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EBENSFELD: Der Itzgrund – „das himmlische Thal“

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Der Itzgrund – „das himmlische Thal“

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    Bereits im 13. Jahrhundert gab es ein Rittergut in Lahm im Itzgrund; das Schloss, das noch heute besteht, wurde erst um 1700 von Adam Heinrich Gottlob von Lichtenstein errichtet.
    Bereits im 13. Jahrhundert gab es ein Rittergut in Lahm im Itzgrund; das Schloss, das noch heute besteht, wurde erst um 1700 von Adam Heinrich Gottlob von Lichtenstein errichtet. Foto: Fabian Brand

    Lahm „… Mittwoch abends reiste ich von Erlangen ab, kam spät nach Mitternacht in Bamberg an, auf einem verdammt kalten und unsicheren Wege, wo man uns wegen den Diebsbanden in den Wäldern einen Husaren entgegenschickte. Von Bamberg bis Koburg, wo ich Donnerstag Abends ankam, hatt‘ ich den ganzen Tag über das himmlische Thal, das von der Ize durchflossen wird, vor und hinter mir …“: Von keinem Geringeren, als dem bedeutenden Lyriker Friedrich Hölderlin (1770 - 1843) stammen diese Worte, die er am 30. Dezember 1793 an seine Freunde schrieb.

    Lange Reise von Stuttgart in die Rhön

    Er hatte eine lange und beschwerliche Reise angetreten, um endlich dem Dichterberuf nachgehen zu können. Denn sein Kollege Friedrich Schiller hatte ihm eine Hauslehrerstelle bei Charlotte von Kalb in Waltershausen im Grabfeld besorgt. Und so war Hölderlin die lange Reise von Stuttgart in die Rhön angetreten und kam dabei auch im Itzgrund vorbei. Eine Gegend, die ihm scheinbar sehr gefallen hat, nennt er sie doch „das himmlische Thal“.

    Die Gemeinde Itzgrund, die 1978 im Zuge der Gebietsreform entstanden ist, gehört heute freilich zum Landkreis Coburg. Jedoch gab es viele ehemals selbstständige Gemeinden, die bis Anfang der 1970-er Jahre in den Landkreis Staffelstein eingegliedert waren. Auch kirchlich ist der Itzgrund bis heute mit dem Lichtenfelser Land verbunden: Viele evangelische Gemeinden gehören zum Dekanat Michelau, einige katholische Kirchen zur Pfarrei Altenbanz.

    Pfarrdorf Lahm wird um das Jahr 800 erstmals erwähnt

    Manche Orte im Itzgrund haben eine uralte Geschichte, wie der Ort Lahm zeigt: So wurde das Pfarrdorf um das Jahr 800 erstmals in einer Schrift des Benediktinerklosters Fulda erwähnt, welches nur kurze Zeit zuvor auf Bestreben des heiligen Bonifatius gegründet worden war. Später wurde der Ort der Pfarrei Altenbanz angegliedert, wobei Lahm auch nach der Gründung des Bistums Bamberg am 1. November 1007 beim Hochstift Würzburg blieb.

    Zwei Grabsteine in der Lahmer Kirche erinnern an Clara Elisabetha Westett (+ 1692) und ihren Gatten, sowie an Johann Conrad Wolffhardt (+ 1692).
    Zwei Grabsteine in der Lahmer Kirche erinnern an Clara Elisabetha Westett (+ 1692) und ihren Gatten, sowie an Johann Conrad Wolffhardt (+ 1692). Foto: Fabian Brand

    Ein Adelsgeschlecht errichtete im 13. Jahrhundert in Lahm ein Rittergut, wodurch das Dorf an Ansehen und Reichtum gewann. Wie viele andere Adelige, so schlossen sich auch die Herren von Lahm den Reformatoren an. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten fast alle Dorfbewohner der evangelischen Konfession an. Im Jahr 1913 wurde Lahm an das Eisenbahnnetz angeschlossen, doch schon 1981 wurde die Strecke wieder stillgelegt. Seit 1978 gehört der ehemals selbstständige Ort nun zur Gemeinde Itzgrund.

    Bis heute ist vor allem die Kirche von Lahm eine Sehenswürdigkeit: An der Stelle des heutigen Gotteshauses befand sich einst die Schlosskapelle des in Lahm ansässigen Adelsgeschlechtes von Lichtenstein. Aufgrund der wachsenden Zahl an Gläubigen wurde es zum Beginn des 18. Jahrhunderts nötig, eine neue Kirche zu errichten. Die Grundsteinlegung erfolgte 1728, die kirchliche Weihe am 4. Mai 1732.

    Kirche mit rund 600 Sitzplätzen etwas überdimensioniert

    Mit ihren rund 600 Sitzplätzen wirkt die Kirche für die Verhältnisse heute durchaus etwas überdimensioniert. Auch die reichliche Innenausstattung mit ihren üppigen Verzierungen mag nicht so recht in das kleine Dorf im Itzgrund passen. Doch der Bauleiter, der Ansbacher Baudirektor Carl Friedrich von Zocha, hätte wohl auch keine schlichte Dorfkapelle planen können. Immerhin war er beim Umbau der Residenz Ansbach federführend und errichtete unter anderem die Orangerie im dortigen Hofgarten. Kaum verwunderlich, dass auch die Kirche von Lahm nicht ohne etwas Prunk auskommt.

    Die Orgel in der Lahmer Schlosskirche, die von Heinrich Gottlieb Herbst aus Halberstadt im Harz erbaut worden ist. Der Kronleuchter, der die Kirche schmückt, stammt ursprünglich aus Schloss Ehrenburg in Coburg.
    Die Orgel in der Lahmer Schlosskirche, die von Heinrich Gottlieb Herbst aus Halberstadt im Harz erbaut worden ist. Der Kronleuchter, der die Kirche schmückt, stammt ursprünglich aus Schloss Ehrenburg in Coburg. Foto: Fabian Brand

    Besonders bemerkenswert ist auch die Orgel der Schlosskirche: Sie wurde in den Jahren des Kirchbaus vom Halberstadter Orgelbauer Heinrich Gottlieb Herbst eingebaut und ist bis heute in der wesentlichen Substanz erhalten. Mit zwei Manualen und 29 klingenden Registern stellt die Orgel ein herausragendes Beispiel der barocken Orgelbaukunst dar.

    Neffe von Johann Sebastian Bach war Kantor in Lahm

    Die Kirche von Lahm besaß übrigens auch einen berühmten Kantor: Über 50 Jahre wirkte Johann Lorenz Bach, Neffe und Schüler von Johann Sebastian Bach, als Organist und Kantor in Lahm. Zwar arbeitete er fleißig im Dienst seines Onkels, zum Beispiel, um dessen Noten zu vervielfältigen, doch von seinem eigenen Schaffen ist nur eine einzige Komposition erhalten. Ein Grabstein in der Kirche erinnert an den 1773 in Lahm gestorbenen Kirchenmusiker.

    So ist der Itzgrund sicher eine Reise wert, und dass es viel zu entdecken gibt, hat schon Friedrich Hölderlin gewusst.

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