Die heutige Barockkirche Sankt Veit auf dem Ansberg oder Veitsberg geht zurück auf eine hochmittelalterliche Burganlage. Dass eine Kapelle auf dem Platz einer abgegangenen Burg steht, kommt in Oberfranken mehrmals vor. Sankt Pankratius auf dem Gügel, Sankt Georg auf dem Senftenberg oder Sankt Nikolaus auf dem Reifenberg sind solche Beispiele.
Die Burg auf dem Ansberg, deren Reste sich als Wall zeigen, ist in historischen Quellen nur selten zu greifen. 1087 wird ein „Goswin de Ansperc“ genannt. Der Name „Goswin“ deutet darauf hin, dass er einer edelfreien Familie angehörte, die sich im zwölften Jahrhundert meist nach ihren Burgen Stahleck im Rheinland und Höchstadt an der Aisch benannte. Gößweinstein erinnert durch den Ortsnamen an diese Familie.
Im Jahr 1319 ein letzter Hinweis auf die Burg
Später war die Burg im Besitz des Bamberger Fürstbischofs. Er setzte auf den Ansberg einen Ministerialen (Dienstadligen). 1292 ist ein Mitglied der Familie von Kunstadt dort nachweisbar. Aus dem Jahr 1319 stammt der letzte Hinweis auf die Burg. Da sie keinen Verwaltungszwecken diente wie die Giechburg oder die Burg Lichtenfels, wurde sie wohl aufgegeben. Eine Pfründe, also eine Stiftung zur Finanzierung eines Burggeistlichen, ist bereits 1270 nachgewiesen. Die Veitskirche selbst, die gewiss auf eine Burgkapelle zurückgeht, wird erst 1413 ausdrücklich genannt.
Die Pfründe wurde 1625 verwendet, um die Pfarrstelle in Kleukheim zu finanzieren. Der Bischof wies der neuen Pfarrei im März 1625 die Einkünfte zu, gebot jedoch zugleich, „dass der Gottesdienst daselbsten, wie vor Alterß herkommen, nit underlassen werde“. Üblicherweise sollte der Pfarrer einmal in der Woche eine Messe in der Bergkapelle lesen, bei schlechtem Wetter könne er dies aber in seiner Pfarrkirche tun.
Bei schlechtem Wetter kein Gottesdienst
Dabei blieb es, bis 1855 die Gottesdienste in der Pfarrei Kleukheim neu geregelt wurden. Dabei wurden 18 Termine festgesetzt, an denen der Pfarrer auf dem Veitsberg zu zelebrieren hatte – wieder Tage mit ungünstiger Witterung ausgenommen. Seit 1928 gehört die Veitskapelle zur Kuratie Prächting.
Weitgehend unerforscht sind die Umstände des Neubaus der Kapelle in den Jahren 1717 bis 1719. Die Maurerarbeiten erledigte der Bamberger Meister Andreas Reinthaler, der schon 1696 am Ebensfelder Kirchturm gearbeitet und 1713/14 zusammen mit Christoph Leidner aus Bamberg das Langhaus der Hankirche bei Prächting errichtet hatte. Es lag also nahe, den erfahrenen und in der Gegend bekannten Maurer zu betrauen. Sein Familienname deutet auf seine Herkunft aus dem Raum Rosenheim hin; von dort kamen etliche Bauhandwerker ins Bambergische.
Der Meister Andreas Weiß aus Prächting
Die Zimmerarbeiten erledigte der Meister Andreas Weiß aus Prächting. Er habe habe, so 1738 der Ebensfelder Kaplan, „allschon verschiedene vornehme Kirchen- und andere Gebäu [...] mit Ruhm errichtet.“ Zu seinen Arbeiten zählten die Hankirche, die Georgskapelle in Staffelstein, die Schlösser Ullstadt und Reichmannsdorf – und eben die Veitskapelle.
Den Stuck fertigte 1722 der Bamberger Anton Berwanger, vermutlich ein gebürtiger Tiroler, der sich schon in der Pfarrkirche Ebensfeld bewährt hatte. Weitere zwei Jahre dauerte es, bis die Kirchenstiftung den Hochaltar anschaffen konnte, ebenfalls ein Werk von Bamberger Künstlern. Der Schreiner Johann Voit baute den Altar, und der Bildhauer Johann Leonhard Goldwitzer lieferte den figürlichen Schmuck. Ein namentlich nicht bekannter Bamberger Maler schuf das Altarblatt. Finanziert wurde der Altar wohl durch einen privaten Spender.
Die Nebenaltäre sind „recycelt“
Die Nebenaltäre kaufte man, was in der Barockzeit nicht selten vorkam, „gebraucht“ von einer anderen Kirche, in der neue Altäre angeschafft wurden. Es handelt sich daher um Arbeiten, die älter sind aus der Kirche: Sie stammen von etwa 1670/75. Der Kleukheimer Pfarrer beschrieb sie als zusammengekauft, „eines groß, eines klein“.
Die Kanzel ist dagegen erheblich jünger als der Kirchenbau; sie entstand um 1785. Die barocke Orgel wurde 1900 demontiert. Bis 1993 eine neue Orgel angeschafft wurde, hatte die Kapelle nur ein Harmonium. Das Gestühl erschien dem Kleukheimer Pfarrer 1744 als völlig ungenügend: „zum Knien untauglich, zum Sietzen lächerlich“. In Schulen finde man bequemere Bänke. Auch fehle es an liturgischen Gewändern. Das textile Inventar bestand aus „einem einzigen uralten abgeschabten Messgewandt“.
Der Verfall begann recht schnell
Auch der bauliche Zustand hatte sich, wie der Bericht des Pfarrers von 1744 verrät, ein Vierteljahrhundert nach Fertigstellung erheblich verschlechtert, da die Kirche „alles Wetters Ungestümmigkeit“ ausgesetzt sei. So sei das „Chorgewölb in höchster Verderbens Gefahr“, denn es sei nicht einmal durch Bretter gegen den „durchbeissenden Schneeh und Reegen“ geschützt. Im Innenraum falle der Putz von der Wand.
Ihren besonderen Charme erhält die Veitskirche durch den Kranz von 21 Linden, der sie seit dem 18. Jahrhundert umgibt und – vor etlichen Jahren freigestellt – dem Berg ein ganz besonderes Gepräge verleiht.