Noch bis zum 31. Juli ist im Diözesanhaus die Wanderausstellung „Kommt zusammen! Moschee, Kirche, Synagoge“, jeweils montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Darin zeigt Jochen Gewecke 88 seiner 113 eigenen Fotografien aus christlichen Kirchen, aus Moscheen und Synagogen.

Bei der Vernissage wies der Philosoph und langjährige Mitarbeiter in der katholischen Erwachsenenbildung im Erzbistum Bamberg, Helmut Hof, auf die Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs hin. „Die Bilder von Jochen Gewecke laden uns ein, über perspektivische Verengungen hinauszugehen und nicht nur auf den anderen zu blicken, sondern sogar mit den Augen des anderen zu schauen. Herausfordernd, wo doch gerade Religion eine ausschließliche Hingabe fordert“, erklärte Hof.
„Es gibt Wahres und Heiliges auch in anderen Religionen.“
Helmut Hof, Philosoph

Da stehe man vor seiner Kirche, ist ergriffen von ihrer Schönheit und schaut noch mal von innen zur Tür raus – zur Synagoge, zur Moschee. In der eigenen Perspektive strahlen nur die eigenen Fenster, die anderen sind alle grau. Zugleich stehen Menschen in der Synagoge, in der Moschee, und sagen das Gleiche umgekehrt.
Die Wirklichkeit Gottes erahnen
„Es gibt Wahres und Heiliges auch in anderen Religionen. Als Christen sollten wir dieses nicht als Konkurrenz bekämpfen, sondern anerkennen, wahren und fördern. Auf Einladung von Papst Johannes Paul II. fanden sich 1986 erstmals in der Geschichte der Menschheit Vertreter aller Regionen in Assisi zusammen, um an einem gemeinsamen Ort je auf ihrer Weise, in ihrem Glauben für den Frieden zu beten“, so der Philosoph.
Papst Franziskus führte diese Linie weiter, etwa in der Erklärung über die Geschwisterlichkeit aller Menschen, die er 2019 in Abu Dhabi unterzeichnete. „Ich möchte Sie einladen, uns von den Bildern dieser Ausstellung berühren zu lassen und dem zunächst Fremden mit einem angstfreien Blick der Liebe zu begegnen. Eine heilsame Verunsicherung des Gewohnten kann uns befreien zu einer Ahnung der Wirklichkeit Gottes, die hinter unseren Bildern und Konzepten verborgen ist“, so der 66-jährige zum Schluss.
Danach gab der Künstler Jochen Gewecke aus Mössingen (Landkreis Tübingen) selbst einen Einblick in seine Arbeit. Seit vielen Jahren begibt er sich auf Entdeckungsreise durch eine für ihn fremde Welt und fotografiert Kirchen, Moscheen und Synagogen sowie die Menschen, die sich darin zum Gebet versammeln. Denn so verschieden die drei monotheistischen Weltreligionen auch sind – in allen drei Religionen kommen die Gläubigen zum gemeinsamen Gebet in Gotteshäusern zusammen. Architektur und Innenausstattung erzählen dabei immer auch etwas vom Glauben der Religion.
Unerwartete Sichtweisen
Der Mössinger Grafikdesigner zeigt etwa einen knienden, ganz dem Freitagsgebet hingegebenen Moslem. Behutsam näherte er sich Männern, die sich vor dem Gebet an Brunnen der Moschee reinigen. Auch Christen beim Abendmahl sind auf Geweckes Bildern zu sehen. Dazu das gotische Gewölbe einer englischen Kirche, die prächtigen Kronleuchter der Moschee, die strengen Formen der Synagogen sowie Kirchtürme und Minarette über Großstadtdächern. Den Betrachtenden der Fotoausstellung tun sich unerwartete Sichtweisen auf. Scheinbar Nebensächliches gewinnt im Foto an enormer Aussagekraft – vor allem auch im Vergleich mit entsprechenden Details aus anderen religiösen Einrichtungen. Ungewohnte Perspektiven öffnen neue Zugänge und regen zum Nachdenken an. Das vielleicht Wichtigste an diesem interkulturellen Kunst Projekt: Es überwindet Grenzen, öffnet Räume und bringt viele Menschen dazu, sich gegenseitig besser oder überhaupt kennenzulernen.
Die Vernissage wurde von Matthias Köhler am Saxophon musikalisch bereichert. Die Ausstellung wird gefördert durch die Oberfrankenstiftung, die Sparkassenstiftung Coburg-Lichtenfels sowie über die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Lichtenfels im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.