Seit Sommer 2010 begeistert das Musical „Heiße Zeiten“ nicht nur das Publikum in Hamburg, Düsseldorf, Köln und Zürich. Auch beim Fränkischen Theatersommer war die beschwingte musikalische Revue drei Jahre lang auf den mobilen Bühnen zu sehen. Zuletzt konnten die Zuschauer im Corona-Jahr 2020 im Kurpark Bad Staffelstein und in Gut Kutzenberg live miterleben, wie sich vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, zufällig am Terminal eines großen Flughafens kennenlernen.
Juni 2022: Nun wird es „Höchste Zeit“ zu erfahren, wie das Leben dieser vier Damen, die zu Publikumslieblingen wurden, weitergeht. Die Begrüßung von Jutta Rauter vom Fränkischen Theatersommer fiel sehr herzlich aus: Viele Zuschauerinnen waren „alte Bekannte“. Der Männeranteil an den Gästen war überschaubar: Es mögen wohl rund zehn Prozent gewesen sein.
Hochzeitsfrühstück und Trauung mit der Mädels-Clique

Jutta Rauter freute sich, dass das zweistündige Musical diesmal nicht auf der Seebühne, sondern mit der großen Theaterbühne auf dem breiten Weg innerhalb des Parks stattfinden konnte. „Unsere Stücke leben vom Kontakt zum Publikum. Der Wassergraben hätte einen zu großen Abstand zwischen die Schauspielerinnen und die Gäste gebracht“, sagt sie überzeugt. Dass mehr als zehn männliche Zuschauer da waren, nahm Jutta Rauter freudig wahr: „Ihr werdet nachher eure Frauen auf Händen tragen. Nach ,Höchste Zeit‘ wisst ihr nämlich, wie wir Frauen ticken!“, scherzte sie sehr glaubhaft.
Zur Erinnerung an den ersten Teil „Heiße Zeiten“: Die coole Karrierefrau Gabi, die vornehme Diva Viola, die einfache Hausfrau Doris und die unglückliche Anja, Dauerverlobte mit Kinderwunsch, hatten am Anfang nichts miteinander gemeinsam, wurden aber im Laufe vieler turbulenten Ereignisse zu Freundinnen. Nun will Gabi heiraten, lädt die Mädels-Clique zu einem Hochzeitsfrühstück ein und danach zur Trauung.
Ein Braut mit Filmriss und ein verschwundener Bräutigam

So der Plan. Der natürlich nicht klappt. Denn der Junggesellinnenabschied von Gabi (Rebecca Brinkmann) ist sehr feucht ausgefallen. Das Einzige, was ihr am „Tag danach“, am Hochzeitstag, dazu einfällt, ist, dass ihr nichts mehr einfällt. Filmriss. Auch Bräutigam Dietrich, von Beruf Unfallchirurg, hat mit seinen Kumpels gefeiert und ist seit dem Morgen danach schlichtweg verschwunden.
Zwischenapplaus für vier verrückte Hühner
Die drei Mädels wissen das noch nicht und bereiten sich fröhlich singend und tanzend auf ihre Rollen als Brautjungfern vor. Eine richtig gute Choreographie bei den Tanzeinlagen, tolle Texte zu altbekannten und beliebten Liedern und geballte Frauenpower versetzten die Gäste an diesem Sommerabend im Park selbst in Feierstimmung.
„Das ist schon ein dickes Ding – lebenslänglich Ehering“, reimt Hausfrau Doris (Sibylle Mantau). Doch der Braut geht es gar nicht gut. Sie weiß weder, wohin mit ihrem Mageninhalt, noch, mit wem sie die Nacht zuvor verbracht hat. Selbst der allwissende Wandspiegel in der Hochzeitssuite des Nobelhotels kann ihr nicht helfen. Ob in diesem Moment Heiraten wirklich so erstrebenswert ist? Ja! Die Dauerverlobte Anja (Gitti Rüsing) antwortet singend zur Melodie von „My Boy Lollipop“: „Ich will Sicherheit!“

Immer wieder gibt es verdienten Zwischenapplaus für die vier verrückten Hühner. Man mag sie anders nicht bezeichnen. Für eine große Portion schwarzen Humor sorgt Lady Viola (Stefanie Rüdell), die nicht müde wird, gleichzeitig der Braut das Heiraten auszureden und ihre Giftpfeile zum eigenen Noch-Ehemann zu schicken: „Ehe? Freie Sicht in den Höllenschlund! Abgrund“, tanzt sie wirbelnd über die Bühne.
Eine Einladung von Howard Carpendale
Das Gläschen Champagner zum Anstoßen zeigt allmählich seine Wirkung: Die Gedanken werden tiefsinniger, Wünsche werden ausgesprochen, die sonst wohl nie ans Tageslicht gekommen wären, und plötzlich erkennt jede der vier Frauen ihr eigenes Ich. Man lässt sich bemitleiden und gibt dennoch selber Ratschläge.
Auch gerne am Handy beim Kontroll-Anruf im trauten Heim. Auweia: plötzliche Panikattacke! Wieso schickt Hotelgast Howard Carpendale eine Einladung zum Essen? Ist da mehr gelaufen am Tag zuvor in der Hotelbar? Oder danach? „Tür an Tür mit Howie“ stichelt und schwärmt Hausfrau Doris. Die Hochzeit droht zu platzen. Die Braut zieht trotzdem ihr Brautkleid an. Und wenn es nur ist, um irgendwo eine Currywurst zu essen.
Das Musical endet mit einer Überraschung
Das Publikum klatscht vor Vergnügen. Ja, genau so etwas mag man sehen. Da lacht und fühlt man gerne mit – übrigens auch die Herren.

Das Musical endet mit einer Überraschung. Und mit dem Song „Girls, Girls, Girls“, den der Fränkische Theatersommer freilich umgedichtet hat in: „Gebt fei acht, s´ist noch nicht Schicht im Schacht.“ Das war den Gästen erneut einen herzlichen Applaus wert. Das Ende? Wird nicht verraten.
Weitere Termine des Fränkischen Theatersommers im Kurpark
Am 22. Juli wird das gleiche Stück in Marktzeuln auf dem Freischießen-Platz aufgeführt. Im Kurpark Bad Staffelstein geht weiter mit folgenden Terminen: 7. Juli „Was Sie schon immer über Franken wissen wollten“, 14. Juli „Don Quijote & Sancho Pansa“, 21. Juli „Arzt wider Willen“, 4. August „Der Traum von Las Vegas“, 18. August „Lügen haben lange Beine“, 1. September „Emmas Glück“ und 8. September „Reisesehnsüchte“.