Märchen beginnen oft mit der Wendung „Es war einmal ...“ Kochrezepte beginnen mit „Man nehme ...“ Die Geschichte von Nidal Errih und Rami Alboni el Buni ist außergewöhnlich, und sie beginnt mit „Es war einmal ...“
Ein zwölfjähriges Mädchen zog mit seinen Eltern nach Spanien. Das Mädchen hieß Nidal. Ihre Familie stammte aus Marokko und fühlte sich schnell wohl im südspanischen Sevilla. Nidal studierte nach ihrer Schulzeit das Fach „Internationale Wirtschaft“ (entspricht dem deutschen BWL-Studium) und arbeitete danach in einem internationalen Transportunternehmen in der Logistik.
Auch den jungen Rami zog es nach Spanien. Rami stammt ursprünglich aus Jordanien und arbeitete in Sevilla erst in einem arabischen, dann 15 Jahre lang in einem spanischen Restaurant als Koch.
Man nehme nun eine kleine Prise Schicksal, ein bisschen Zufall und eine große Menge Liebe und vermische es sorgfältig: Nidal und Rami lernten sich kennen und lieben. Sie heirateten und bekamen einen Sohn. Kurz danach stand für die kleine Familie fest: „Wir wollen woanders hingehen.“ Rami sagt es ohne Reue.
Junge Familie sucht ihr Glück

Da er nur wenig Englisch spricht und noch kein Deutsch, hilft eine gute Bekannte an diesem trüben Nachmittag in Bad Staffelstein beim Übersetzen. Die Arbeitszeiten seien sehr anstrengend gewesen, berichtet Rami. Die Spanier hätten sehr lange Mittagspausen und würden abends erst sehr spät zum Essen gehen. Da habe ein Arbeitstag nicht selten bis nach Mitternacht gedauert. „Das spanische Leben findet sehr spät statt“, sagt er auf Englisch. Seine Frau Nidal nickt: für eine Familie mit Baby schon anstrengend.
Doch wohin? Ramis Ziel war Texas, dort hat der Koch einige Verwandte. Doch Nidal zögerte. Es sei ihr zu gefährlich, sagte sie. Die Familie hat auch in Wesel bei Düsseldorf einen Freund und beschloss deshalb, nach Deutschland zu ziehen.
Ohne Kita-Platz kein Job
Nun nehme man eine doppelte Portion Bürokratie: Die Familie sollte in Wesel länger als ein Jahr auf eine Wohnung und genauso lange auf einen Kindergartenplatz warten. Zwar gab es wegen einer Arbeitserlaubnis für die spanische Familie keinerlei Hürden, doch das dauerte Nidal und Ramin mit ihrem jetzt Dreijährigen zu lange.

Nidal kann sich noch gut erinnern. Sie spricht Englisch, Spanisch, Französisch und Arabisch. In einem bunten Mix sprudelt es aus ihr heraus: Wieder sei es ein Freund gewesen, der ihnen einen Tipp gegeben habe. Er hatte einen Imbisswagen in Ebensfeld und riet dem jungen Paar, sich nicht in einer überlaufenen Großstadt, sondern in einer kleineren Gemeinde niederzulassen. Nidal lacht fröhlich.
Jetzt würze man das Ganze mit einer doppelten Prise Glück: Die Familie konnte in Ebensfeld eine Ferienwohnung beziehen, und Rami fand Arbeit bei der Wäscherei Schick. „Zu vermieten“, las Ehefrau Nidal wenig später auf einem Schild in der Bahnhofstraße in Bad Staffelstein. Seit Monaten besuchte sie einen Deutschkurs in Lichtenfels, und das Schild fiel ihr auf.
Ein Jahr voller Hürden
Die Familie Güler hatte in dem Gebäude viele Jahre lang einen Feinkostladen betrieben und in den in den unbeheizten Erdgeschossräumen frisches Obst, Gemüse und Spezialitäten verkauft. „Die Menschen sind sehr, sehr freundlich hier“, sagt Nidal und strahlt übers ganze Gesicht. Familie Güler habe für sie übersetzt und sie beim Umsetzen ihrer Pläne unterstützt.
Ein eigener Imbiss – das war der Traum. Der Koch Rami sollte für die Speisen und Salate zuständig sein, Ehefrau Nidal sollte ihm helfen, solange der kleine Sohn noch in den Kindergarten geht. Statt der Hexe im Märchen kam nun die Bürokratie ins Spiel: Landratsamt, Bauamt und Stadt. Es habe ein Jahr gedauert, bis sie eröffnen konnten. Zu wenig Stellplätze, keine Kundentoilette, kein direkter Ansprechpartner in der Bauverwaltung (die Stelle wurde schließlich Anfang 2023 besetzt). Drohte der Plan in sich zusammenzufallen wie ein Soufflé?
„Unser Essen wird schnell zubereitet, aber es ist gesund.“
Nidal Errih über den Namen ihres Lokals
Gemeinsam wurden Lösungen gefunden und es konnte schließlich ans Einrichten gehen. Noch fehlen die Sahnehäubchen: Der provisorische kleine Kamin soll von einer Heizung abgelöst werden, damit es an den Sitzplätzen nicht zu kalt wird. Und ein neuer Name wird kommen: Als das Ehepaar sich für den Namen „Fast Food“ entschied, wussten beide nicht, dass das in Deutschland keinen guten Ruf hat. Zu fett, zu salzig, zu süß, weiß man.
„Unser Essen wird schnell zubereitet, aber es ist gesund“, sagt Nidal. Frische und getrocknete Kräuter und Gewürze bringt sie von ihren gelegentlichen Spanienbesuchen mit, auch die Rezepte sind international. Wie das „Tasty Dream Fast Food“ von Nidal Errih und Rami Alboni el Buni wohl bald heißen wird? Nun, da gibt es wie bei einem zauberhaften Dessert eine Überraschung.