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BAD STAFFELSTEIN: CHW-Vortrag: „Mittelsteinzeit im Bad Staffelsteiner Raum“

BAD STAFFELSTEIN

CHW-Vortrag: „Mittelsteinzeit im Bad Staffelsteiner Raum“

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    Zahlreiche Funde belegen die Besiedlung des Obermaintals in der Mittelsteinzeit.
    Zahlreiche Funde belegen die Besiedlung des Obermaintals in der Mittelsteinzeit. Foto: Anton Köcheler

    Im CHW-Vortrag im Bad Staffelsteiner Stadtmuseum skizzierte der Referent Anton Köcheler ein beeindruckendes Kulturbild der Mittelsteinzeit, jener Zeitspanne zwischen 9600 und 5500 vor Christus. Das zu Beginn gezeigte romantisierende Gemälde aus dem frühen 19. Jahrhundert von einem Indianerlager an einem See mit Tipis und Booten vermittelte eine lebendige Vorstellung vom Leben der mittelsteinzeitlichen Menschen, die wie die Indianer Jäger und Sammler waren.

    Die Mittelsteinzeit als Übergangsstufe zwischen Altsteinzeit und Jungsteinzeit wurde erst spät in der Forschung gewürdigt, dabei waren die Waldjäger hoch spezialisiert und hervorragend an ihre Umwelt angepasst, wie moderne Forschung und aktuelle Funde zeigen. Besonders hervorzuheben sei in unserer Region Werner Schönweiß, der seit den 1960er Jahren intensive Untersuchungen in Nordbayern und Oberfranken betrieben hat. Bedeutend waren in diesem Zusammenhang auch die Ausgrabungen von Friedrich B. Naber, der unter anderem im Bärental bei Neudorf unter einem Felsüberhang, der sogenannten „Schrägen Wand“ in einer Tiefe von 2,5 Metern in der mittelsteinzeitlichen Fundschicht auch eine halbrunde Steinsetzung, die als Basis einer Windschutzwand diente, entdeckte.

    Das Land veränderte sich stark

    Am Ende der Eiszeit, um 9600 vor Christus hat sich das Klima sehr stark (um 6 Grad) erwärmt. Die Gletscher schmolzen, der Meeresspiegel stieg stark an. Nord- und Ostsee entstanden zwischen 8000 und 7000 vor Christus und England wurde Insel. Die Klimaerwärmung führte zur Ausbreitung von Wäldern in denen die uns bekannten Waldtiere wie Rothirsche, Rehe, Wildschweine, Auerochsen, Elche, Wölfe Füchse und Bären lebten. Die scheuen Waldtiere wurden von den Waldjägern der Mittelsteinzeit in Lauer- und Pirschjagd mit Pfeil und Bogen erlegt. Neben der Jagd spielten auch der Fischfang und das Sammeln von Pflanzen, Nüssen, Beeren und Früchten eine wichtige Rolle.

    Ihre Lagerplätze legten die nomadisierenden Menschen der Mittelsteinzeit im saisonalen Rhythmus jeweils dort an, wo jahreszeitlich bedingt das beste Nahrungsangebot anzutreffen war. Neben großen Basislagern unterhielten sie auch einige viel kleinere Jagdlager. Die mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler errichteten ihre Lagerplätze bevorzugt auf flussbegleitenden Hoch- und Niederterrassen, auf Geländekuppen und vorspringenden Geländeerhebungen meist in der Nähe von Gewässern. Durch Funde belegt sind auch Lagerplätze unter Felsdächern und in Höhlen.

    Ideale Siedlungsbedingungen am Obermain

    Im Raum Bad Staffelstein befinden sich die Siedlungsplätze auf der westlichen Talseite des Maintals zwischen Unterzettlitz, Wiesen und Nedensdorf. Ideale Siedlungsbedingungen bot hier die Flusslandschaft mit der eiszeitlichen Niederterrasse zwischen Auwaldsiedlung, Kläranlage und Birkenberg. Weitere Plätze befanden sich auf der Hochterrasse bei Nedensdorf und im „Hainach“ südwestlich von Unterzettlitz. Der sandig-kiesige Untergrund sorgte für eine schnelle Entwässerung bei Regen, sodass die mit Rinde oder Leder bedeckten kegelförmigen Stangenzelte oder kuppelartigen Behausungen bald wieder im Trockenen standen.

    Neben den Wohnformen versuchte der Referent auch eine Vorstellung von der äußeren Erscheinung (Kleidung) der vorgeschichtlichen Wildbeuter zu geben. Hier bezog er sich auf die bekannte Kleidung und Ausstattung von „Ötzi“ der allerdings rund 3000 Jahr später lebte. Seine Kleidung bestand aus Leggins, Lendenschurz, Fellmantel, Grasmantel und Bärenfellmütze. Das Bild eines Indianerhäuptlings und eines weißen Waldjägers (Trappers) aus dem frühen 19. Jahrhundert ergänzte die Vorstellung, wie damals Menschen mit Kleidung, die aus Naturmaterialien gefertigt wurde, ausgesehen haben könnten.

    Das meiste ist verrottet

    Besonderes Augenmerk richtete der Referent auf die Darstellung der materiellen Hinterlassenschaften des mittelsteinzeitlichen Menschen. Was wir heute von der Mittelsteinzeit finden sind hauptsächlich Steingeräte. Ein großer Teil der Sachkultur bestand aus organischen Materialien zum Beispiel Gefäße aus Holz, Baumrinde, Leder, Bast usw. sowie aus Werkzeugen und Geräten aus Knochen, Holz und Geweih, die sich nur in seltenen Fällen in Moorfundstellen erhalten haben.

    Anhand eigener Funde erklärte Anton Köcheler die für die Geräteherstellung geeigneten Gesteinsmaterialien Jurahornstein und Lydith und deren Eigenschaften. Besonders Jurahornstein war durch „Temperung“ (Erhitzen) leichter zu bearbeiten und erhielt dabei eine rötliche Färbung und einen leichten Glanz. Aus Klingenabschlägen stellten die Mesolithiker eine Reihe verschiedener Formen für bestimmte Funktionen her: Messer zum Schneiden, Klingenkratzer und kleine Kratzer zum Schaben, Stichel zum Ritzen und Bohrer. Leitformen der Mittelsteinzeit sind sogenannte Mikrolithen, kleine geometrische Gesteinssplitter, die als Spitzen oder Widerhaken in Pfeilschäfte oder Harpunen eingesetzt wurden.

    Zur Sprache kamen im Vortrag auch weitere Aspekte wie die mesolithische Kunst, die soziale Struktur der Gemeinschaft, die Bestattungsbräuche, die Glaubensvorstellungen und Belege für Schamanismus, die das Kulturbild ergänzten.

    Die ersten Bauern betraten die Bühne

    Um 5500 vor Christus ging die Mittelsteinzeit mit dem Ankommen der jungsteinzeitlichen Bauernkulturen (Bandkeramik) zu Ende. Wie die Begegnung dieser beiden unterschiedliche Kulturen stattfand, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Hier sind unterschiedliche Theorien denkbar: Verdrängung der Wildbeuter, Assimilierung (Integration) oder Akkulturation, das heißt die Jäger und Sammler erkennen die Vorzüge von Ackerbau und Viehzucht und übernehmen diese.

    Im Übrigen sind im Museum Bad Staffelstein mittelsteinzeitliche Mikrolithen zu sehen, die der Referent dem Museum zur Verfügung gestellt hat.

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