So ernst sieht man den Werksleiter der Therme selten. Nicht viel anders ist die aktuelle Lage in der Obermain Therme selbst. „Die derzeitige Situation ist für unsere Bäder untragbar!“, sagt Hans-Josef Stich. Was er damit meint, ist die geltende 2G-plus-Vorschrift für die Thermen in den Heilbädern und Kurorten. Das bedeutet, dass geimpfte oder genesene Badegäste zusätzlich einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen müssen.
Das wiederum heißt für die Gäste in der Obermain Therme: Wer nicht schon von zu Hause einen aktuellen negativen Test mitbringt, testet sich vor Ort. In den kleinen Teststationen (Vitale Apotheke) direkt vor der Therme, gehe das relativ problemlos, so Hans-Josef Stich. Es braucht halt Geduld, zeigt sein Blick auf die meist lange Warteschlange.
„Wir bleiben bei unserer Forderung an die Politik, 2G plus für alle zu beenden!“
Hans-Josef Stich, Werksleiter der Obermain Therme
Und es braucht gute Nerven und gute Ausrüstung: Warten, bis sie dran sind und danach noch auf das Testergebnis dürfen die Testlinge ja nur im Freien. Bei Regenwetter und Schneetreiben nicht gerade angenehm. Immerhin hat Hans-Josef Stich dazu eine gute Nachricht: „Das alte Hallenbad wird jetzt aufgemacht, dann können die Testungen im Inneren stattfinden.“
Alle Becken sind zurzeit in Betrieb

Doch das war es auch schon mit den guten Neuigkeiten. Keine Events, weder im Thermenmeer noch im Saunaland. „Aktuell stehen zwar alle Becken zur Verfügung. Aber hier ist zwingend der Mindestabstand von 1,50 Metern einzuhalten. Die Sole-Inhalation, der große Strömungskanal und die drei Dampfbäder sind bis auf Weiteres außer Betrieb“, zählt er auf.
Lediglich im Therapie-Bereich sind die Sole-Inhalationen in Betrieb. Dafür, so Stich, bräuchte man keinen tagesaktuellen negativen Test. Auch nicht zum Einkauf im Bademoden-Geschäft oder beim Kauf von Thermen-Gutscheinen. „So, und jetzt erklär' das mal einem Badegast“, schüttelt Stich den Kopf. Das benötigt zuweilen Nerven.
Die meisten Leute zeigen sich einsichtig
Das kann auch die Security-Mitarbeiterin bestätigen, die – in wechselnden Schichten mit ihren Kollegen – am einzigen Eingang, am so genannten Winter-Eingang der Therme, ihren Dienst verrichtet. Die meisten Leute seien einsichtig, würden unaufgefordert ihren Impf- oder Genesenen-Status vorzeigen. „Alle haben irgendein Ausweisdokument dabei plus einen gültigen negativen Test“, freut sich die junge Mitarbeiterin des Franconia-Sicherheitsdienstes.
An diesem Tag zur Mittagszeit hat sie nicht viel zu tun. Es sind nur wenige Badegäste, die die Therme besuchen oder sich in den Saunen aufheizen lassen wollen. „An den Wochenenden kann es schon mal sein, dass wir in Stoßzeiten einen Einlassstopp haben, aber an den Werktagen ist es eher ruhiger“, so Hans-Josef Stich mit Blick auf die Besucher-Zahlen.
An den Werktagen ist im Moment wenig los
Erkennt man da nicht eine grimmige Falte auf der Stirn des Thermen-Chefs? In der Tat. „Ständig ändert sich etwas. Es gibt zig Ausnahmen, das ist total verwirrend!“ Und nicht nur für die Badegäste, sondern auch für den Betreiber und das Personal. Erst hieße es, die erlaubte Anzahl der Besucher richte sich nach Quadratmeter Fläche, die einem Gast zur Verfügung stehen müsste. Dann wurde diese Zahl geteilt durch vier als maximale Auslastung. Dann sollte wiederum die Anzahl der verfügbaren Schränke eine Rolle spielen. Aktuell ist die Zahl der Besucher, die das Bad gleichzeitig besuchen dürfen, auf 450 Gäste begrenzt.
Die Kosten laufen dadurch davon. Wo will man sparen? Mit Blick auf die sinkenden Einnahmen bei gleich gebliebenen Ausgaben fällt Hans-Josef Stich nur wenig ein. „Du kannst ja nicht mal sparen“, bedauert er. „Du brauchst eine Badeaufsicht, egal ob fünf Leute im Becken sind oder 200.“ Auch im Sicherheitsbereich und bei der Umsetzung der Hygienevorschriften kann kein Personal eingespart werden. Wie wohl der Blick auf die Jahresbilanz des Zweckverbandes Thermalsolbad Bad Staffelstein ausfällt? Stich dazu: „Sie wird auf jeden Fall keine Freudentränen bei mir auslösen.“

In den Weihnachtsferien keine Verlängerung bis 23 Uhr.
Allerdings plant der Thermen-Chef ein, seine Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit schicken zu müssen. Dass sie ihm im Großen und Ganzen alle treu geblieben sind, freut ihn sehr: Immerhin sind hier rund 180 Mitarbeiter in den verschiedensten Bereichen beschäftigt. Was allerdings geändert wird, sind die Öffnungszeiten in den Weihnachtsferien: Die geplante Verlängerung der Badezeiten bis 23 Uhr wird es diesmal nicht geben.
Der Werksleiter zeigt sich kämpferisch: „Wir bleiben bei unserer Forderung an die Politik, 2G plus für alle zu beenden! Keine zusätzliche tagesaktuelle Testpflicht mehr für Genesene und Geimpfte vor einem Bad-Besuch!“ Immerhin in Sachen Geboosterte, für die Probeweise 2G plus aufgehoben worden ist, hat ihn die Politik erhört.