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VIERZEHNHEILIGEN: Die Wallfahrtsbücher von Vierzehnheiligen

VIERZEHNHEILIGEN

Die Wallfahrtsbücher von Vierzehnheiligen

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    Nicht nur die Basilika Vierzehnheiligen feiert in diesem Jahr 250. Geburtstag, sondern auch das Buch „Das Wunderthaetige Franckenthal“. Das Titelbild zeigt nicht nur das Hauptportal der 1772 geweihten Kirche, sondern auch einige Wallfahrer, die zum Heiligtum am Obermain pilgern.
    Nicht nur die Basilika Vierzehnheiligen feiert in diesem Jahr 250. Geburtstag, sondern auch das Buch „Das Wunderthaetige Franckenthal“. Das Titelbild zeigt nicht nur das Hauptportal der 1772 geweihten Kirche, sondern auch einige Wallfahrer, die zum Heiligtum am Obermain pilgern. Foto: Fabian Brand

    „Wer sich bei Wallfahrten nicht vor Mißbraeuchen huetet, der verdirbt mehr, als er gut macht. Man kann heilig und selig werden, ohne zu wallfahrten.“ Bereits 1824 gab Andreas Deinzer, Distrikt-Schul-Inspektor zu Marienweiher, den Pilgern diesen Ratschlag. Um Hilfe in Bedrängnis und Not zu erfahren oder um einfach nur zu danken – auch heute noch nehmen Menschen körperliche Strapazen auf sich, um das Ziel Vierzehnheiligen zu erreichen. „Ihr Vierzehn Heil'gen, groß bei Gott, o helfet uns in Not und Tod!“, heißt es in einem uralten Wallfahrtslied.

    Schon im Jahr 1519 wurde ein „Mirakelbuch“ gedruckt

    Schon seit frühester Zeit war es den Menschen ein Bedürfnis, die Erlebnisse ihrer Wallfahrt an andere weiterzugeben. Sie haben aufgeschrieben, was sie durch eine solche Wallfahrt an den Gnadenort Vierzehnheiligen erlebt haben. Solche Wallfahrtsbücher sind in Vierzehnheiligen schon seit den Erscheinungen von 1445/46 bezeugt.

    Zunächst hat man sogenannte „Mirakelbücher“ herausgegeben, in denen die Wunder festgehalten wurden, die sich auf die Fürsprache der 14 Nothelfer hin ereignet hatten. Die für den Wallfahrtsort zuständigen Zisterzienser von Langheim waren sehr darauf bedacht, derartige Mirakelbücher aufzulegen und zu verbreiten. Schon im Jahr 1519 wurden die Ereignisse von Frankenthal in den Druck gegeben. Dieser Bericht erzählte von den wunderbaren Erscheinungen auf dem Acker von Frankenthal, aber auch von den ersten Wundern, die sich dort ereignet haben.

    Der „Franckenthalische Lustgarten“ wurde erstmals 1649 herausgegeben. Der Band, der von den Langheimer Mönchen verantwortet wurde, war begehrt unter den Gläubigen und daher in mehreren Auflagen veröffentlicht.
    Der „Franckenthalische Lustgarten“ wurde erstmals 1649 herausgegeben. Der Band, der von den Langheimer Mönchen verantwortet wurde, war begehrt unter den Gläubigen und daher in mehreren Auflagen veröffentlicht. Foto: FAbian Brand

    Die zweite Auflage dieses Berichtes erschien 1596 unter dem Titel „Histori und ursprung der Wallfahrt“ und wurde in Auftrag von Abt Johann VI. Bückling herausgegeben. Der Autor spricht in diesem Büchlein einen Lobpreis auf die Heiligen aus und wehrt zugleich die Kritik an deren Verehrung ab. Deutlich wendet er sich gegen die Reformatoren, welche die Heiligen „haltten fuer Abgoetter wuest / Weill man sie nicht anruffen darff“.

    Der „Frankenthalische Lustgarten“ von Abt Mauritius Knauer

    Während der Reformationszeit erloschen die Wallfahrten an den Gnadenort fast gänzlich. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab Mauritius Knauer, der am 25. Juni 1649 zum Abt von Langheim gewählt wurde, das Buch „Franckenthalischer Lustgarten“ heraus. Es blieb über 100 Jahre ein Begleiter der Pilger und wurde insgesamt fünfmal neu aufgelegt. Sicher auch ein Beweis dafür, dass das Interesse an der Wallfahrt und der Verehrung der 14 Nothelfer wieder zunahm.

    1772, im Jahr der Weihe der von Balthasar Neumann erbauten Kirche, erschien auch das neue Wallfahrtsbuch „Das Wunderthaetige Franckenthal“. Deutlich wird hier die stärkere Gewichtung der Andachtstexte gegenüber den Wunder- und Erscheinungsberichten. Der Verfasser Adam Bayer schrieb in seiner Vorrede: „Das Vorhaben dieses Werkes ist, die uralte Andacht zu den Heiligen Vierzehn Nothelfern zu vermehren.“

    Gegen Ende des 18. Jahrhunderts und vor allem dann im 19. und 20. Jahrhundert ist eine rege Drucklegung von verschiedenen Gebets- und Andachtsbüchern zu beobachten. Der Großteil dieser Bücher wurde vom Franziskanerkloster herausgegeben.

    Einen interessanten Einblick in die Zeit der Aufklärung und der Auseinandersetzung mit deren Kritik gibt das 1824 von Andreas Deinzer herausgegebene Werk „Der fromme Pilger nach Marienweiher“. Besonders die „Vorschriften fuer Wallfahrer“ sagen viel über die damals gängige Praxis aus. Es heißt hier beispielsweise: „Uebereile dich nicht im Gehen, daß du dich nicht zu sehr erhitzest. Bei der Einkehr in den Wirtshaeusern, betrage dich ehrbar, ernsthaft, und huete dich vor Unmaeßigkeit; Kuehle dich nicht schnell ab.“ Zweck der Wallfahrt sind Buße und Vertiefung der Frömmigkeit.

    Auch in jüngerer Zeit gab es immer wieder Veröffentlichungen rund um Vierzehnheiligen. Bekannt sind die Bücher von P. Dominik Lutz und Andreas Bornschlegel. Auch P. Heinrich Fürst, der 2014 in Vierzehnheiligen starb, setzte sich mit dem Wallfahrtsort auseinander.
    Auch in jüngerer Zeit gab es immer wieder Veröffentlichungen rund um Vierzehnheiligen. Bekannt sind die Bücher von P. Dominik Lutz und Andreas Bornschlegel. Auch P. Heinrich Fürst, der 2014 in Vierzehnheiligen starb, setzte sich mit dem Wallfahrtsort auseinander. Foto: Fabian Brand

    Die Wallfahrt als Sinnbild der irdischen Pilgerfahrt

    1890 erschien zum ersten Mal im Verlag des Franziskanerklosters Vierzehnheiligen ein „Bruderschafts- und Wallfahrtsbüchlein zur Verehrung der Heiligen Vierzehn Nothelfer“ mit dem Titel „Hilf und Trost in Vierzehnheiligen“. Herausgeber war der Franziskanerpater Engelbert Michels, der in der Einleitung schreibt: „Wenn das Büchlein zur Förderung der Andacht der Wallfahrer und zur Vermehrung der Verehrung der Heiligen Vierzehn Nothelfer ein Scherflein beiträgt, so wird's auch für den Herausgeber Hilf und Trost in Vierzehnheiligen.“

    „Uebereile dich nicht im Gehen, daß du dich nicht zu sehr erhitzest. Bei der Einkehr in den Wirtshaeusern, betrage dich ehrbar, ernsthaft, und huete dich vor Unmaeßigkeit; Kuehle dich nicht schnell ab.“

    Aus „Der fromme Pilger nach Marienweiher“ von Andreas Deinzer

    Vom langjährigen Guardian Pater Dominik Lutz stammt das Buch „Kirche unterwegs“, das 1974 in erster Auflage erschienen ist. In seinem Vorwort schreibt Pater Dominik: „In besonderer Weise wird aber die Wallfahrt zu einem Sinnbild unserer irdischen Pilgerschaft…“ Das Buch geht auf die Geschichte der Wallfahrt ein, es bietet jeweils ein spezielles Gebet zu jedem Heiligen an.

    So geben die unterschiedliche Wallfahrtsbücher auch Zeugnis davon, wie sich das Selbstbild des Wallfahrers im Lauf der Jahrhunderte verändert hat: Vom reuigen Sünder zum dankbaren Pilger, der in einer Gemeinschaft ein Stück Kirche auf dem Weg erlebt.

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