„Bow to your partner, right arm turn, corner, everybody go into the circle!” Was sich anhört wie die Kommandos eines ambitionierten Fitness-Trainers ist Caller Matthias Knabner, der seinen Main River Dancers richtig einheizt. Im Rahmen einer Schnupperstunde konnten sich Kinder ab acht Jahren am vergangenen Freitag in der Aula der Viktor-von-Scheffel-Realschule im Square Dance versuchen.
„Während der Pionierzeit vermischten sich in Amerika die traditionellen Volkstänze der verschiedenen Einwanderergruppen, woraus schließlich der Square Dance entstand“, erklärt Matthias Knabner den Kindern zunächst. Die einzelnen Schritte des Tanzes werden mit ihren englischen Bezeichnungen vom „Caller“ aufgerufen, der somit die Choreografie festlegt.
„Während der Pionierzeit vermischten sich in Amerika die traditionellen Volkstänze der verschiedenen Einwanderergruppen, woraus schließlich der Square Dance entstand.“
Matthias Knabner Caller
Beim Square Dance gibt es keine fest einstudierten Abläufe: Jeder Tanz ist ein Unikat, bei dem die Tänzer die vom Caller bestimmte Reihenfolge der Tanzfiguren nicht im Voraus kennen. Jeweils vier gemischte Paare tanzen gemeinsam in einem „Square“, also Quadrat. Seit den 50er Jahren ist das Tragen von Westernkleidung bei den männlichen Tänzern und schwingenden Petticoats bei den Frauen üblich. Da die einzelnen Tanzelemente in Name und Ausführung standardisiert sind, können Square Dancer weltweit problemlos miteinander auftreten.
Im Februar 1996 wurden die Main River Dancers von 22 leidenschaftlichen Tänzern ins Leben gerufen, seitdem treffen sich die Mitglieder jeden Freitagabend zur „Clubnight“. Durch einen Schnupperkurs im Jahr 1985 wurde bei Caller Matthias Knabner die Begeisterung für Square Dance geweckt: „Mit der Zeit habe ich angefangen, die Namen der einzelnen Schritte beim Tanzen vor mich herzusagen – das hat den Grundstein zum Callen gelegt.“ Seit November 2006 gibt er nun bei den Main River Dancers den Ton an. „Die Herausforderung besteht darin, die Tänzer mit der Schrittfolge weder zu langweilen noch zu überfordern“, beschreibt der Staffelsteiner. Für Auftritte der Gruppe überlege er sich im Voraus einen roten Faden an Tanzschritten, an dem er sich dann entweder entlang hangele oder spontan Änderungen vornehme. „Eigentlich funktioniert Square Dance wie das Spiel ,Simon Says‘“, so Knabners Vergleich.
Neben ihren eigenen „Clubnights“ und Anfängerkursen im Herbst, den „Open Houses“, treten die Main River Dancers regelmäßig in den Reha-Kliniken in Bad Staffelstein und Schwabthal, beim Lichtenfelser Korbmarkt oder bei „Student-Partys“ mit wechselnden Gastcallern auf.
„Beim Square Dance kommt es nicht auf den einzelnen Tänzer, sondern die Zusammenarbeit der Gruppe an.“
Gerald Vierling Präsident der Main River Dancers
Während der Übungsstunde lernen die Kinder zunächst Grundschritte wie das Verbeugen vor dem Tanzpartner sowie verschiedene Drehbewegungen, bevor die Elemente in einem großen Kreis und anschließend im „Square“ getanzt werden. Erstaunlich schnell setzen die Teilnehmer dabei die nahtlos aneinandergereihten Calls von Matthias Knabner um. Auch in der „Singing Call“, bei der die englischen Kommandos in ein Lied eingebaut werden, tanzen die Kinder nur selten aus der Reihe. Zum Abschluss einer Runde bedanken sich die Tänzer mit einem langgezogenen „Thank you“ beieinander.
Die achtjährige Jennifer Püls hatte bereits in den Pfingstferien einen Schnupperkurs der Main River Dancers besucht. Und auch die zehnjährige Maxima Hohmuth ist vom Tanzen so begeistert, dass sie an einem weiteren Kurs teilnehmen würde. Nur die Sprachverständigung bereitet den beiden Probleme: „Die englischen Calls kapiere ich nicht so ganz“, gibt Jennifer zu.
Gerald Vierling, seit vier Jahren Präsident der Main River Dancers, besuchte 2006 mit Ehefrau Elvira seinen ersten Tanzkurs. „Square Dance ist nicht nur Tanzen, sondern Sport“, erklärt er. „Die Tatsache, dass so viele Teilnehmer gemeinsam die gleichen Schritte tanzen, macht den besonderen Reiz aus.“ Außerdem eigne sich der Volkstanz optimal für Paare und trainiere das Gedächtnis.
„Beim Square Dance kommt es nicht auf den einzelnen Tänzer, sondern die Zusammenarbeit der Gruppe an“, betont Gerald Vierling. „Und die Gruppe macht auch mit einem schlechten Tänzer weiter.“