Nach Rücksprache und in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt sind die Wahlzettel zur Bürgermeisterwahl in Bad Staffelstein im Laufe des Montags noch einmal ausgezählt worden. Das Ergebnis war dann eine faustdicke Überraschung für den einen, ein Nackenschlag für die CSU und ein Grund zum Jubeln für die Freien Wähler: Die Bürgermeisterwahl ist doch noch nicht entschieden.
Um 22.45 Uhr war Wahlleiter Wolfgang Hörath am Sonntag vor die Wartenden im Rathaus getreten und hatte das vorläufige Endergebnis verkündet: Mit drei Stimmen Vorsprung hatte Hans-Josef Stich die absolute Mehrheit erreicht. Wohlgemerkt: zum damaligen Stand. Schon da sagte Hörath, dass der Wahlausschuss am Folgetag zur Beratung zusammentreten und das endgültige Ergebnis vorlegen werde.
Im Laufe des Montags wurden nun die Stimmzettel erneut ausgewertet. Der Mini-Vorsprung Stichs ist nun keiner mehr. Wie am Montag kurz vor 18 Uhr von der Wahlleitung bekannt gegeben wurde, hat er nun zwei Stimmen zu wenig für die Mehrheit.
Keine Stimmenmehrheit mehr: Nun sind es zwei Stimmen zu wenig
Laut Endergebnis entfallen auf den Zweiten Bürgermeister, der in den vergangenen Monaten auch amtierender Bürgermeister war, 3368 der Stimmen. Freie-Wähler-Kandidat Mario Schönwald verbuchte 2502 Kreuzchen für sich (37,1 Prozent), die „grüne“ Stadträtin Sandra Nossek 867 (12,9 Prozent). Zusammen sind das eine mehr als für Stich.
„Die Belastung ist enorm, für alle Beteiligten. Eben auch für die Mitarbeiter des Rathauses.“
Wolfgang Hörath, Wahlleiter
Seit 43 Jahren ist Wolfgang Hörath im öffentlichen Dienst, seit dem 1. Januar 2009 bei der Stadt Bad Staffelstein. „So eine Situation in dieser Knappheit habe ich noch nie erlebt. Eine Situation, wie sie sich nun darstellt, wünscht man sich natürlich nicht“, sagt er. „Als Wahlleiter hatte ich die gesetzliche Verpflichtung, für den Tag danach die Sitzung des Wahlausschusses vorzubereiten, bei der das Endergebnis festgesetzt wird. Weil es eben so knapp war, haben wir uns mit der Rechtsaufsichtsbehörde, dem Landratsamt, darauf verständigt, erneut auszuzählen.“
Die Mitarbeiter des Rathauses nahmen die Neuzählung vor
Da man an einem Montag nur bedingt auf ehrenamtliche Wahlhelfer zugreifen konnte, mussten die Mitarbeiter des Rathauses nachzählen. „Es haben sich Verschiebungen ergeben, die im minimalen Bereich lagen, aber dazu führen, dass nicht mehr reicht für Hans-Josef Stich im ersten Wahlgang.“
Für die Mitarbeiter im Rathaus geht nun die Arbeit weiter. „Wir müssen genauestens nach den gesetzlichen Vorgaben einen neuen Wahlzettel erstellen und diesen bei der Druckerei in Auftrag geben. Dinge, für die wir normalerweise mehrere Monate Zeit haben, müssen wir nun in nicht einmal 14 Tagen erledigen“, lässt Hörath durchblicken. „Die Belastung ist also enorm, für alle Beteiligten. Eben auch für die Mitarbeiter des Rathauses.“
Insgesamt waren 9015 Wahlberechtige aufgerufen, den Rathausschef zu küren. 6771 Wähler nutzten ihr Recht auf Mitbestimmung, es wurden gültige 6737 Stimmen abgegeben. 34 waren ungültig (0,5 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 75,1 Prozent. 49,7 Prozent der Urnenwähler votierten für Hans-Josef Stich, bei den Briefwählern waren es 50,2 Prozent.
Mario Schönwald war zuhause in Uetzing, als er am Montagabend einen Anruf aus dem Rathaus erhielt. Am anderen Ende war Freie-Wähler-Fraktionschef Winfried Ernst, der mit Stadtrat Volker Ernst und Norbert Donath bei der Bekanntgabe des Wahlausschusses zugegen war. „Für mich war das sehr gute Ergebnis, das am Sonntagabend benannt war, schon fast wie ein Sieg. Natürlich hatte ich mir die Stichwahl erhofft, hatte aber es für mich schon akzeptiert, dass es nicht so kommen wird“, sagt der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler im Gespräch mit dieser Redaktion. „Als dann Winfried Ernst mir sagte, dass es nun doch eine Stichwahl geben würde, habe ich mich sehr gefreut.“ Und der sonst so besonnene Uetzinger hat etwas gejubelt. Zuhause. Für sich.
Schönwald: hoffe, dass Wähler die Treue halten
„Nun hoffe ich, dass mir die Wähler auch im zweiten Wahlgang die Treue halten“, sagt er. Die Nachricht hat ihn aufs Neue und bis in die Haarspitzen motiviert. An die Adresse der bisherigen Wähler der „grünen“ Bewerberin Sandra Nossek gerichtet, sagt er: „Ich werde nach Alternativen zur Nordost-Spange in Bad Staffelstein suchen, das verspreche ich, und mich für regenerative Energien einsetzen, also beispielsweise Photovoltaikanlagen auf möglichst vielen Dächern öffentlicher Gebäude.“ Voll des Lobes ist er über Wahlleiter Wolfgang Hörath, der von sich aus die Neuzählung veranlasste. „Wir Freien Wähler hätten sowieso etwas dahingehend beantragt, aber er reagierte von sich aus und nahm es selbst in die Hand.“
Am Dienstagabend trifft sich das Wahlkampfteam der Freien Wähler, um die Marschroute für die kommenden beiden Wochen festzulegen. „Ob es noch Veranstaltungen und Aktionen geben wird, kann ich noch nicht sagen.“
Grüne und Sbun sprechen keine Wahlempfehlung aus
Der Wahlkampf in Bad Staffelstein dürfte nun noch einmal Fahrt aufnehmen. Die Stichwahl findet genau zwei Wochen später und damit am Sonntag, 10. Oktober, statt.

Werner Freitag, der Fraktionvorsitzende von „Grüne/Staffelsteiner Bürger für Umwelt und Naturschutz“, war selbst Mitglied des Wahlausschusses, bekam die Information also aus erster Hand. „Es ist eine Achterbahnfahrt. Wir drei ,grünen' Stadträtinnen und Stadträte hatten am Sonntag Hans-Josef Stich gratuliert, andere haben Blumen überreicht – und jetzt muss er in die Stichwahl. Das ist schon wirklich hart“, fühlt er mit dem CSU-Bewerber. „Es war aber völlig richtig, bei diesem knappen Ergebnis noch einmal durchzuzählen. Ein großes Lob an Wahlleiter Wolfgang Hörath, der sich in Absprache mit dem Landratsamt dazu entschlossen hat.“ Regierungsrat Tim Baum sei als Rechtsbeistand nach Bad Staffelstein gerufen worden. „Auch die ungültigen Stimmen wurden noch einmal durchgeschaut. Letztlich konnten einige für gültig erklärt worden, zumeist zugunsten von Hans-Josef Stich.“
Werner Freitag: Mache niemanden einen Vorwurf
Bei der nochmaligen Zählung aber entfielen insgesamt einige Stimmen mehr aber auf die beiden Mitbewerber. „Dass mal ein Wahlzettel mal beim anderen mit reinrutscht, ist in der Eile menschlich. Ich mache niemandem einen Vorwurf“, betont Freitag. „Das kann schlichtweg passieren.“
Ungültige Stimmen gibt es übrigens weiter nach der nochmaligen Auszählung. Nicht aber, weil die Wähler irgendwelche Fantasienamen auf die Zettel schrieben oder mehrere Kreuzchen setzten. Nein, sie scheiterten an wichtigen Regularien: „Sie haben den Briefkastenschlitz am Rathaus wie eine Wahlurne genutzt, also nur den Wahlbrief eingeworfen, nicht aber den Wahlschein“, so Freitag. Aber ohne diese Versicherung an Eides Statt, die unterschriebene Erklärung, dass der Wahlschein rechtlich ordnungsgemäß ausgefüllt wurde, ist die Briefwahl unvollständig – und damit ungültig.
Am Montagabend saßen dann „Grüne“ und „Staffelsteiner Bürger für Umwelt und Naturschutz“ zusammen, um den Abschluss der Wahl zu feiern und ein wenig zu reden. Werden sie sich bei der Stichwahl für einen der beiden Bewerber aussprechen? „Nein, wir als Grüne/Sbun werden keine Wahlempfehlung geben, da keiner der Kandidat zu 100 Prozent unsere Meinung und Ziele vertritt“, sagt Freitag. „Ich selbst sage: Der am ökologisch nachhaltigsten und am besten für Bad Staffelstein denkt und handelt, soll die Wahl gewinnen.“ Von einem ist Werner Freitag überzeugt: „Wir werden mit allen beiden gut zusammenarbeiten können.“
Sandra Nossek: Mario Schönwald wäre eine Chance für neue Impulse
Und Sandra Nossek? „Beide Kandidaten können von ihrem Wissen, Können und von ihren Fähigkeiten das Amt des Bürgermeister ausüben“, meint sie. „Das bisherige Wahlergebnis aber zeigt, dass von vielen Bürgerinnen und Bürgern eine Veränderung gewünscht wird. Ich von meiner Seite sähe es als Chance für neue Impulse, wenn es eine Veränderung mit der Person Mario Schönwald geben würde.“ Wobei sie aber gewisse Ziele der Freien Wähler kritisch sehe, beispielsweise die Ausweisung neuer Baugebiete, sagt die Stadträtin aus Stublang.