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DÖRINGSTADT: Der Indianerpater aus Döringstadt

DÖRINGSTADT

Der Indianerpater aus Döringstadt

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    Rudolf Lunkenbein wurde 1939 in Döringstadt geboren und starb im Juli 1976 im brasilianischen Merúri. Als Missionar setzte er sich dort für die indigenen Völker ein und half ihnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
    Rudolf Lunkenbein wurde 1939 in Döringstadt geboren und starb im Juli 1976 im brasilianischen Merúri. Als Missionar setzte er sich dort für die indigenen Völker ein und half ihnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Foto: Repros: Fabian Brand

    Rudolf Lunkenbein wurde am 1. April 1939 in Döringstadt geboren. Schon im Kindesalter soll er den Wunsch geäußert haben, Priester und Missionar zu werden. Später besuchte er das Gymnasium der Salesianer im Kloster Buxheim bei Memmingen. Wegweisend war dabei eine Erfahrung, die Lunkenbein im Alter von 19 Jahren machte: Er begleitete den Provinzial der Salesianer auf einer Reise nach Brasilien. Dies war wohl auch der Auslöser, dass Rudolf Lunkenbein noch im selben Jahr in den Orden der Salesianer Don Boscos eintrat. Einen Teil seines Noviziates verbrachte er in der Nähe von Sao Paulo. Ab 1963 war er für zwei Jahre in der Missionsstation von Merúri im Bundesstaat Mato Grosso eingesetzt.

    Am 29. Juni 1969 empfing er in Benediktbeuern die Priesterweihe; sein Primizspruch lautete: „Ich bin gekommen, um zu dienen und dafür mein Leben zu geben“ (Mt 20,28). Die Feier der Primiz folgte am 6. Juli in seiner Heimatgemeinde Döringstadt. Anschließend kehrte Lunkenbein nach Brasilien zurück, um als Missionar beim Stamm der Bororo-Indigenen zu wirken.

    Es ging nicht nur um das Missionieren

    Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatten es sich die Salesianer zur Aufgabe gemacht, die Stämme der Indigenen zu missionieren. Mehr und mehr war es auch ein Anliegen der Missionare, für das Heimat- und Lebensrecht der Indigenen einzutreten. Die indigenen Völker wurden zunehmend von brasilianischen Siedlern aus ihrem Lebensbereich, dem tropischen Regenwald, verdrängt. Die Politik der staatlichen Behörden bestand darin, die Indigenen in die brasilianische Gesellschaft zu integrieren. Die Brasilianer zeigten dazu aber wenig Bereitschaft und auch die indigenen Völker wollten einen solchen Lebenswandel nicht nachvollziehen.

    Lunkenbein setzte sich nachdrücklich für das Heimat- und Lebensrecht des Bororo-Stammes ein. Über seine Aufgabe sagte er selbst: „Zunächst einmal gilt es, diesen Menschen auf den Weg zurück ins Leben zu helfen, sie zur Selbstbestimmung zu bringen, ihnen klarzumachen, was in ihnen steckt, welche Kräfte sie einfach brach liegen, welch großartige Traditionen sie einfach verkommen lassen. Ich habe mich für sie eingesetzt, ihre Rechte für sie verteidigt.“ Rudolf Lunkenbein engagierte sich dafür, dass die Bororos das ihnen zustehende Territorium behalten konnten und dass sie so ihre indigene Kultur weiter pflegen konnten.

    1975 wurde er zum Indianerpater

    1973 wurde Lunkenbein in den Stamm der Bororos aufgenommen. Er war der einzige Weiße, dem eine solche Ehre bei den Indigenen zuteil wurde. Der „Indianerpater“, wie man ihn fortan nannte, wurde 1975 auch Mitglied der brasilianischen Indianerschutzbehörde FUNAI. Dort setzte er sich besonders dafür ein, dass den Indigenen jenes Land zurückgegeben wurde, welches sich Großgrundbesitzer widerrechtlich als Eigentum genommen hatten.

    Am 18. Mai 1976 schrieb Lunkenbein an seine Eltern: „In ein bis zwei Monaten wird das Indianergebiet vermessen, und dann wird die ganze weiße Bevölkerung gerichtlich aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. In diesen Tagen kann es dann sein, dass es zu Schüssen kommt, einige haben schon gedroht. Es wird also noch ein sehr schwieriges Jahr für uns werden, aber wir stehen ja immer in Gottes Hand und tun alles, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden.“

    Die Abtretung des Landes sollte am 15. Juli 1976 beginnen. Dazu kamen Landvermesser und 62 Großgrundbesitzer in Lunkenbeins Missionsstation. Pater Rodolfo, der noch zwischen den Indigenen und den Siedlern vermitteln wollte, wurde dabei erschossen. Die Bororos schmückten den Leichnam Lunkenbeins mit Häuptlingsfedern, bis heute wird er bei ihnen als Märtyrer und Heiliger verehrt.

    In das deutsche Martyrologium aufgenommen

    Lunkenbein wurde in das „deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen, ein Verzeichnis jener Menschen, die im vergangenen Jahrhundert aufgrund ihres Glaubens ermordet wurden. Vor vier Jahren wurde auch das Seligsprechungsverfahren für Pater Lunkenbein offiziell eröffnet. Bischof Camillo Faresin, der Pater Rodolfo in Merúri beisetzte, schrieb in einem Brief an die Eltern Lunkenbeins folgende Worte: „Statt seinen Tod zu beweinen, wollen wir an sein Leben denken: Pater Rudolf war wirklich ein Priester, der voll und ganz in Übereinstimmung mit seiner Sendung, Apostel der Liebe und Güte zu sein, lebte. Wir werden Pater Rudolf immer als bewundernswertes Vorbild eines echten Christen, Salesianers, Missionars und Priesters in Erinnerung haben.“

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