„Die sind mit dem Teufel im Bunde!“ – das sei die Meinung der Staffelsteiner Bürger beim Blick über ihre Mauer vor mehr als 140 Jahren gewesen, berichtet Georg Ellner. Begründet hätten sie diese Behauptung mit der Tatsache, das Ende des 19. Jahrhunderts schon vielerorts elektrisches Licht in den Mühlen brannte, während die innerhalb der Stadtmauern lebenden Bürger noch bei Kerzenschein gesessen hätten.
„Alle Staffelsteiner Mühlen befanden sich einst außerhalb des Stadtkerns und nutzten den glücklichen Umstand, dass sie mit Wasserkraft ihren eigenen Strom und somit ihr eigenes Licht erzeugen konnten. Das ist wirklich so gewesen“, erzählt Ellner. Seit 1950 ist die Mühle in der Horsdorfer Straße 52, früher „Haus Nummer 53“, im Besitz seiner Familie. Doch die Geschichte der Mühle beginnt schon viele hundert Jahre früher.
1460 erstmals erwähnt
1460 wurde die „Hopffenmüle“ erstmals urkundlich erwähnt. In diesem Jahr nämlich hatte die Domprobstei Bamberg den „Albrecht von Gich, Ritter zu Brun“ mit der Mühle belehnt. Georg Ellner weiß das sehr genau: Seine Familie hat vor vielen Jahren schon einen Nachforschungsauftrag an das Bamberger Staatsarchiv, namentlich an Joachim Andraschke, gegeben. In der ihm nun vorliegenden Chronik sind Kaufbriefe und Bestätigungen, Zins-Notizen und Schriftstücke aus dem Stadtgericht, teils in Abschrift, teils in Kopien – auf jeden Fall aber nichts, was einfach zu entziffern wäre.
„Da, schau“, zeigt Georg Ellner auf die mögliche Erklärung des Namens „Hopfenmühle“. Mit der Pflanze fürs Bierbrauen habe es nämlich nichts zu tun. Der im zwölften Jahrhundert dort vermutete Weiler „Hopfenhule“ leite sich am ehesten aus den althochdeutschen Wörtern „Hop“ und „hulia“ ab, was wohl „Sumpf“ entspreche. Man nimmt also an, dass der Ort nach einem Sumpf benannt wurde, der sich aus dem Lauterbach speiste.

Unter Denkmalschutz
In den folgenden Jahrhunderten hat sich das Areal rings um die Getreidemühle ständig verändert und erweitert, Stallungen, Wohnhäuser und Gärten entstanden neu oder verschwanden wieder, Besitzer kamen und gingen. Mittlerweile steht auf dem großen Gelände am Ortseingang vom Lautergrund kommend ein denkmalgeschütztes zweigeschossiges Mühlengebäude mit Halbwalmdach. Als Entstehungszeit nimmt man das späte 17. und frühe 18. Jahrhundert an.
Georg und sein Sohn, der Müllermeister Stefan Ellner (47), stehen im langen Flur des Hauptgebäudes. Hier hängen viele Schwarz-Weiß-Aufnahmen von den Eltern und Großeltern, aber auch von früheren Besitzern seit 1812. Adam Karl sei 1901 der Besitzer der Mühle gewesen und habe nach zwei kinderlos gebliebenen Kurz-Ehen die Großmutter von Georg, also die Ur-Großmutter von Stefan Ellner, geheiratet: Maria Margaretha hieß diese, und sie gebar Adam Karl eine Tochter. Die habe einen Michael Ellner geheiratet und so den Namen „Ellner“ auf die Mühle gebracht.

Ein reines Familienunternehmen
Wann der Name des Anwesens in „Hopfenmühle“ geändert wurde, vermögen weder Vater noch Sohn genau zu sagen. Sicher ist nur, dass die Hopfenmühle die einzige Mühle in Bad Staffelstein ist, die noch produziert. Die Ellners sind ein reines Familienunternehmen: Sie kaufen ausschließlich Getreide der umliegenden Bad Staffelsteiner Landwirte an, mahlen es und verkaufen das daraus gewonnene Mehl in vielen Sorten und Mahlstufen. Immer wieder wurde deshalb in Maschinen und Technik investiert, renoviert und die Mahl-, Sieb- und Walzgerätschaften ausgetauscht.
Letzte Neuerung war der Austausch von drei Walzenstühlen (aus den 1950-er Jahren) und die Anschaffung eines Doppelwalzenstuhles. Damit ist das Arbeiten effektiver, staubfreier und hygienischer, erklärt Müllermeister Stefan Ellner beim Rundgang durch die fünfstöckige Mühle. „Die alten Walzenstühle sind einfach in die Jahre gekommen, eine Überholung war da nicht mehr wirtschaftlich.“ Auch der Austausch der alten Holzröhren durch Edelstahlrohre habe zur Investition in sechsstelliger Höhe gehört.

Mehl aus dem Mühlenladen
Der Walzenstuhl, der das Korn zerreißt, wird seit 1979 von einer Turbine angetrieben. Diese werde zu 80 Prozent von Strom versorgt, den die Familie mit Wasserkraft selbst produziert. Das alte Wasserrad existiert übrigens noch: Es steht mit einer imposanten Größe von 6,60 Metern Durchmesser an der Hauswand des Anwesens.
Was der Kunde hier auch vorfindet, ist ein Mühlenladen. Bis das Getreide als Mehl „kundenfertig“ in Papiertüten bereitsteht, ist es längst von Steinen und anderen Fremdkörpern mittels Rüttelsieben befreit worden, ist an Magneten vorbeigelaufen, um mögliche Eisenteile zu entfernen, wurde gewogen, durch ein spezielles Edelstahl-Röhrensystem hoch unters Mühlendach befördert und mit verschiedenen Mahlgraden gemahlen: von ganz feinem Mehl (DIN 405) bis Vollkorndinkelmehl (DIN weit höher als 2000).
In anderen Ländern haben die Mehl-Typen andere Bezeichnungen, erklärt der Müllermeister. In Italien gebe es den Typ „0“, in Österreich „W800“, in Frankreich „F 50“ und in der Schweiz heiße eine gängige Sorten Weizenmehl „Halbweiß-Mehl“.
Zweites Standbein
Angst, dass das Müller-Handwerk einmal aussterben könnte, hat Stefan Ellner nicht. Er weiß: „Ohne Müller kein Brot, kein Kuchen, keine Milchschnitte“. Vor einiger Zeit habe sich die Familie sogar noch ein zweites Standbein geschaffen. Denn nicht erst zur Corona-Zeit sei Backen zum Hobby geworden. „Lohn-Müllerei“ heißt das neue Wort. Der Kunde bringt sein Getreide (auch „Exoten“ wie Emmer und Grünkern), lässt bei der Ellnermühle mahlen und nimmt das fertige Mehl, sein eigenes Mehl, wieder mit. Diese Kunden kämen aus ganz Oberfranken und sogar aus Thüringen, zählt Stefan Ellner auf.

Die anliefernden Landwirte hingegen stammten allesamt nur aus dem Umkreis von Bad Staffelstein: „Kurze Wege – höchste Güte“, fasst es der Müller in vier Worten zusammen.
Mühlengeschichte Sieben Getreidemühlen gab es einst in Staffelstein: 1. Herrgottsmühle („Loneis-Mühle“), 2. Schrepfenmühle (Nähe frühere Bäckerei Schmitt), 3. Davidsmühle (Nähe Friseur Böse), 4. Ultschenmühle (Am unteren Lauterdamm), 5. Römersmühle („Seebergersmühle“, Bamberger Straße), 6. Eichenmühle (Horsdorfer Straße) und 7. Hopfenmühle.