Es ist kühl in der Klosterkirche in Banz. Und ruhig. Vorne vor dem Gitter am Eingang sitzen vereinzelte Besucher und bewundern die Schönheit des Innenraumes. Was sie nicht sehen können: Die Banzer Abteikirche birgt einen Schatz, der nur wenigen Kunstinteressierten bekannt ist – das Mönchschorgestühl der ehemaligen Benediktiner. Und das wird gerade restauriert.
Geschaffen wurde es vom Kunstschreiner Johann Georg Neßtfell. Der Hofschreiner des Grafen Rudolf Franz Erwein Graf Schönborn hatte in Wiesentheid seine Werkstatt und wurde speziell für diesen Auftrag der Benediktinermönche von Graf Schönborn freigestellt. Die beiden sich gegenüberstehenden, symmetrischen Gestühlsanlagen bestehen aus je zwei Stuhlreihen mit aufgesetzten Rückwänden, auch Dorsale genannt. Alle Stirnflächen der Wandpfeiler sind mit Bandeinlagen und aufwändig gravierten Zinnbändern dekoriert, ebenso die Brüstungsfelder.
Die Rückwände werden architektonisch durch Wandpfeiler gegliedert, die sie in jeweils zehn hochrechteckige Felder unterteilen. Zwischen den leicht schräg gestellten Pilastern tragen 20 mit Nussbaum furnierte Paneele hervorragende Marketerieszenen aus unterschiedlichsten Materialien wie Elfenbein, Perlmutt, Horn, Messing, Zinn, Kupfer und Schildpatt.
Zu viel Sonne schadet
Neßtfell schuf hier Darstellungen, deren Räume durch Tiefenwirkung perspektivischen Bühnenbildern gleichen. Sie zeigen Szenen aus dem Leben des heiligen Benedikt. Doch frühere unsachgemäße Restaurierungen und Bearbeitungen und bis dato ungehinderte UV-Einstrahlung haben dieser prächtigen und außergewöhnlichen Holzausstattung erheblich geschadet.
Seit Juli 2022 arbeiten Diplomrestauratorin Anja Fuchs und ihr Team am Chorgestühl. Die rechte Seite erstrahlt schon zum größten Teil in neuem Glanz, einige kleinere Restarbeiten sind noch zu erledigen, das Gerüst ist inzwischen auf die linke Seite gewandert. Dort, in einigen Metern Höhe, werden die Intarsien vorsichtig vom Staub befreit. „Das ist wichtig, dass wir das regelmäßig machen. Schon eine geringe Menge an Staub beeinträchtigt die Haftung der Farben und die Haltbarkeit.“
Seit 30 Jahren Handlungsbedarf
Schon lange wusste man von der Notwendigkeit, das Chorgestühl zu restaurieren. Seit mehr als 30 Jahren suchte man nach Fördermitteln, es bestand akuter Handlungsbedarf. 2001 dann sollte es in Angriff genommen werden. Doch die Außenrenovierung verschlang mehr Geld, als man gedacht hatte, und man musste auf das für das Chorgestühl vorgesehene Geld zurückgreifen.
„2004 hatten wir dann das Glück, auf Anja Fuchs zu treffen“, so Dr. Katharina von Miller vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. „Sie hat sich intensiv mit der Entstehung, dem Herstellungsprozess und den handwerklichen Finessen des 1734 geschaffenen Chorgestühls auseinandergesetzt und in diesem Zusammenhang 2004 ihre Diplomarbeit an der TU München über das Banzer Chorgestühl geschrieben.“ Aber es dauerte noch lange Zeit, bis man endlich eine Förderung erhielt. „Die Messerschmitt-Stiftung in München hat uns großzügig unterstützt“, so von Miller. „Und seit 2022 arbeiten wir nun daran.“
Licht und Schatten
Und man kann den Fortschritt erkennen. Auf der einen Seite glänzen die Intarsien wieder, die Vergoldung funkelt und die Bemalung erstrahlt in neuem Glanz. Anja Fuchs erklärt die Problematik, die noch auf sie wartet. „Die eine Seite lag immer mehr oder weniger im Schatten, da ist das Holz im Ganzen dunkler, doch die andere Seite bekam durch die Fenster viel Sonnenlicht, daher ist es alles verblasst. Das müssen wir angleichen.“
Behutsam arbeitet das Team sich weiter voran. Zarte Pinselstriche, immer wieder unterbrochen von Blicken aus verschiedenen Winkeln. Dazu an einigen Punkten Markierungen, die der Laie nicht enträtselt. „Das sind Marker, damit wir wissen, was wir da machen müssen“, erklärt Anja Fuchs.
„Wenn alles wieder sauber ist, dann ist das ein echtes Highlight.“
Anita Gottschlich, Mesnerin
Auch Torsten Renner, Kurator am Museum in Kloster Banz, schaut immer wieder vorbei. „Das hier ist ein Zeitzeugnis. Und man sollte das gesamte Bauwerk hier als ein Ganzes sehen, also Kloster, Kirche, Museum und alles, was dazugehört. Es ist für mich untrennbar miteinander verbunden.“

Mesnerin Anita Gottschlich verbringt sehr viel Zeit am Ort des Geschehens. Auch sie freut sich, wenn das Gestühl wieder in altem Glanz erstrahlt. „Es ist spannend zu sehen, wie sich das verändert“, meint sie. Ihre Blicke wandern bedächtig über das Gestühl. „Und wenn alles wieder sauber ist, dann ist das ein echtes Highlight.“
Nicht zur Besichtigung geöffnet
Was dann noch fehlt, ist die Möglichkeit, auch das Innere der Klosterkirche zu besichtigen. Bisher ist hinter der Doppeltür am Eingang Schluss, ein Gitter versperrt den Zugang. Schade, finden die Besucherinnen und Besucher, die den Berg zur Kirche mühsam erklommen haben. „Hier ist leider Ende“, beklagen sie sich.
Es wäre schön, wenn sich dies ändern würde. Möglich wäre es mit Sicherheit. Und wer einmal das Innere gesehen hat, wird die Begeisterung der Beteiligten verstehen. Es finden bereits Orgelführungen und auch -konzerte statt. Dies könnte man problemlos erweitern, auch mit einem Besuch im Museum verbinden.
„Das muss sich zeigen“, hieß es vorsichtig. Diese Restaurierung ist auf jeden Fall wichtig, um die Substanz und Schönheit dieses Chorgestühls zu erhalten.

Messerschmitt-Stiftung: Die Messerschmitt Stiftung mit Sitz in München wurde 1969 gegründet und ist die größte private Denkmalschutzstiftung in Deutschland. Ihr Gründer Willy Messerschmitt verband mit seiner Stiftung die klare Vision, Wissenschaft und Forschung im Bereich der Luft- und Raumfahrt zu fördern und deutsche Kunst- und Kulturdenkmäler im In- und Ausland zu pflegen und zu erhalten. Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung ist Dr. Hans Heinrich von Srbik. Gemeinsam mit dem Stiftungsrat, besetzt mit Persönlichkeiten von höchster fachlicher Expertise, trifft der Vorstand die Auswahl der Projekte. Bei der Restaurierung stützt sich der Vorstand auch auf die Sachkenntnis der jeweiligen Landeskonservatoren. Vorrang hat die Fülle mittlerer und kleinerer Kunstdenkmäler, für die zwar in steigendem Maße Interesse, aber kaum ausreichende Mittel vorhanden sind. Bei den Gebäuden steht die zeitgemäße Nutzung der Denkmalschutzobjekte im Zentrum der Stiftungsarbeit.