Ein bisschen kam man sich vor wie bei Heinrich Spoerls „Feuerzangenbowle“: Studenten und Honoratioren mit bunten Mützen und Schärpen, herzliche Begrüßungen, fröhliches Stimmengewirr und lateinisch gesungene Lieder – dazu ein Glas Wein oder Bier, und fertig ist der Festkommers der Corpsphilister.
Zum 128. Mal, das heißt seit 1891, treffen sich Corps-Studenten und Ehemalige an jedem ersten Samstag im September in Bad Staffelstein. Viele sind schon seit Jahrzehnten dabei, nehmen weite Anreisen aus ganz Deutschland auf sich, andere sind zum ersten Mal in der Stadt und auf dem Staffelberg.
Lieber Schäuferla und Haxen als Bratwürste
So wie die beiden „Alten Herren“ aus Polen. Maciej Szpalerski und Bartlomiej Kachniazz sind von der Verbindung „Arkonia Riga zu Warschau“. Der Architekt mit dem Spitznamen Szpaer und der Anwalt mit dem Spitznamen Ignac haben an diesem Samstagabend schon den Großteil des Programms hinter sich: Aufstieg zum Staffelberg nämlich, Rundgang und Einkehr in der Klause. Nur am allgemeinen Bratwurstessen beteiligten sie sich nicht. Ihnen haben es eher das fränkische Schäuferla und der Haxen mit Klößen angetan, erzählen beide.
Das Bier war gut, ihr Englisch ist es auch. Sonst gibt es nur wenige Unterschiede zu den deutschen Kollegen. Auch bei ihrer Warschauer Verbindung haben die Farben der Mütze eine ganz besondere Bedeutung: Schwarz zu tragen war verboten, erklärt Szpaler, deswegen wich man auf Dunkelblau aus, um die Trauer über die politische Entwicklung zur Gründungszeit der Verbindung auszudrücken, später stand Blau für die Treue zu Polen. Die mittlere Mützenfarbe ist weiß, weiß wie Wahrheit. Schließlich der untere Rand der traditionellen Kopfbedeckung: Er ist grün, ein Symbol für die Hoffnung. Auf der Oberseite des Deckels findet sich noch ein sternähnliches Zeichen: es ist der Baltenstern.
Valentin Schindler ist aus Namibia hergekommen
Doch die beiden „Philister“, die Bezeichnung für „Alte Herren“, waren nicht diejenigen mit der weitesten Anreise: Das war der junge Valentin Schindler aus Namibia. Seine Verbindung zu Deuschland stammt noch vom einst ausgewanderten Großvater her. „Schade, dass es nur so wenige heute sind“, bedauerte Dr. Wohn aus Lichtenfels mit Blick in die Runde. Nur rund 40 Herren waren zum Kommers gekommen, um die Hälfte weniger als in den Vorjahren.
Egal, der Corpsgeist und Grundgedanke bleiben bestehen: „oberstes Ziel ist die Stärkung der corpsstudentischen Gemeinschaft und, den Nachwuchs zu fördern“, betonte Richard Hückel, Vorsitzender des Dachverbands VAC, des Verbands alter Corpsstudenten.
„Gaudeamus igitur – lasst uns also fröhlich sein“
„Gaudeamus igitur – lasst uns also fröhlich sein“ und „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein“ – zwischen „Prosit“ und „Na zdrowie“ wurde zur Freude von Mit-Organisator Christian Schaible (AHSC Bamberg), Stadtrat Walter Mackert und Helmut Fischer, stellvertrender Landrat, kräftig und wohlklingend gesungen.