Mal ehrlich: Volksmusik ist eigentlich auch Rock'n'Roll, oder?
David Saam: Na klar! Wenn man sich Schellack-Aufnahmen fränkischer Bauernkapellen vom Anfang des 20. Jahrhunderts anhört, wird schnell klar, dass das eine frühe Form der Rock´n´Roll-Musik war. Die Bands der damaligen Zeit mussten kräftig Gummi geben, damit sich die jungen Menschen auf der Tanzfläche austoben konnten.
Erleben volksmusikalische Klänge derzeit einen Aufschwung?
Saam: Unser Antistadl-Festival mit dem Motto „Volxmusik ist Rock´n´Roll!“ hat letzten Januar seinen 20. Geburtstag gefeiert. Menschen jeglichen Alters haben den großen Saal im Erlanger E-Werk gefüllt und zur Musik getanzt, gesungen und Party gemacht. Beim ersten Antistadl vor 20 Jahren mussten wir noch deutlich mehr Überzeugungsarbeit leisten, um die Leute zu uns zu locken. Der Pfeil zeigt schon seit einigen Jahren nach oben, würde ich sagen.
Was war das schönste jemals gehörte oder gelesene Lob für „Boxgalopp“?
Saam: „Eigentlich kann ich mit Volksmusik nicht viel anfangen, aber so wie ihr spielt, macht die Musik echt Spaß! Das hätte ich niemals gedacht …“ Grundsätzlich hören wir immer wieder, dass man uns die Freude an der Musik beim Spielen anmerkt und die sich dann auch aufs Publikum überträgt. Das ist natürlich das Schönste was passieren kann: Dass sowohl das Publikum als auch wir mit einem seligen Grinsen im Gesicht nach Hause gehen.
Eure Musik wirkt mitunter virtuos - übt man als „Boxgalopper“ noch täglich?
Saam: Wir üben am liebsten direkt bei den Konzerten auf der Bühne. Das macht mit Publikum nämlich viel mehr Spaß als allein daheim im Kämmerlein. Aber natürlich kommen wir um Letzteres nicht drumrum, grade wenn es darum geht, sich ein neues Stück draufzuschaffen und fit am Instrument zu bleiben.
Welcher war der ungewöhnlichste Ort, an dem eine eurer Kompositionen entstand?
Saam: Tendenziell sind diese Orte eher unspektakulär, damit wir uns besser auf die Musik konzentrieren können. Was wir zu bieten haben: Ein leer stehender Kindergarten auf einem Felsen im Fichtelgebirge, ein gemütliches Hotelzimmer in Wuppertal und ein ungemütliches Auto auf dem Weg zum Auftritt in Krakau.
Habt ihr Vorbilder oder Idole?
Saam: Die vorhin erwähnten Bauernkapellen von den Schellackplatten haben einen Wahnsinns-Drive, davon lassen wir uns inspirieren. Außerdem holen wir uns gern Einflüsse von Bands aus vielen schönen Ländern, die kreativ mit traditioneller Musik umgehen und sie fürs 21. Jahrhundert fit machen. Hochgeschätzte fränkische Kollegen sind zum Beispiel „Gankino Circus“, die „Kapelle Bomhard“ oder „häisd´n´däisd vomm mee“.
Wie sieht aus eurer Sicht ein perfektes Konzert aus?
Saam: Abendsonnenschein, Seebühne Bad Staffelstein, viele glückliche Gesichter vor, auf und hinter der Bühne!
Was unternehmt ihr alles so gegen Lampenfieber?
Saam: Singen, Schafkopf spielen und Purzelbäume schlagen. Nicht zwangsweise immer gleichzeitig. Meist tun wir aber gar nichts dagegen, sondern genießen diese besonderen Augenblicke vor dem Konzert. Die Vorfreude ist etwas Wundervolles. Und wenn man dann auf die Bühne geht, die vielen Menschen sieht und die ersten Töne spielt, fühlt sich sowieso alles magisch an. Da helfen dann auch keine Purzelbäume mehr.