Workaholic am Ende seiner Kräfte befand. „Mein Alltag war zu dieser Zeit wie ein großes Rad, das sich immer weiter drehte“, beschreibt Helmut Schuller diese strapaziöse und aufreibende Phase. „Es war nicht einfach für mich, wieder in ein ruhiges Leben zurückzufinden.“

    Krankheit zwingt zum Umdenken

    Doch neben der enormen beruflichen Anstrengung traf Helmut Schuller mit Ende 50 zudem eine schwere medizinische Diagnose: Prostataleiden und ein Herzklappenfehler zwangen den Weidner zu einer radikalen Lebensumstellung. Keine Tabletten oder Operationen, sondern tägliches Fahrradtraining und eine strenge Ernährungsumstellung nach Hildegard von Bingen wurden zu seiner Therapie. „Meine Familie konnte zunächst nicht glauben, dass es mir damit ernst ist, mein Leben komplett umzustellen“, erinnert sich Helmut Schuller zurück.

    Doch mit der Zeit eröffnete sich ihm ein neues Lebensgefühl und die radikalen Veränderungen hinsichtlich Sport und Ernährung wurden zum gelebten Alltag. Mit einem unglaublichen Erfolg: Aller Skepsis seiner Ärzte und Familienangehörigen zum Trotz hat seine neue Lebensphilosophie Helmut Schuller geheilt. Seine lang angestrebte Pilgerreise auf dem Jakobsweg legte der damals 67-Jährige auf das Heilige Jahr 2010: Das Heilige Compostelanische Jahr oder auch Gnadenjahr wird immer dann gefeiert, wenn der 25. Juli, der Namenstag des Heiligen Jakobus, auf einen Sonntag fällt. Jahrelanges Fahrradtraining und die Gewissheit um seine neu gewonnene Gesundheit schenkten Helmut Schuller dazu die nötige Kraft.

    Von seinem Heimatort Weiden radelte er in nur 40 Tagen 3002 Kilometer weit bis nach Santiago de Compostela, ohne Ruhetag und ohne Begleitung von Familie oder Freunden. Einsamkeit überkam ihn dennoch nicht: „Ich habe während meiner Reise viele Pilgerfreundschaften geschlossen, die bis heute bestehen“, berichtet der 70-Jährige. Seinen guten Bekannten Cristobaldo aus Spanien lernte er beispielsweise in Santiago kennen. Einprägsam sei für ihn auch die Begegnung mit einem griechischen Architekten am Pferdebrunnen vor der Kathedrale in Santiago gewesen, sowie die im galizischen Finisterra – dem „Ende der Welt“ – entstandene Freundschaft zu einem nordkoreanischen Pilger.

    „Ich habe während meiner Reise viele Pilgerfreundschaften geschlossen, die bis heute bestehen.“

    Helmut Schuller, Jakobspilger

    Mittlerweile habe er in seinem Leben einen neuen Sinn gefunden, fühle sich ausgeglichen und zufrieden. Das Bauunternehmen wurde aufgegeben, die Reitanlage verkauft: Nicht beruflicher Erfolg, sondern der Glaube an Gott sei heute für ihn das Wichtigste im Leben. In seinem Buch „Losfahren und erwartet werden“ beschreibt Helmut Schuller neben seinem erfolgreichen Lebenswandel auch interessante Pilgerbekanntschaften, fantastische Landschaftserscheinungen und Legenden rund um den Jakobsweg. Seinen Lesern möchte er damit Kraft schenken und beweisen, dass eine radikale Lebensumstellung trotz Entbehrungen lohnenswert ist. „Wir entwickeln uns alle weiter, loslassen können aber nur die wenigsten“, erklärt der 70-Jährige.

    „Mittlerweile kann ich loslassen und möchte mit meinen Vorträgen zeigen, dass jeder heute und jetzt in seinem Leben etwas ändern kann – man muss nur damit beginnen.“

    Multivisionsshow: Am 12. September wird Helmut Schuller um 20 Uhr in der Peter-J-Moll-Halle in Bad Staffelstein mit einer Multivisionsshow die Zuhörer an seiner im wahrsten Sinne lebensrettenden Philosophie teilhaben lassen. Karten zum Preis von 12 Euro gibt es in den Geschäftsstellen des Obermain-Tagblatts in Bad Staffelstein, Bahnhofstraße 77, und Lichtenfels, Bahnhofstraße 14, sowie im Kur und Tourismus Service Bad Staffelstein.

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