Vor zwei Jahren haben sich Purple Schulz und Tanja Dowerg bei den „Songs an einem Sommerabend“ kennengelernt. Damals entstand der Wunsch, gemeinsam etwas zu unternehmen. Tanja Dowerg organisiert die Veranstaltungsreihe „Kultur im Brauereisaal“. Nun stand er am Freitag endlich in Loffeld auf der Bühne. Hinter sich hatte er eine kleine Aktion, wie Purple Schulz erklärte: Der mittlerweile 63-Jährige konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine Anlage mit einem Gabelstapler in den ersten Stock einer Location gebracht zu haben. Trotzdem schien er Gefallen am Brauereisaal zu finden.
In den 1980-er Jahren ist der Kölner Songschreiber und Sänger durch Songs wie „Verliebte Jungs“, „Sehnsucht“ und „Kleine Seen“ bekannt geworden. Viele der alten Songs hatte Purple Schulz, der seit Jahrzehnten auf der Bühne steht, auch jetzt im Gepäck, dazu aber auch einige neue Titel. Gerade eben ist sein neues Album „Nach wie vor“ erschienen.
Unfreiwillig das „Stagediving“ erfunden
„In den 80-er Jahren waren die Bühnen größer“, erfahren die Zuhörer. Die Konzerte damals begannen im Stockfinsteren mit Nebelschwaden aus einer entsprechenden Maschine. Dabei ist er einmal über einen Bühnenmonitor ins Publikum gestürzt und hat dabei unfreiwillig das „Stagediving“ erfunden. Das könnte ihm am Freitag nicht passieren. Weil die Bühne dafür ohnehin zu klein ist, blieb er einfach sitzen. In Loffeld wurde Purple Schulz von Gitarrist Markus Wienstroer begleitet, der auch Banjo und Geige spielte. Mit dabei waren ein zweiköpfiges Technikteam und seine Frau, die sich in der Pause um den kleinen Verkaufsstand mit Fanartikel kümmerte.
Der 63-Jährige ist ein Liedermacher, der auch heute noch etwas zu sagen hat. Einen seiner neueren Songs hat Purple Schulz den Rettern gewidmet, die immer zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden, aber „superscheiße bezahlt werden“. Im Refrain des Liedes heißt es: „Du gibst jeden Tag dein letztes Hemd.“ Nicht verstehen kann er es, wenn Seenotrettungskräfte bei ihren Einsätzen kriminalisiert werden, wie erst kürzlich die Kapitänin der „Sea-Watch 3“, die in Italien festgenommen wurde.
Anekdoten aus der Kindheit im Schatten der Kölner Domtürme
Im lockeren Plauderton erzählte der Kölner von seiner Kindheit im Schatten der Domtürme. Da haben sie dann in den Gipspfeifen der „Weckmänner“, die es rationell zum Martinstag gab, das Innere einer Bananenschale geraucht. Danach war es ihnen kotzübel. Dem Tag der ersten heiligen Kommunion habe er regelrecht entgegengefiebert. Schuld daran war seine Oma, die ihm erzählte, dass auf den Knaben am Weißen Sonntag ein ganz besonderes Geschenk warte. Das besondere Geschenk war nicht etwa eine hölzerne Gebetsbank, sondern ein Klavier. Mit dem Klavier gab es auch Unterricht. Damals fing er an, Bach und seine Akkorde zu lieben. Unter den zahlreichen Besuchern waren viele echte Fans dabei, die ausgesprochen textsicher seine Songs mitsangen. Am Endes des Liedes „Sehnsucht“ gehörte der Schrei „Ich will raus“ ganz selbstverständlich dazu.
Purple Schulz hatte eine einfache Erklärung für Frauen, die im Laufe ihrer Ehejahre etwas aus der Form geraten sind: Diese hätten ganz schön was zu tragen gehabt. Damit nahm er Bezug in die Tierwelt, wo die Krötenweibchen ihre deutlich kleineren Männchen zum Laichgewässer schleppen.
Ein beeindruckende Hommage an Udo Jürgens
Gegen Ende des Konzertes gab es dann noch einige der größten Songs vom Purple Schulz zu hören, darunter auch „Verliebte Jungs“. Das Publikum hielt es nicht mehr auf den Stühlen und auch der Künstler stand hinter seinem Keyboard auf dem Stuhl. Weil es draußen regnete, gab Schulz auch noch Zugaben auf der Bühne des Brauereisaals. Drei Zugaben forderte das Publikum ein. Am Ende war es „Bis ans Ende meiner Lieder“, eine beeindruckende Hommage an den unvergessenen Udo Jürgens. Einen Song, den Schulz neu interpretierte.