Unter „Anonymer Bestattung“ versteht man die Beisetzung eines Verstorbenen ohne ein individuelles Grabzeichen. Dabei findet meist eine Urne mit den sterblichen Überresten in einer Urnen-Gemeinschafts-Anlage ihren letzten Platz, wobei den exakten Beisetzungsort nur die Friedhofsverwaltung kennt.
Ein unscheinbarer, kleiner Abschnitt des Bad Staffelsteiner Friedhofs ist für anonym bestattete Tote vorgesehen. Bis vor kurzem war außer einer etwas mit Gras bewachsenen Erhöhung der Wiese hier auch nichts zu sehen. Niemand hätte von selber auf die Idee kommen können, dass es sich hier um ein Grab handelt.
Auf Initiative von Marlis Thiele übernahmen die Garten- und Blumenfreunde Staffelstein jetzt die Pflege der anonymen Begräbnisstelle. Die Vorsitzende und ihr Verein sind der Meinung, dass auch die anonym bestatteten Menschen gewürdigt werden und ein anständiges Grab bekommen sollten.
Als erstes suchten sie Unterstützer, um die Fläche ansprechend gestalten zu können. Das Anlegen leisteten Mitglieder der Blumen- und Gartenfreunde in mehreren Arbeitseinsätzen ehrenamtlich. Die Bad Staffelsteiner Reisefreunde spendeten 100 Euro, und auch bei einem Vereinsabend kamen den Garten- und Blumenfreunden durch Spenden noch 210 Euro zu. Das Geld wurde in eine Buchsbaumhecke investiert, mit der das anonyme Grab eingefasst wurde. Der Bestatter Bernfried Gleißner aus Lichtenfels steuerte die notwendige Erde bei.
Die Platte neben der anonymen Grabstätte ist ausschließlich zum Abstellen von Blumen gedacht. Kleine Engel oder andere Dekorationsartikel sind nicht erwünscht. Auf der kleinen Steinplatte, die sich direkt auf dem anonymen Grab befindet, brennt ein ewiges Licht. Hinter dieser Steinplatte hat der Steinmetzbetrieb Andreas Kerner Anfang der Woche einen Gedenkstein aufgestellt. Auf der übrigen Fläche wird noch Rasen angesät.
„Viele Menschen haben vor Ort keine Angehörigen, die sich nach deren Tod um ein eigenes Grab kümmern könnten und entscheiden sich deshalb dafür, sich anonym bestatten zu lassen.“
Marlis Thiele Vorsitzende der Gartenfreunde
„Die Anzahl der anonymen Bestattungen nimmt derzeit zu. Viele Menschen haben vor Ort keine Angehörigen, die sich nach deren Tod um ein eigenes Grab kümmern könnten, und entscheiden sich deshalb dafür, sich anonym bestatten zu lassen“, sagte Marlis Thiele. Auch ihr verstorbener Ehemann ist hier bestattet.
Seit acht Jahren
Viele Bürgerinnen und Bürger, deren Angehörige im anonymen Grab des Friedhofs Bad Staffelstein liegen, hätten sich bereits bei den Garten- und Blumenfreunden bedankt. Das anonyme Grab auf dem Bad Staffelsteiner Friedhof gibt es bereits seit 2005. „Wir haben das anonyme Grab angelegt, weil das dem Zeitgeist entspricht“, erzählte Wolfgang Jung. Wolfgang Jung ist für die Verwaltung des Bad Staffelsteiner Friedhofs zuständig.
Er sieht den Grund dafür, sich anonym bestatten zu lassen, zum einen darin, dass einfach keine Verwandten vor Ort sind, die sich um das Grab kümmern könnten. Zum anderen denkt er, dass viele Verstorbene nicht wollen, dass die Hinterbliebenen Arbeit mit ihren Gräbern haben. Im anonymen Grab des Friedhofs Bad Staffelstein sind derzeit 48 Urnen bestattet. Ein Platz im anonymen Grab des Friedhofes Bad Staffelstein kostet 450 Euro. Einen anonyme Bestattung ist jedoch nicht unbedingt für sozial Schwache gedacht: Sozial Schwache bekämen auch ein staatliches Grab gestellt, so Wolfgang Jung. Die offizielle Einweihung des neu gestalteten Areals findet am Mittwoch, 23. Oktober, um 10 Uhr statt.