Drei signalrote Kräne wetteifern mit ihren langen Auslegern um die Lufthoheit auf der Anhöhe zwischen Maintal und Kellbachgrund. Zackige Hammerschläge mischen sich unter den immer wieder aufkommenden Herbstwind, während ein tonnenschweres Traktorgespann, energisch schnaubend, die Baugrube entlang der Rohbauten hinaufrollt. Es staubt, als der Bagger nebenan das Material verteilt. Auf der Großbaustelle ist dieser Tage mächtig Betrieb.

„Die Rohbauarbeiten laufen gut“, sagt Florian Bergmann, Leiter des Präsidialbüros des Bezirks Oberfranken, auf Nachfrage dieser Redaktion. „Es gab keine Schwierigkeiten, die zu Verzögerungen führten. Mit der Baustelle befinden wir uns voll im Bauzeitenplan.“ Jüngst seien die Ausführungsplanung für den Innenausbau vorangetrieben sowie die kommenden Leistungen ausgeschrieben worden, zum Beispiel im Stahlbau. „Seit Frühjahr laufen auf der Baustelle diesen Jahres die Rohbauarbeiten.“

Gebaut wird am Hang Richtung Ansberg und Kellbachgrund: Es entstehen die Häuser 100 und 200, künftig die Heimat von Psychiatrischer Klinik mit Ergotherapie, Tagesklinik und klinischem Arztdienst Psychiatrie, ergänzt durch einen Eingangsbereich mit zentralen Service-, Verwaltungs-, Bereitschaftsbereichen, Sozialbereichen, Notaufnahme und zentraler Aufnahme mit Liegendkrankenzufahrt. „Die Psychiatrische Klinik wird aus acht psychiatrischen Stationen mit 178 Betten, 10 Plätze in der Tagesklinik und 4 Plätze in der Tagesklinik Adoleszenten bestehen“, informiert Bergmann. Bis 2027 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die roten Kräne gehören der Firma Riedel Bau AG Aus Schweinfurt, die auch die Rohbauarbeiten ausführt. „Sie hat, einschließlich ihrer Subunternehmer, im Schnitt rund 30 Bauarbeiter vor Ort“, verdeutlicht Bergmann. Der Neubau des Bezirksklinikums Obermain ist das größte Bauprojekt des Bezirks Oberfranken in den kommenden Jahren. Es ist sogar von einem Jahrhundertprojekt die Rede, für am 21. März 2023 der symbolische Spatenstich stattgefunden hatte. Insgesamt sind 140 Millionen Euro für die beiden Bauabschnitte veranschlagt.
„Die Ausführungsplanung für den Innenausbau laufen weiter“, antwortet Florian Bergmann auf die Frage, was in den kommenden Wochen gemacht werden soll. „Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen, wie beispielsweise der Fassadenbau, wird vorangetrieben. Die Rohbauarbeiten gehen weiter und sollen Mitte 2025 ihren Abschluss finden.“

Dass die Witterung derzeit noch relativ mild und wenig winterlich ist, begünstigt das Vorankommen. Der Zeitplan ist ehrgeizig: Die Rohbaufirma soll lediglich über Weihnachten, vom 19. Dezember bis 7. Januar, pausieren: In dieser Zeit ruht die gesamte Baustelle. „Weitere Winterpausen sind nicht geplant“, heißt es vom Bezirk Oberfranken. „Soweit es die Witterung zulässt, wird durchgearbeitet.“
Betrieb geht „normal“ weiter
Trotz Großbaustelle geht der Krankenhausbetrieb am Bezirksklinikum Obermain weiter. Deshalb sind die Mitarbeitenden von Riedel Bau angehalten, täglich Reinigungsarbeiten auszuführen. „Die Baustelle wird außerdem über eine separate Erschließungsstraße angefahren“, so Bergmann. Das minimiert ebenfalls die Beeinträchtigungen. „Ansonsten herrscht normaler Baustellenbetrieb mit einer Geräuschentwicklung, die sich möglichst im Rahmen hält.“

Während andernorts die Kostenrahmen gesprengt werden, ist beim Jahrhundertprojekt des Bezirks Oberfranken alles im Lot. „Nach derzeitigem Stand kann der Kostenrahmen auf Basis der Kostenberechnung aus dem Jahr 2020 eingehalten werden“, bestätigt der Leiter des Präsidialbüros. Alleine der erste Bauabschnitt, der derzeit umgesetzt wird und zwei Baukörpern besteht, dürfte etwa 92 Millionen Euro kosten.
Für diesen ersten Abschnitt stellt der Freistaat Bayern rund 65 Millionen Euro bereit. Damit verbleibt für den Bezirk Oberfranken und sein Kommunalunternehmen „GeBO“ ein Eigenanteil von knapp 27 Millionen.
Umzug erfolgt im Jahr 2028
Ziel sei es, „kompakte, zukunftsfähige Betriebsstrukturen zu schaffen, die hohe medizinische Versorgungsqualität für die Patientinnen und Patienten bei zugleich effizienter Bewirtschaftung ermöglichen“, unterstrich Bayerns Ministerin Judith Gerlach bei der der Grundsteinlegung für den Neubau im April diesen Jahres. Darüber hinaus (und nicht zuletzt) geht es um die Standortsicherung – und die Arbeitsplätze der gut 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Bezirksklinikum Obermain.
Fertiggestellt sein sollen die beiden Gebäude (Gesamtfläche: 5480 m²) des ersten Bauabschnitts bis Ende 2027, nach dann rund vier Jahren Bauzeit. „Danach folgt die Inbetriebnahme des Krankenhauskomplexes und der Umzug im Jahr 2028“, blickt Florian Bergmann voraus.

Bauabschnitt zwei schließt sich daran, zeitlich wie räumlich, direkt an: Es folgt der Neubau der somatischen Abteilungen Pneumologie,also der Lungenfachklinik (66 Betten), und der Abteilung Rheumatologie (34 Betten), die beide bisher im Haus 6 untergebracht sind. Zuvor wird das jetzige Gebäude 11 – die bisherige Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie Gerontopsychiatrie – abgebrochen. Zudem soll ein Seniorenwohnheim entstehen.
„Die Baumaßnahme wird die Gesundheitsregion im westlichen Oberfranken nachhaltig stärken und eine bestmögliche Patientenversorgung sicherstellen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bezirks.