Am Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg geht man nun besondere Wege, um die Attraktivität des Berufs „Gesundheits- und Krankenpfleger“ wie auch die Mitarbeiterzufriedenheit weiter zu erhöhen. Mit einem wegweisenden Traineeprogramm Psychiatrie für Neueinsteiger und Wiederkehrer, einem Programm, das Berührungsängste verringern, Hemmschwellen reduzieren und ein deutliches Plus an solider Einarbeitung sichern hilft.
Basiswissen im Vordergrund
„Die somatische und die psychiatrische Pflege unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht“, erklärt Pflegebereichsleitung Julia Tandetzky, die das Trainee-Konzept erstellt hat. „Die Grundausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege legt ihren Fokus überwiegend auf den somatischen Bereich des Pflegeberufes. In der Psychiatrie geht es aber vor allem um eine professionelle Beziehungsarbeit und den Vertrauensaufbau zum Patienten. Sie erfordert eine spezifische, nicht nur auf die körperlichen Merkmale bezogene Krankenbeobachtung“, verdeutlicht sie.
Auf was es in der Psychiatrie ankommt, wird Neueinsteigern und Wiederkehrern künftig in einem Grundkurs beigebracht, in dem vor allem die Vermittlung von Basiswissen im Vordergrund steht. Die examinierten Pflegekräfte bereiten sich dabei auf die Spezialanforderungen der Psychiatrischen Pflege vor. Sie lernen, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren, um Krankheitsbilder zu erkennen und zu dokumentieren.
Denn viele Pflegekräfte interessieren sich für den Bereich der Psychiatrie, auch wenn sie im Rahmen ihrer Ausbildung dort nur sechs Wochen verbracht haben. Der Grundkurs setzt passgenau dort an und vermittelt eine Grundsicherheit an fachspezifischem Wissen: Beobachtungskriterien in der psychiatrischen Pflege genauso wie die Pflege bei Suchterkrankungen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, in der Akutpflege wie auch auf psychotherapeutischen Stationen.
Ergänzt wird die Grundfortbildung durch ein Rotationsprogramm, um die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirksklinikum Obermain insgesamt und die jeweiligen Nachbarstationen besser kennenzulernen. Die Rotation ist dabei flexibel und kann in verschiedenen Varianten erfolgen: Sie berücksichtigt die individuellen Wünsche, Erfahrungen und Interessen der neuen Mitarbeiter. Hat dieser beispielsweise bereits Erfahrungen im psychosomatischen Bereich, kann er diesen in der Rotation weglassen. Oder eben zur besseren Entscheidungsfindung andere Bereiche verstärkt durchlaufen.„Die aktuellen Planungen am Bezirksklinikum Obermain sehen vor, dass die Rotation vier Monate erfolgen kann“, erläutert Tandetzky. Der Einsteiger hat somit genügend Zeit, seine eigenen Kompetenzen mit den speziellen Tätigkeitsfeldern und Aufgaben abzugleichen und auf diese Weise entscheidungssicher seine Schwerpunkte zu finden.
„Paten“ in jeder Abteilung
In jeder Abteilung werden sich Paten der neuen Mitarbeiter annehmen. Der Pate ist Ansprechpartner bei Fragen und Unsicherheiten. Er kümmert sich neben der fachlichen Einarbeitung auch um die Integration in die jeweiligen Teams und vermittelt bei eventuellen Konflikten. Der Pate wird ausgewählt, bevor der neue Mitarbeiter seinen ersten Arbeitstag hat. Er begleitet den neuen Mitarbeiter im Traineeprogramm vom ersten Tag an bis zum Ende der Einsatzzeit des jeweiligen Fachbereichs. Der Pate auf der festgelegten Stammstation begleitet den neuen Mitarbeiter jedoch mindestens die ersten sechs Monate, bei Bedarf auch bis zu einem Jahr.
„Anhand eines zusätzlichen und speziell für das Traineeprogramm entwickelten Einführungsleitfadens erfolgt das „Training on the job“ nicht allein durch den Paten, sondern durch das gesamte Pflegeteam der jeweiligen Abteilung,“ ergänzt Steffen Wehrle, Pflegedienstleiter am Bezirksklinikum Obermain.