Nicht über, sondern miteinander wolle man reden, sagte Anton Reinhardt, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN). Gemeinsam mit betroffenen Anwohnern der Bürgermeister-Meißner-Straße hatte er zu einer Dorfversammlung für Grundfeld eingeladen. Aktuelles Thema war die Erweiterung des Logistikunternehmens CS Trans.
Auf einem Areal am nordöstlichen Ortsrand von Grundfeld plant die Firma, in zwei Bauabschnitten zwei Lagerhallen und ein Bürogebäude zu errichten. Die erste Halle soll 200 Meter lang sein, die zweite 140 Meter lang bei einer Breite von jeweils 75 Metern und einer Höhe von 8,5 Metern. Im Laufe der Diskussion kochten die Emotionen dann doch hoch.
Reinhardt sah in der jüngsten Genehmigung des Vorhabens durch den Stadtrat Bad Staffelstein einen Präzedenzfall für weiteren Flächenfraß. Vor allem deshalb, weil sich der Stadtrat vor einem halben Jahr gegen eine Bebauung zwischen dem Lärmschutzwall an der B173, der alten Reundorfer Straße und der Staatsstraße ausgesprochen hatte. Zusammen mit dem Gewerbegebiet in Lichtenfels, wo zurzeit Concept Laser seinen 3 D-Campus baut, würde sich mit dem Neubau der Logistik-Firma auf der nordöstlichen Seite von Grundfeld in relativer Nähe ein neues Gewerbegebiet entstehen, das weitere Ansiedlungen nach sich ziehen könnte, warnte Reinhardt.
„Wir wollen nicht, dass der Begriff Gottesgarten in Gewerbegarten umbenannt wird.“
Anton Reinhard, BN-Kreisvorsitzender
Die Blickbeziehung des „Dreigestirns“ von Vierzehnheiligen, Kloster Banz und Staffelberg sollte nicht durch neue großflächige, blockartige Bebauung gestört werden. „Wir wollen nicht, dass der Begriff Gottesgarten in Gewerbegarten umbenannt wird“, sagte Reinhardt. Und sprach sich gegen einen weiteren Flächenverbrauch mit allen negativen Folgen für die Natur und Umwelt aus.

Dagegen wies Christian Schad, Juniorchef von CS Trans, auf den maroden Zustand des gemieteten Gebäudes in einem ehemaligen Produktionsgebäude eines Möbelherstellers hin. „Wenn wir keine Aufträge hätten, bräuchten wir keine Logistikzentren“, sagte er und wies auf seine Verantwortung als Arbeitgeber hin. Er sei hier aufgewachsen und werde mit Sicherheit nicht die Gegend verschandeln. „Sind unsere Arbeitsplätze nichts wert?“, fragte ein Lastwagen-Fahrer des Logistikunternehmens, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Lastwagenfahrer fürchtet um seinen Arbeitsplatz
„Der Stadtrat hat einen Aufstellungsbeschluss für eine qualifizierte Bauleitplanung gefällt, mit dem nichts anderes als das Verfahren eröffnet wurde“, erklärte Bürgermeister Jürgen Kohmann. Außerdem wies der Bürgermeister darauf hin, dass sich das Verfahren (Februar-Sitzung des Stadtrats) noch in einem Stadium befinde, in dem noch ein Kompromiss möglich sei. Auch Landrat Christian Meißner sei darum bemüht, eine friedliche Lösung zu finden.
„Man findet im Landkreis Lichtenfels Hallen, die größer sind“, gab Architekt Bernd Gierlich zu bedenken. Er stellte das geplante Vorhaben vor. Außerdem müsse CS Trans für die Fläche, die bebaut wird, an anderer Stelle einen ökologischen Ausgleich schaffen.
Gegen eine weitere Bebauung im „Gottesgarten“ sprach sich auch Professor Günter Dippold in einem von Reinhard verlesenen Statement aus. Aus denkmalpflegerischer Sicht wendet sich der Bezirksheimatpfleger gegen den Bau von Logistikhallen zu Füßen von Vierzehnheiligen. Da die Fassade der Basilika auf Fernwirkung berechnet sei, müsse der Blick nach Vierzehnheiligen frei bleiben. Die Entwicklung zwischen Seubelsdorf und Grundfeld zeige, dass wenn die Bebauung erst einmal begonnen hat, die nächsten und übernächsten Projekte folgen werden. Dann werde Vierzehnheiligen vom Maintal aus nicht mehr zu sehen sein und der sogenannte Wallfahrerweg (die markante Baumreihe) könne seine Wirkung nicht mehr entfalten. Schwester Regina von der Kongregation der Franziskusschwestern Vierzehnheiligen berichtete, dass von den Gästezimmern der Westfassade aus, das geplante Bauwerk des Logistikers zu sehen sein würde.
Bürger wollen den dörflichen Charakter Grundfelds bewahren
Derweil fragen sich die Anwohner der Bürgermeister-Meißner-Straße ob Grundfeld auch in Zukunft noch ein Dorf bleiben darf. Sie befürchten eine erhebliche Lärmbelästigung durch Lastwagen und Lieferbetrieb und einen Wertverlust ihrer Häuser sowie eine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Dabei ist Anwohner Michael Endres extra aus Weismain hergezogen und hat auf einem Grundstück seiner Schwiegereltern ein Haus gebaut. „Ich würde mir wünschen, das der dörfliche Charakter von Grundfeld erhalten bleibt“. Die Befürchtung bleibt, dass im Zuge einer neuen Erschließungsstraße weitere Gewebeansiedelungen hinzukommen könnten.