Es ist fast wie ein kleines Weihnachtswunder, das sich für das Team der Bäckerei Mayr rund um den zweiten Advent eingestellt hat: Anfang September hatte es gebrannt in der Backstube, Wohnhaus und Betrieb waren stark in Mitleidenschaft gezogen worden – und nach wochenlangem und nervenaufreibendem Hin und Her mit den Versicherungen hat sich diese Redaktion eingeschaltet und das Thema aufgegriffen. Der Artikel landete auf den Schreibtischen der Vorstandsvorsitzenden – und plötzlich ging alles sehr schnell.
„Es ist ein absoluter Wahnsinn!“ Firmenchefin Susanne Mayr kann es noch immer kaum fassen. Nach dem Großfeuer am 5. September in ihrem Betrieb in der Angerstraße hatte sie täglich „zehn Stunden und mehr“ gekämpft – mit den Versicherern, für ihr Personal und um ihre Existenz. Es ging um geschätzte 500.000 Euro, denn beim Brand waren nicht nur ihr Backofen und gute Teile der Backstube, sondern vor allem auch die darüber liegende Mietwohnung einer Familie zerstört worden. Noch am gleichen Tag schrieb Mayr die Versicherungsgesellschaften an, doch was sie erlebte, war eine nervenaufreibende Aktenschlacht statt schneller Hilfe. Eine emotionale Achterbahnfahrt begann.

OT-Artikel landet bei den Bossen
Die Konditorin gab nicht auf, schrieb Mail um Mail, erklärte immer wieder immer gleiche Sachverhalte. Hilfe bekam sie von Volker und Winfried Ernst, den Vertretern der Generali (hier hat die Bäckerei Mayr ihr Inventar versichert) vor Ort. Allein, der Erfolg blieb aus. „Ich war so weit zu sagen, dass ich Insolvenz anmelde und mein Geschäft für immer schließe“, sagt sie. Die Verzweiflung war groß. Um niemanden vom Stammpersonal entlassen zu müssen, griff Susanne Mayr zum Mittel der Kurzarbeit und nahm sogar einen Kredit bei der Bank auf. Sonst wären die 30.000 Euro an Löhnen nicht zu stemmen gewesen.
Diese Redaktion schaltete sich ein. „Wir arbeiten gerade mit Hochdruck an der Klärung dieser Fragen, um für Frau Mayr möglichst schnell Planungssicherheit zu erlangen“, antwortete Dr. Michael Lehner, Pressesprecher der Bayerischen Versicherungskammer, dem Gebäude- und Brandschutzversicherer der Bäckerei Mayr. Er versprach: „Selbstverständlich helfen wir unseren Kunden mit entsprechenden Vorschusszahlungen, um den Geschäftsbetrieb sicher zu stellen.“ So wird es nun auch kommen.
Sachbearbeiter unter Druck
„Die Mitarbeiter beider Versicherungen haben, so wurde es mir gesagt, das gesamte Adventswochenende durchgearbeitet“, so Susanne Mayr. Der Artikel aus dem Obermain-Tagblatt war beispielsweise in Köln bei den Generali auf den Tischen der Vorstandsriege gelandet. Die Bosse machten Druck, setzten allerlei Hebel in Bewegung. Die 200 Seiten starke Akte der Staatsanwaltschaft, die auf Basis der Brandfahnder der Kriminalpolizei Coburg erstellt wurde, wurde binnen weniger Stunden in Augenschein genommen. „Ich habe gedacht, dass das vor Weihnachten nichts mehr wird“, sagt Mayr. Dann die Überraschung am Montagvormittag: „Volker Ernst rief mich an und sagte, dass Generali nun die Zahlung veranlassen werde. Am späten Montagnachmittag dann der Anruf der Versicherungskammer Bayern. Auch in München war der OT-Artikel gelandet, auch hier hatte er für Wallung gesorgt, auch hier wurde dann richtig Gas gegeben. „Mir wurde mitgeteilt, dass auch die Versicherungskammer zahlt, für 100 Prozent des bei ihr versicherten Schadens aufkommt.“ Auch die vom Pressesprecher versprochene Vorauszahlung werde es geben, bekräftigte der Sachbearbeiter.
„Mir wurde versprochen, dass ich für die Beseitigung der Schäden auch heimische Firmen einsetzen darf, denn das ist mir wichtig“: Susanne Mayr fiel ein riesiger Stein vom Herzen. „Den Handwerkern habe ich bereits geschrieben.“ Die werden ihr – selbstverständlich - alsbald helfen.
Nun geht es aufwärts
Einen Termin mit dem Hersteller des neuen Backofens hat sie schon vereinbart, „dann wird er bestellt“. Ihre Hoffnung: „Der Ofenbauer hat mir signalisiert, dass er mir eventuell, um mir aus der Notlage zu helfen, einen früheren Termin geben kann und ich nicht bis Mitte Juli warten muss.“ Der neue Ofen wird sie gut und gerne 100.000 Euro kosten. Diese Summe investiert sie gerne, kann sie doch mit dem Leih-Ofen, den sie in höchster Not gerne annahm, derzeit weit weniger backen als vor dem Brand. Und damit weit weniger Endkunden, Hotels und andere Großkunden bedienen. Susanne Mayr ist überglücklich, freut sich, Schritt für Schritt zur Normalität übergehen zu können. „Ich bin so dankbar für die viele Unterstützung, die ich in den vergangenen Wochen erfahren habe“, sagt sie. Auch ihre drei Azubis, die sie im September nach dem Brand gezwungenermaßen in einen anderen Betrieb geben musste, will sie wieder aufnehmen.