Dire Straits Experience, schon der Name zeigt, wie eng man sich am Original orientiert. Die Musiker um Chris White, der seinerzeit zur Live-Besetzung der Dire Straits gehörte, spielten so nah am Original, wie es eben möglich ist. Er selbst gibt aber offen zu, dass er im Grunde genommen daran gezweifelt hat, Mark Knopfler, den Kopf hinter der legendären Band, auch nur annähernd ersetzen zu können. Doch mit dem Gitarristen und Sänger Terence Reis hat er jemanden gefunden, der Mark Knopfler von der Spielweise und dem Gesang her sehr nahe kommt.
Perfektionismus
Perfektionismus auf der Bühne auf die Spitze getrieben, so könnte man es nennen. Aber gerade dieser Perfektionismus war es, was die Zuschauerinnen und Zuschauer an der fast ausverkauften Seebühne in ihren Bann zog. Begeistert empfing man die Band, die sich nicht lumpen ließ und von der ersten Note an das Gefühl aufkommen ließ, dass doch irgendwie die Zeit stillgestanden ist und man dem Original zuhört.
Perfekt die Gitarrenriffs, das Zusammenspiel, der Gesang. Und dann natürlich die Soli von Chris White, der mit seinem Saxofon zeigte, warum er damals zur Live-Besetzung gehört hat.
Stücke von epischer Länge, wie „Telegraph Road“, das rund 15 Minuten dauert, dazu „So far away“, „Walk of Life“, „Lady Writer“, Musik zum Genießen. Nicht fehlen durften die scheinbar endlosen Lieder „Romeo and Juliet“ und „Brothers in Arms“, die gerade live gespielt erst die vollen Bandbreite dessen entfalten können, was Mark Knopfler und Co. damals geschrieben haben, und zeigten, warum man die Dire Straits als „die Live-Band“ bezeichnet hat.
Ernste Notlage
„Ernste Notlage“, das in etwa bedeutet der Name Dire Straits übersetzt. Ein Wortspiel, das sich auf die finanzielle Situation der Band in der Anfangszeit bezieht. Und wenn man den Faden nun weiterspinnt, kommt „Erfahrungen mit der ernsten Notlage“ bei der Band auf der Bühne heraus.

Doch in eine ernste Notlage befand sich an diesem Abend wohl eher niemand. Das Publikum jedenfalls genoss, man schwelgte in Erinnerungen, bei einigen Stücken wurde getanzt. Chris White ließ es sich nicht nehmen, das Publikum auf Deutsch zu begrüßen. Er habe es einst in der Schule gelernt, so Chris. „Ein kleines bisschen klein, aber schlecht“, sagte er grinsend er, um danach wieder auf Englisch umzuschwenken.
Musik im Vordergrund
Geredet wurde nicht viel. Auch auf eine pompöse Bühnenshow hatte man verzichtet, die Musik stand im Vordergrund. So natürlich auch das Lied, mit dem 1978 der Durchbruch für die Dire Straits kam, „Sultans of Swing“. „Private Investigations“ stand ebenfalls noch auf dem Programm.
Rund zwei Stunden spielte Dire Straits Experience, bevor man sich verabschiedete, um allerdings direkt die geforderte Zugabe abzuliefern. „Money for Nothing“, einer der größten Hits der Dire Straits folgte, was im Publikum erneut zu Stürmen der Begeisterung führte. Die Frage, die man sich hier aber stellen darf: Kann man etwas so Perfektes wie die Musik der Dire Straits verbessern? Ist hier noch Raum für eigene Interpretationen? An diesem Abend nicht, denn die Band spielte das Original nach. Man kam ihm nahe, aber besser als das, was Mark Knopfler und die Dire Straits ursprünglich geschaffen haben, wurde es nicht. Es fehlte die Lockerheit des früheren Frontmanns, die spielerische Leichtigkeit, mit der M
ark Knopfler das Publikum immer wieder in Verzückung versetzte.

Mit Anlage unzufrieden?
Bei allem Elan, der von „Dire Straits Experience“ an den Tag gelegt wurde, es fehlte einfach das letzte Quäntchen, um an die Musik des Originals heranzukommen. Vielleicht lag es auch mit an der nicht perfekt ausgesteuerten Anlage, die an manchen Stellen vor der Seebühne zwar durchaus gut klang, an anderen Stellen jedoch eher mittelmäßig oder sogar schlecht. Man versuchte zwar immer wieder nach zur egeln, aber nur mit mäßigem Erfolg.
Die Gitarren, so professionell sie auch gespielt waren, klangen zu schrill, die Keyboards überlagerten immer wieder die Gitarren, der Gesang kam oft verzerrt an. Woran es lag? Irgendwie hatte man gelegentlich den Eindruck, dass man mit dem Equipment nicht zufrieden war.
Dennoch, die Zuschauerinnen und Zuschauer hatten Spaß an der Musik. Doch in dem ein oder anderen reifte die Erkenntnis, dass man „perfekt“ eben doch nicht mehr steigern kann.