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BAD STAFFELSTEIN: Ausdruck der Volksfrömmigkeit: Heilige Gräber am Obermain

BAD STAFFELSTEIN

Ausdruck der Volksfrömmigkeit: Heilige Gräber am Obermain

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    Das Heilige Grab in der Adelgundiskapelle auf dem Staffelberg wird auch dieses Jahr wieder aufgebaut.
    Das Heilige Grab in der Adelgundiskapelle auf dem Staffelberg wird auch dieses Jahr wieder aufgebaut. Foto: Adelheid Waschka

    Am Anfang steht die Frage: Was ist eigentlich ein „Heiliges Grab“? Welchen Zweck erfüllt es? Die Antwort darauf ist ebenso einfach wie kryptisch. Im Grunde genommen ist ein Heiliges Grab eine Nachbildung des Grabes, in dem Jesus Christus nach der Kreuzigung bestattet wurde und aus dem er nach drei Tagen auferstanden ist, erklärte Adelheid Waschka, die in einer Veranstaltung von CHW und KIS im Stadtmuseum über „Die Heiligen Gräber am Obermain und ihr Kult“ referierte.

    Jedes Jahr zu Ostern wird der Kreuzigung und der Auferstehung gedacht, und in vielen Gemeinden ist dabei ein Heiliges Grab der Mittelpunkt der Andachten. Erste Spuren eines Nachbaus finden sich im neunten Jahrhundert in Fulda. Zeitweise waren diese Nachbauten verboten, erst im 19. Jahrhundert erlebten sie einen „Aufschwung“, wenn man es so nennen möchte.

    Rückbesinnung aufs Brauchtum

    Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) brachte mehr Rationalität, Volksfrömmigkeit wurde im Anschluss eher belächelt. Viele der Heiligen Gräber verschwanden aus den Kirchen. Erst in jüngeren Jahrzehnten hat man sich wieder auf sie besonnen, neue und restaurierte Gräber werden in vielen Kirchen wieder aufgebaut.

    Adelheid Waschka, Leiterin des Stadtmuseums und Stadtarchivarin, bei ihrem Vortrag.
    Adelheid Waschka, Leiterin des Stadtmuseums und Stadtarchivarin, bei ihrem Vortrag. Foto: Werner Diefenthal

    So auch in Oberfranken, wie Adelheid Waschka referierte. „Seit 1996 beschäftige ich mich eingehend mit diesem Thema“, so Waschka einleitend. „Ich konnte damals am Tag des Offenen Denkmals das Heilige Loch in Bamberg an der Panzerleite besichtigen. Ursprünglich ging es dabei um die historische Wasserleitung, doch als man Rechnungen für ein Heiliges Grab fand, war das Interesse geweckt.“

    Katholische Karfreitagstradition

    Doch bereits vorher hatte Adelheid Waschka Berührungspunkte mit den Heiligen Gräbern. In Bamberg katholisch aufgewachsen, gehörte der Besuch der Heiligen Gräber bei der Karfreitagsprozession einfach dazu. „Um 6 Uhr an der Oberen Pfarre ging es los – an der Karmeliten-Kirche Sankt Theodor vorbei den Altenburgberg hoch, von dort hinüber nach Sankt Getreu, wo das Ende war. Gebetet wurde der schmerzhafte Rosenkranz – an verschiedenen steinernen Wegekreuzen wurde das Evangelium vorgelesen.

    Danach ging es mit Oma, Onkel und Tante, Papa und Mama zu den Heiligen Gräbern in Sankt Getreu und der Heilig-Grab-Kapelle im Michelsberg (immer noch gesperrt) – wobei das Durchkriechen durch das Ottograb unbedingt nicht ausgespart werden durfte. Dann Sankt Jakob und zum Dom. Wenn noch Zeit war, dann ging es noch einmal hinüber zur Oberen Pfarre, um im Chorkranz das Heilige Grab im Sakramentshaus zu bewundern.“

    Doch wie kam es zu den Heiligen Gräbern? Der Ursprung liegt in der Kreuzigung und in dem, was danach geschah. Der Körper Jesu durfte während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben, also bat man, den Leichnam abnehmen zu dürfen, was auch gewährt wurde. So wurde er bestattet, doch nach drei Tagen fand man das Grab leer vor, der Stein vor der Öffnung war weggerollt worden.

    Beeindruckend: Baunach

    Adelheid Waschka zeigte an einigen Beispielen aus der Umgebung, wie die Heiligen Gräber einst ausgesehen haben und teilweise heute noch aussehen. Eines der beeindruckendsten Heiligen Gräber war das in der Pfarrkirche in Baunach, in der auch das Fastentuch, das vermutlich aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt, zu sehen war. Das Baunacher Ostergrab, wie es offiziell heißt, besteht aus 38 Holztafeln und wurde zwischen 1750 und 1755 vermutlich von einem Baunacher Schreiner gefertigt. Einig sind sich die Experten, dass die Bemalung von Johann Anwander, der auch das Bamberger Brückenrathaus gestaltet hat, stammt.

    Ab 1985, nach einer umfangreichen Restaurierung, wurde es nur noch alle drei Jahre aufgebaut, seit 2018 nach der Wiedereröffnung der Pfarrkirche ist es in verkleinerter Form ganzjährig zu betrachten.

    Bedeutend: Staffelberg

    Eines der bedeutendsten Denkmäler ist das Heilige Grab in der Adelgundiskapelle auf dem Staffelberg. Errichtet hatte es ursprünglich der in der Staffelbergklause lebende Eremit Jakob Heß von 1761 bis 1763. Es handelt sich um einen Bühnenaufbau aus Holzbrettern mit drei beweglichen Figurengruppen, der alljährlich von Freiwilligen in der Karwoche aufgebaut wird.

    Adelheid Waschka zeigte noch weiter Beispiele aus der Region. Allen gemeinsam ist, dass sie die Auferstehung Jesu darstellen, in der Osternacht oft auch mit theatralischen Mitteln. Anhand von vielen bildlichen Darstellungen verdeutlichte Adelheid Waschka die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten der Heiligen Gräber, wie Engel, die Jesus auf dem Weg in den Himmel begleiten, einen zürnenden Gottvater, der Blitze schleudert, oder Jonas, der vom Wal ausgespien wurde. Die Geschichte aus dem Alten Testament gilt als Hinweis auf die Auferstehung Jesu, von der im Neuen Testament berichtet wird.

    Es zeigte sich, dass Adelheid Waschka sich viele Jahre mit diesem Thema befasst hat. Sie konnte zu jedem der vorgestellten Heiligen Gräber ausführliche Auskünfte geben und auch alle Fragen der Gäste beantworten, die sich bei ihr mit lang anhaltendem Applaus bedankten.

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