Mehr als ein Dutzend Gäste begrüßte Kreisfachberater Michael Stromer am Freitag trotz des nasskalten Wetters. Sein Schnittkurs am Stublanger Spielplatz befasste sich heuer mit dem Erhaltungs- und Erziehungsschnitt.
„Steile Triebe tragen nicht. Was senkrecht ist, treibt. Was waagrecht ist, trägt. Was nach unten steht, stirbt.“
Michael Stromer, Kreisfachberater
Die klassische Obstbaumkrone besteht aus einem durchgehenden Mitteltrieb (Stamm) und drei bis vier seitlichen Hauptästen, den sogenannten Leitästen, erläuterte Stromer eingangs. „Es ist wie in einer Firma, es gibt einen Chef und mehrere Abteilungsleiter. Konkurrenz wird nicht zugelassen“, informierte der Kreisfachberater und verdeutlichte seine Erklärung anhand einiger bildlicher Darstellungen zum richtigen Schnitt.
Bei der Erziehung der Kronenform komme es vor allem darauf an, die Saftwaage einzuhalten. Das bedeutet, dass alle Leitäste ungefähr auf derselben Höhe enden müssen, damit sie sich gleichmäßig entwickeln. Der Mitteltrieb sollte diese um rund 20 Zentimeter überragen.
Nur einer kann der Höchste sein

Man entfernt daher zunächst alle Konkurrenztriebe. Das sind Zweige, die die Spitze des Mitteltriebs und der Leitäste zu überwachsen drohen. Dann werden alle senkrecht hochwachsenden Triebe, die sogenannten Wasserschosse, entfernt. Zum Verjüngen des Fruchtholzes schneidet man alle herabhängenden, abgetragenen Zweige auf einen jüngeren Austrieb zurück. Als Erhaltungsschnitt bezeichnet man den jährlichen Winterschnitt bei älteren Obstbäumen
Wasserschosse im Sommer entfernen
„Steile Triebe tragen nicht: Was senkrecht ist: treibt. Was waagrecht ist: trägt. Was nach unten steht: stirbt“, fasste der Kreisfachberater zusammen. Je steiler ein Trieb steht, desto stärker wächst er. Gleichzeitig reduziert das starke Wachstum die Fruchtbarkeit.
Statt solche Triebe einfach abzuschneiden, kann man sie auch in eine flachere Position bringen – durch Herunterbinden oder durch Beschweren mit kleinen Gewichten. So beruhigt sich das Wachstum und anstelle von Triebknospen werden Blütenknospen gebildet.
Bei stärkeren Schnittmaßnahmen bilden sich im Lauf des Sommers auf der Oberseite der Triebe viele Wasserschosse. Diese sollten möglichst schon im Frühsommer entfernt werden, bevor sie ausgewachsen und vollständig verholzt sind.
Wo die Sortenvielfalt groß ist
Am Stublanger Spielplatz und am angrenzenden Grundstück war die Sortenvielfalt groß: Apfel, Birne, Holunder, roter Hartriegel, Sträucher, wie das gelb blühende Fünf-Fingerkraut und die heimische Rosmarinweide wurden ebenso geschnitten, wie Apfelbeere (auch bekannt als Aronia), Mirabelle oder Pflaume.
„Pflegerische Maßnahmen im Hausgarten kann man immer machen“, erklärte Michael Stromer, „beim Walnussbaum und der Kirsche darf aber jetzt kein Schnitt erfolgen, auch Hecken und Sträucher in der freien Landschaft haben jetzt Pflegeruhe.“