In einigen Dörfern des Staffelsteiner Lands gibt es schon welche, längst aber noch nicht in allen der 29 Stadtteile: Defibrillatoren, die bei plötzlichen Herzrhythmusstörungen zum Einsatz kommen und mit denen Laien ohne große Vorkenntnisse Leben retten können. CSU und Junge Bürger wollen das besser heute als morgen ändern, hatten einen entsprechenden Antrag im Stadtrat gestellt.
„Grundsätzlich ist das sinnvoll“, sprach Bürgermeister Mario Schönwald (FW) wohl allen Stadträtinnen und Stadträten aus der Seele. Über den Nürnberger Verein „Bürger retten Leben“ und die Kampagne „Herzsicheres Bad Staffelstein“ wurde in 2024 bereits der Versuch unternommen, mit einem werbenden Schreiben Sponsoren für „Automatisierte Externe Defibrillatoren“ (AED) zu finden.

Jüngst aber hatte der Verein der Stadt per Mail mitgeteilt, dass er keine Spendengelder habe akquirieren können. „Wir würden gerne unsere Vereine ermutigen, selbst loszugehen und Spendengelder einzusammeln, wie das schon in einigen Orten geschehen ist“, fasste Schönwald seine Idee in Worte.
„Defi“ ist nicht gleich „Defi“
Dabei ist „Defi“ nicht gleich „Defi“: Das BRK empfiehlt in einem Schreiben, nicht unbedingt die in der Anschaffung kostengünstigste Variante zu nehmen, da hier mit weitaus höheren Folgekosten zu rechnen ist – bis hin zu der Tatsache, dass mach vermeintlich preisgünstiger AED nach einigen Jahren Lauf- und Nutzzeit weggeworfen werden könne, weil sich Akku und Pads nicht tauschen lassen. Die ideale, aber auch kostenintensivste Lösung: ein Defibrillator, der mit den Geräten des Rettungsdiensts kompatibel ist und dessen Pads von den Sanitätern, nach Anklemmen des eigenen Geräts, weitergenutzt werden.

„Einige Orte sind unterversorgt“, brachte es Zweiter Bürgermeister Holger Then (JB) auf den Punkt. „Wir müssen überlegen, wie wir das in kleinen Orten handhaben, die einen Defi nicht selbst finanzieren können.“ Weil es dort schlicht keine Firmen gibt. „Vielleicht können wir da etwas über die Stiftung ,Unser Bad Staffelstein‘ machen, um sie nicht zu benachteiligen.“
Finden sich Geldgeber?
Then und Schönwald betonten unisono, dass es gelte, die Defis dann auch in eine App einzupflegen, um sie im Fall der Fälle schnell zu lokalisieren. Werner Freitags (Grüne/SBUN) Vorschlag, auch entsprechende Hinweisschilder aufzustellen (als Beispiel nannte er Loffeld), stieß dagegen im Gremium auf wenig Gegenliebe.
CSU-Fraktions-Chef Jürgen Hagel sah den Antrag missverstanden: Die Stadt solle die Koordination und damit die Verantwortung nicht auf die Vereine abwälzen. „Wir wollen eine flächendeckende Absicherung durch Defis“, forderte er. Nur die Stadt könne für eine Einheitlichkeit bei den Modellen sorgen, wie auch Walter Mackert (CSU) bekräftigte. „Wir wollen eine Gesamtlösung!“, so Hagel. Aus eigener Erfahrung berichtete er, dass es bei Billig-Modellen monatelange Wartezeit auf Ersatzteile gebe. Außerdem äußerten er und später auch Ottmar Kerner (CSU) Zweifel, ob es in den Orten genügend Sponsoren gebe. Auf Mario Schönwalds Einwand hin, es könnten sich auch Privatpersonen beteiligen, schüttelte Hagel verwundert und verärgert den Kopf, öffnete sein Portemonnaie – und legte mit den Worten „Da sind die ersten 100 Euro“ Scheine auf den Tisch.
Um Billig-Lösungen zu verhindern
Auch Volker Ernst (FW) wollte verhindern, dass per se die günstige Variante eines AED genommen wird. Den Vorschlag des Bürgermeisters, dass die Stadt Installation und Wartung übernehmen wolle, begrüßte er. Er wollte jedoch die Wartungskosten deckeln – auch als Fingerzeig, dass es nicht die Billig-Lösung bei der Anschaffung sein sollte.
„Der ein oder andere wartet schon darauf“, sagte JB-Fraktionsvorsitzender Christian Ziegler mit Blick auf die angedachte Übernahme der Installations- und Wartungskosten. Dieser Beschluss wurde letztlich auch getroffen, mit Gegenstimme von Volker Ernst, da es keine Budgetierung gibt. Die Verwaltung wurde beauftragt, eine Zusammenstellung der bislang bestehenden „Defis“ und damit den Bedarf zu ermitteln. Stefan Dinkel (CSU) erinnerte sich an die Stadtratssitzung zuvor und den Vortrag von Andrea Musiol zum Projekt „Unterstützung Bürgerengagement“ der LAG-Region Obermain. Sie hatte in Aussicht gestellt, dass Vereine auch die Beschaffung von AED gefördert bekommen können. Genau das, so Dinkel, solle man abklären – und dann kommunizieren.

Im Stadtrat kurz notiert •Satte fünf Millionen Euro an Investitionszuschüssen fehlen in der Jahresrechnung 2024, beispielsweise aus dem Förderprogramm RZWas für Kanalsanierung. „Diese werden mittlerweile Jahre verspätet ausbezahlt“, bedauerte Kämmerin Annette Ramer auf Nachfrage von Jürgen Hagel (CSU). Auch dauere die Bearbeitung von Verwendungsnachweisen bei der Regierung sehr, sehr lange, was ebenfalls Auszahlungen verzögere. Hinzu kommt in 2024 ein Minus von einer Million Euro an Gewerbesteuereinnahmen. So hatte die Stadt Bad Staffelstein zum Jahreswechsel 10,75 Millionen Euro Schulden, bei 4,27 Millionen Euro Rücklagen. •„Der Zweckverband Kindergarten Schönbrunn ist schuldenfrei und bleibt auch schuldenfrei“: 48 Kinder aus der Stadt Bad Staffelstein und 21 aus Lichtenfels spielen und lernen im Kiga Schönbrunn gemeinsam. Der Zweckverband verfügt über Rücklagen von 107.000 Euro, von denen im Jahr 2025 etwa 31.200 Euro entnommen werden. •„Wann fängt der Kiliansbrunnen endlich wieder an zu sprudeln?“ Bereits im Mai 2024 sowie im September hatte Ottmar Kerner (CSU) den funktionslosen Brunnen neben der Sankt-Kilians-Kirche angesprochen. Die Antwort, die er von Bürgermeister Schönwald bekam, dürfte ihn wenig zufriedenstellen: Es liege ein Defekt vor. Einen Zeitrahmen nannte er nicht. • In der Badumstraße wird zu schnell gefahren: Das brachte Volker Ernst (FW) auf Bitte von Anwohnern zur Sprache, die auch Bürgermeister Schönwald schon ihr Leid geklagt hatten. Vielleicht, so Ernst, helfe es, ein Piktogramm „30“ auf den Asphalt aufzubringen. • Um Photovoltaik-Anlagen in der Altstadt zu ermöglichen, hatte der Stadtrat vor gut einem Jahr einstimmig den generell beschlossen, eine Änderung der Gestaltungssatzung herbeizuführen. Werner Freitag (Grüne/SBUN) fragte an, wie weit dies fortgeschritten sei. Bauamtsleiter Werner Gunreben sagte, dass der Freistaat die gesamte Bauordnung zum Jahreswechsel massiv verändert habe, was die Stadt zwinge, ihre Ortssatzungen allesamt anzuschauen und anzupassen.