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BAD STAFFELSTEIN: Brauerei-Gasthöfe im Staffelsteiner Land kämpfen um Existenz

BAD STAFFELSTEIN

Brauerei-Gasthöfe im Staffelsteiner Land kämpfen um Existenz

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    Thomas Reblitz vor der leeren Sudpfanne : „da sind sonst 3000 Liter drin“
    Thomas Reblitz vor der leeren Sudpfanne : „da sind sonst 3000 Liter drin“ Foto: Monika Schütz

    Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und ein kulinarische Attraktion sind die kleinen Brauerei im Bad Staffelsteiner Land. Der zweite Lockdown trifft die Branche hart. Noch härter trifft es Brauerei-Gaststätten: Da sie weder als reine Gastronomie, noch als reine Brauerei gelten, haben sie keinen Anspruch auf die staatliche Wirtschaftshilfe. Die Betreiber dieser Mischbetriebe sind verärgert und fühlen sich von der Politik überrumpelt und vergessen. Sie hoffen, dass die Kunden weiterhin für die regionalen Spezialitäten entscheiden.

    Thomas Reblitz vor einem der Lagertanks: „das war unser letzter Sud, Nedensdorfer Landbier“
    Thomas Reblitz vor einem der Lagertanks: „das war unser letzter Sud, Nedensdorfer Landbier“ Foto: Monika Schütz

    Der Diplombraumeister und gelernte Koch Thomas Reblitz aus Nedensdorf hat die neuen Regelungen und Beschränkungen über die sogenannten Sozialen Medien erfahren und sich an seinen Steuerberater gewandt. „Da war diese Mischbetrieb-Problematik schon am laufen“, sagt Reblitz. „Mir war schon klar, dass die Novemberhilfe nicht im November funktioniert – wie soll das gehen? Da fehlt die Kompetenz in der Politik.“ Die Überbrückungshilfe hätten viele nicht in Anspruch nehmen müssen, da mit den umfangreichen Hygienemaßnahmen die Gasthöfe und Biergärten wieder anlaufen konnten. „Beim ersten Lockdown waren die Hürden ja noch relativ gering, das war relativ unkompliziert, die Soforthilfen zu bekommen“, sagt Reblitz. Die Novemberhilfe sei an den Umsatz des Vorjahres gebunden. Da den Antrag der Steuerberater machen müsse, entstünden erstmal Kosten.

    Der Bierverkauf läuft, die Brauerei Thoman hat zu tun.
    Der Bierverkauf läuft, die Brauerei Thoman hat zu tun. Foto: Monika Schütz

    Alfons Thomann, Inhaber eines Brauereigasthofs in Wiesen, bekommt keine Wirtschaftshilfen, weil der Betrieb mehr als 80 Prozent der Einnahmen durch den Bierverkauf erzielt. „Die Existenz ist nicht bedroht, weil wir davor viel gearbeitet und auch was gespart haben“, erklärt er.

    Der Fassbierabsatz ist fast auf Null gefallen

    Andreas Trunk: "Der zweite Lockdown zehrt an der Substanz."
    Andreas Trunk: "Der zweite Lockdown zehrt an der Substanz." Foto: Monika Schütz

    Andreas Trunk von der Klosterbrauerei Trunk in Vierzehnheiligen ist doppelt betroffen: Die Gaststätte ist geschlossen und der Bierverkehr sinkt, weil auch andere Gaststätten und Vereinsheime geschlossen sind. Betroffen sind vier Vollzeitmitarbeiter und acht Aushilfen. „Insgesamt fahren unsere Mitarbeiter circa 60 Lieferstationen pro Woche weniger an“, berichtet er. Weil der Fassbierabsatz auf fast Null gesunken ist, sind nicht nur die Beschäftigten der Gaststätte in Kurzarbeit, sondern auch die in der Brauerei sowie die Fahrer.

    Die  Getränke werden weiterhin an der Brauereirampe verkauft.
    Die Getränke werden weiterhin an der Brauereirampe verkauft. Foto: Monika Schütz

    „Der Flaschenbierverkauf ab der Brauereirampe läuft zwar im Moment gut, kann aber die Menge, die wegfällt, nicht ausgleichen“, erklärt Trunk. Den ersten Lockdown haben die Klosterbrauerei gut verkraftet, aber der zweite zehre an der Substanz, vor allem, wenn er bis nach Ostern dauere: „Zwei Jahre hintereinander kein Ostergeschäft und kein Weihnachtsgeschäft – das wird niemand unbeschadet überstehen.“ Er würde sich wünschen, dass die Politik hier gezielter vorgehe.

    Familienbetriebe mit mehreren Standbeinen fühlen sich bestraft

    Karl-Heinz Wehrfritz: „Wir haben mehrere Standbeine - soll genau das unser Verhängnis werden?“
    Karl-Heinz Wehrfritz: „Wir haben mehrere Standbeine - soll genau das unser Verhängnis werden?“ Foto: Monika Schütz

    Trotz aller wirtschaftlichen Sorgen betont Karl-Heinz Wehrfritz, Inhaber der Staffelberg Bräu und des „Bräustübla“ in Loffeld, dass er froh sei, dass Deutschland die Krise gut meistere und dessen Gesundheitssystem auf einem hohem Niveau ist. „Wie lange verkraftet der Betrieb die Umsatzeinbußen?“, fragt er sich. Die Einnahmen durch den Tourismus durch die Belieferung von Gasthäusern, Vereinsheimen und Festen fallen komplett weg. Als Mischbetrieb könne er keine staatlichen Hilfen beantragen, weil die Brauerei noch einen gewissen Umsatz erwirtschafte. Doch da der gesunken ist, reichen die Einnahmen nicht aus, um die laufenden Kosten zu decken. „Die 80/20-Regelung ist völliger Blödsinn“, kritisiert Wehrfritz. „Kein Betrieb kann mit 30 Prozent des Umsatzes überleben – da hätte man sich vorher ja dumm und dusselig verdient.“ Ein Unternehmen benötige mindesten 80 Prozent des Umsatzes, um existieren zukönnen. „Die Stärke der familiengeführten Brauereigasthöfe war es immer gewesen, mehrere Standbeine zu haben, damit die ganze Familie von dem Betrieb leben kann. Und jetzt soll genau das unser Verhängnis werden?“, bedauert Wehrfritz.

    „Da die Landesregierung die Schließung der Gastronomie angeordnet hat, steht uns eine Entschädigung zu.“

    Karl-Heinz Wehrfritz, Staffelberg Bräu und „Bräustübla“

    Ein Lichtblick sei die Rückbesinnung der Kunden auf regionale Produkte und regionales Bier begonnen. „Das gibt auch uns wieder mehr Rückenwind, damit man solche Krisen bewältigen kann“, betont Wehrfritz. „Vor 15 Jahren wäre eine Krise von solchem Ausmaß das Ende vieler heimischer Betriebe gewesen. Jetzt kann man das bewältigen, allerdings nicht ohne die Unterstützung der einheimischen Mitbürger und des Staats.“ Da die Landesregierung die Schließung der Gastronomie angeordnet habe, stehe den Wirten auch eine Entschädigung dafür zu. So könne es gelingen, manchen Gasthof zu erhalten und dadurch auch eine kulinarische Vielfalt, um die viele die Region beneiden.

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