Blutklee, Futterwicke und Buchweizen, dazu eine Portion Rettich, ein bisschen echter Kümmel und gewöhnliches Ruchgras: Schon hat man sechs der mehr als 30 Sorten von Samen der Spezialmischung vom Bauernverband in der Hand. Eine Spezialmischung mit dem Namen „Bienenfreund“. Eine Spezialmischung, die Bayern zum Blühen bringen soll.
„Auf einem Hektar Boden braucht man rund ein Kilo Saatgut“, erklärt Hans-Jürgen Rebelein vom Bayerischen Bauernverband Lichtenfels. Er ist zusammen mit Fachberater Gabriel Lieb und dem Landwirt Lothar Teuchgräber an diesem trockenen Vormittag auf dem Flurstück Nummer 2222 unterwegs, einem Acker in leichter Hanglage in der Nähe des Stublanger Wanderparkplatzes. Das Wetter soll umschlagen, melden die Wetterdienste, Regen ist vorhergesagt. Ideale Bedingungen, um jetzt eine Blühwiese anzulegen.
„Es wird ein Rückzugsort für alle Arten von Insekten und für Vögel, auch für Rebhühner.“
Hans-Jürgen Rebelein, BBV-Geschäftsführer

Die Idee ist einfach: Auf ein geeignetes Stück Land werden Wildkräuter und eine Blühmischung ausgesät, um eine große Vielfalt an Insekten anzulocken. „Es wird ein Rückzugsort für alle Arten von Insekten und für Vögel, auch für Rebhühner“, freut sich Geschäftsführer Rebelein.
Der Bayerische Bauernverband Lichtenfels hatte im vergangenen Jahr dazu aufgerufen, sich an einer Blühpatenschaft zu beteiligen. Hintergrund war das Volksbegehren zur Rettung der Bienen, bei dem viele Menschen unterschrieben hatten. Ursprünglich war geplant, dass die Flächen bereits im Frühjahr 2019 bestellt werden. Die extrem trockene und heiße Witterung hatte den Landwirten allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zudem war die Nachfrage nach Blühpatenschaften damals nicht sehr groß.

Doch nun haben sich Paten für die Blühflächen gefunden: Frauen und Männer, ganze Familien und auch eine einheimische Firma haben für die Dauer von mehr als vier Jahren (bis September 2024) die Patenschaft für eine Parzelle von jeweils mindestens 100 Quadratmeter übernommen. Insgesamt 2300 Quadratmeter von der Fläche des halben Hektars der Flurnummer 2222 haben also einen Paten, die anderen mehr als 2000 Quadratmeter wird Lothar Teuchgräber aus Unterzettlitz pflegen. Er ist nicht nur Landwirt, sondern auch stellvertretender Kreisobmann des Landkreises.
Paten finanzieren eine Hälfte der Blühfläche, Teuchgräber die andere
Mit seinem großen Steyr-Bulldog ist die Fläche schnell bearbeitet: Eggen und Ausbringen des Saatguts geht in einem Arbeitsgang. Je nach Bodenbeschaffenheit variiert die Zusammensetzung der Saaten: auf trockenen oder sandigen Böden gedeihen andere Pflanzen als auf feuchten, steinigen oder schweren Böden. Auch ein starker Bewuchs von Disteln oder das verstärkte Vorkommen von Quecken ist nicht günstig für Blühwiesen. Da die neu angelegten Flächen aber ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und mineralische Düngung bis zum Ablauf der Patenschaft gepflegt werden – so lautet auch eine der Vereinbarungen im Vertrag über die Blühpatenschaft – kann es durchaus sein, dass mal das eine oder andere „Unkraut“ mittels Handarbeit entfernt oder auch nachgesät werden muss.

Nahrung für viele Tiere und eine Augenweide für die Menschen
Sonnenblumen und Lein, Erbsen, der Kleine Wiesenknopf und ganz alltäglicher Spitzwegerich, Labkraut und Schafgarbe – ab dem Frühsommer wird diese Blumenweide nicht nur ein kleines Paradies für Kleinlebewesen sein, sondern auch eine bunte Augenweide für den Menschen.

Die Blühpaten Patenschaften für Blühflächen übernommen haben Christoph Lieb, Claudia Dendra, Manfred und Marlene Diller, Josef und Marliese Breunlein und Margit Hoffmann (alle Lichtenfels), Sabine Simniok, Natascha Simniok (beide Michelau), Carola Bischof, Brigitta Rupp-Hartnik und Christian Hartnik (alle Bad Staffelstein), Baufirma Raab (Ebensfeld), Bärbel Kunzelmann (München), Michaela Precklein (Aßling) sowie weitere acht Paten, die anonym bleiben wollen. Die Gesamtkosten für eine Parzelle belaufen sich im Jahr auf 40 Euro.