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BAD STAFFELSTEIN: Bad Staffelstein: Geschichte erinnert und mahnt

BAD STAFFELSTEIN

Bad Staffelstein: Geschichte erinnert und mahnt

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    Das Interesse war groß, als Adelheid Waschka, Stadtarchivarin und Leiterin des Stadtmuseums, in ihrer Eigenschaft als Leiterin des Arbeitskreises Stadtgeschichte bei der Kulturinitiative Bad Staffelstein zu ihrem Vortrag „80 Jahre Kriegsende in Bad Staffelstein“ einlud. Bis auf den letzten Platz füllte sich die Alte Darre.

    Eine eindrucksvolle Präsentation folgte, die sich mit der Zeit vor, während und auch nach dem Nationalsozialismus im Raum Staffelstein befasste. Beginnende mit dem Reichsarbeitsdienst, dessen Wurzeln allerdings in die Zeit der Weimarer Republik reichten, um die damals herrschende Massenarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Im Dritten Reich war dieser ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft und ein Teil der Erziehung, auch als Vorbereitung auf den Wehrdienst.

    Gräueltaten waren nicht weit weg

    Eines der damals entstandenen Projekte ist eine Wasserkraftanlage bei Hausen, geplant 1923, fertiggestellt 1934 und mit einem imposanten Rahmenprogramm eingeweiht. Waschka berichtete weiter über die stattgefundenen Pogrome und die Verfolgung der Juden, angefangen von den ersten Pogromen 1923 in Autenhausen bis hin zu der Deportation der Lichtenfelser Juden in die Vernichtungslager, auch die Euthanasie in Kutzenberg ließ sie nicht unerwähnt. Interessante Funde rundeten die Ausführungen ab.

    So konnte Adelheid Waschka belegen, dass ein Bild von Adolf Hitler, auf dem er mit Kreisleiter Fritz Lämmlein abgebildet ist, 1930 an der Wirtschaft „Grüner Baum“ aufgenommen wurde, also noch vor der Machtergreifung.

    Eine andere, wohl kaum bekannte Geschichte, ist die des Absturzes eines Flugzeugs auf dem Staffelberg. Sofort wurde alles abgesperrt, niemand durfte zur Absturzstelle. Es hat sich später herausgestellt, dass es sich bei der Maschine um eine Junkers W 34 gehandelt hat. Diese Maschine war für den Kriegseinsatz gedacht, so Adelheid Waschka, und hätte eigentlich so nicht existieren dürfen.

    Herausgeber wehrte sich

    Es gab auch Widerstand am Obermain, so Waschka, und stellte einige Personen aus dieser Zeit vor, wie Gotthard Felgenauer, den Herausgeber des „Staffelsteiner Tagblatts“, und sein Schwiegersohn Anton Schuster, der mehrmals verhaftet und misshandelt wurde, weil er sich weigerte, das Staffelsteiner Tagblatt in die Parteipresse einzugliedern.

    Katastrophe in Zapfendorf

    Adelheid Waschka konnte alles mit diversen Quellenangaben belegen. Oft herrschte betretenes Schweigen in der Alten Darre, man hörte aufmerksam zu. Manch einem war anzusehen, wie nah die erzählten Geschichten gingen.

    Als der Krieg sich dem Ende näherte, geschah in Zapfendorf am 1. April 1945 die Katastrophe. Bei einem Luftangriff der Amerikaner wurde ein im Bahnhof stehender Munitionszug getroffen, der daraufhin explodierte. Insgesamt kamen dabei 23 Menschen ums Leben, Zapfendorf wurde schwer zerstört.

    Auch von in Kloster Banz gelagerter Beutekunst wusste die Referentin zu berichten, diese wurde bereits kurze nach dem Krieg zu Teilen wieder zurückgegeben. Kriegsgefangene und andere Menschen, die man zum Teil aus den Ostgebieten verschleppt hatte, mussten in Staffelstein Zwangsarbeit leisten, so zum Beispiel in der Flachsröste. Auch dies konnte einwandfrei belegt werden.

    Mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 endete auch in Staffelstein der Krieg endgültig. Bereits vorher hatten die Amerikaner die Stadt besetzt. Der Friede zog ein, man begann den Wiederaufbau.

    Publikum war bewegt

    Langanhaltender Applaus der Anwesenden zeugte davon, dass Adelheid Waschka einen interessanten und bewegenden Vortrag gehalten hatte, der mit der letzten Folie der Präsentation noch lange nicht zu Ende war. Viele der Anwesenden diskutierten und erzählten von Ereignissen, die sie zum Teil noch als Kind erlebt hatten oder ihnen von ihren Eltern und Großeltern mitgegeben worden sind.

    Waschkas Vortrag erinnerte an dunkle und menschenverachtende Zeiten, in der ein Regime an der Macht war, das Millionen von Toten auf den Schlachtfeldern und den Konzentrationslagern zu verantworten hatte, von den Millionen unschuldiger Zivilisten in allen Ländern ganz zu schweigen. Für viele war der 8. Mai der Tag der Befreiung. Für andere nur das Ende eines langen währenden Albtraums, der sich nicht wiederholen darf.

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