Auweia, da haben die Organisatoren ordentlich ‘was zu hören bekommen. Mit vielem hatten sie gerechnet, damit aber nicht. Rote Punkte ohne Ende hatten die Kinder und Jugendlichen auf die Tafel „Stadtplan“ geheftet. Ihre Aufgabe war: „Klebt rote Punkte dahin, wo euch etwas nicht gefällt!“

Eingeladen hatten die beiden Jugendbeauftragten der Stadt, Christina Gründel und Rica Kohmann. In Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanager Michael Böhm und den beiden Städteplanern Dominik Biller (Firma Planwerk, Nürnberg) und Lena Beyrich (TeamBüro Markert, Nürnberg) sollten Bad Staffelsteiner Kinder und Jugendliche sich aktiv an der Zukunft ihrer Stadt beteiligen.
Hauptthema war die Skater- und Scooter-Anlage am Pferdsfelder Weg
Dazu wurden die weiterführenden Schulen direkt angeschrieben und Schüler ab der vierten Klasse zu einem Treff, zu einer „Zukunftswerkstatt“ eingeladen. 20 Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren meldeten sich. Und die hatten wirklich etwas zu sagen. Hauptthema: die Skater- und Scooterbahn am Pferdsfelder Weg.
„Unsere Scooteranlage ist sehr vielseitig und bietet Möglichkeiten für Jugendliche, sich mit Freunden zu treffen und Spaß zu haben. Die Heranwachsenden können sich austoben und mit Freunden neue „Stunts“ ausprobieren.“ So wirbt die Bad-Stadt auf ihrer Internetseite für die Bahn, die teilweise erst vor zwei Jahren neu gestaltet wurde. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Das Areal ist verdreckt, zugemüllt, voller Scherben. Rostige und herausschauende Schrauben liegen herum. „Größere“ trifft man hier, die diesen Ort zum Rauchen und Trinken nutzen.
Polizeikontrollen haben an der Situation nichts geändert
Das und mehr bemängelten die Kids bei der „Zukunftswerkstatt!“ heftig. Obwohl es in diesem Bereich schon mehrere Male Kontrollen von der Polizei gegeben hätte, würde sich nichts ändern.
Einige Zitate aus der Runde: „Irgendjemand räumt den Abfall weg und am nächsten Tag ist wieder alles voll“. „Und das, obwohl genügend Mülleimer da sind. Obwohl, die werden ja von den Älteren umgeworfen, ins Gebüsch geschmissen oder sogar angezündet!!“ Das berichtete ein Großteil der anwesenden Kinder und Jugendlichen. Und da ist noch etwas: der Weg zum Scooterplatz ist nicht asphaltiert, die Roller müssten also den ganzen Weg dorthin und natürlich auch auf dem Nachhauseweg in der Hand getragen werden, sonst gingen die Reifen kaputt.
Weil ältere Jugendliche dort rauchen und Alkohol konsumieren
Es fehlt zudem an einer Unterstellmöglichkeit bei Hitze: kein Schirm, kein Sonnensegel oder ähnliches bietet Schutz vor der prallen Sonne, oder wenn man sich mal etwas ausruhen möchte.
Das alles überraschte die beiden Stadträtinnen sehr, auch Michael Böhm hakte noch einmal nach. Doch es scheint Fakt: Hierhin mag keines der Kinder mehr gerne gehen. Auch die fehlende Beleuchtung sei ein Thema, so die Kinder. Und erneut: „Warum verkauft der Supermarkt denen (gemeint sind „die Großen“, Anm. d. Red.) Alkohol und Zigaretten? “, fragte eines der Mädchen. „Die wollen doch gar nicht fahren, die wollen sich nur treffen und verscheuchen uns!“
Der Wunsch nach einem Kino für die Kurstadt
Weitere Punkte, die die jungen Bad Staffelsteiner kritisierten, bezogen sich auf die Infrastruktur: Etwa, dass es zu wenige Eisdielen gebe. In den umliegenden Dörfern sei das Angebot noch geringer, und es gebe allgemein zu wenig Geschäfte. Der Wunsch nach einem Kino wurde mehrere Male geäußert.

Rote Punkte bekamen auch einige der Spielplätze in der Kernstadt: Hier sei nur etwas für die ganz Kleinen, nichts für ihr Alter, antworteten die Zwölf- bis 14-Jährigen. Sie wünschten sich mehr Abwechslung, zum Beispiel Kletterwände, einen „Skaterpark Pumptrack“ ( eine Art Schanzen- und Hindernis-Parcours), und nicht wenige würden sich freuen, wenn es eine frei zugängliche Turnhalle geben würde mit immer aufgebauten Geräten.
Schade fanden es einige der Schulkinder, dass im Hallenbad nur wenige Duschen frei seien (wegen Corona verständlich – oder auch nicht?) , und von denen würde oft nur kaltes Wasser oder gar kein Wasser kommen. Außerdem wurde der Schmutz und die Flecken an den Fliesen bemängelt. Da fühle man sich nicht wohl.
Der Sprungturm am Badesee ist beliebt
Durchweg positiv mit ganz vielen grünen Punkten schnitt der Badesee ab. Der Kiosk, der Verleih von Stand-up-Paddeling-Brettern, der Sprungturm oder einfach nur schwimmen: Das kommt bei den jungen Bürgerinnen und Bürgern richtig gut an.

Insgesamt bot die „Zukunftswerkstatt“ reichlich Informationen für die beiden Jugendbeauftragten Christina Gründel und Rica Kohmann, die nicht müde wurden, sich Notizen zu machen und manche Details genau zu hinterfragen. Die Ergebnisse sollen in einer der nächsten Sitzungen dem Stadtrat präsentiert werden. Die Stadt nimmt ihre jungen Bürger ernst, genau wie deren Ideen und Vorschläge. Das Projekt „Deine Stadt – Deine Ideen – Deine Zukunft“ scheint aufzugehen.