Josef Bieder betritt die Bühne, Josef wer nochmal? Keiner kennt ihn, und doch ist der Zuschauerraum gefüllt mit Gästen. So geschehen im Bad Staffelsteiner Kurpark am Donnerstagabend.
Der Inhalt der knapp zweistündigen Vorstellung ist ungewohnt aufgebaut: Ein Fehler seines Theaterbüros führte dazu, dass Bieder an einem sogenannten „Schließtag“, an dem das Theater also geschlossen sein sollte, plötzlich vor Zuschauern steht. Publikum im Saal und keine Vorstellung! Und kein Verantwortlicher ist erreichbar. Und jetzt?
Hausmeistertyp in Blaumann und Schiebermütze
Mit seiner Bekleidung kann Jürgen Peter alias Theaterrequisiteur Josef Bieder auf den ersten Blick jedenfalls nicht punkten: ein älterer Hausmeistertyp in Blaumann und Schiebermütze, mit umfangreichen Bauch, den das karierte Hemd fast nicht mehr zu bedecken vermag, und grauem, strubbeligen Vollbart. Auf den zweiten Blick erst fällt das gemütliche, freundliche Gesicht mit den lustigen Äuglein auf, die durch die einfache Brille blinzeln.
Gedankenverloren vor sich hin summend und brummelnd bringt Bieder die Zuschauer das erste Mal zum Schmunzeln. Noch immer scheint er ratlos, hat er doch für die nächsten Bühnenbilder einiges an Requisiten herzurichten.
Verrücktes und Unvorhergesehenes hinter den Kulissen

Zuerst überprüft Josef Bieder misstrauisch die Eintrittskarten der ersten Reihe. Mit einem Kescher und mit ausgestreckten Arm – wegen Corona – holt er sich das Ticket einer Dame, inspiziert es und muss feststellen, dass es echt „echt“ ist. Kurze Irritation. Er weiß, ein Publikum schickt man nicht nach Hause, das geht gar nicht. Was tun?

Das Publikum muss unterhalten werden, egal, um welchen Preis. Bieder fängt bei sich selbst an: Was ist eigentlich ein Requisiteur und was macht er? Er erklärt es anschaulich, und nicht nur das: Die Zuschauer erfahren aus erster Hand, wie das Theater funktioniert und was so alles an Verrücktem und Unvorhergesehenem hinter den Kulissen passieren kann. Und weil Josef Bieder eigentlich einmal Sänger werden wollte, gibt es auch die eine oder andere Gesangseinlage.
Ein unglücklicher Grantler, der Goethe und Shakespeare zitiert
Es wird seine „Sternstunde“, in der er sich als „verhinderter Künstler“ outet und seiner nicht unbedingt guten Meinung über das Ensemble in fränkischem Dialekt freiem Lauf lässt. Die Theaterbesucher erlebten einen gebildeten, klugen Josef Bieder, der Theaterblut geleckt hat, der Goethe und auch Shakespeare zitieren kann. Und sie erleben einen unglücklichen Grantler, der schon deswegen brummelt, weil er nur die „Null“ ist. Auch bei den theaterinternen Telefonkurzwahlen.

Mit dieser Fassung der Komödie „Die Sternstunde des Josef Bieder“ hat die Landesbühne gut gepunktet. Herausragend war dabei Schauspieler Jürgen Peter. Er verschmolz quasi mit seiner Rolle als Requisiteur und verstand es meisterlich, die Zuschauer für Theaterdetails zu begeistern, von denen sie vorher gar nicht gewusst hatten, dass es sie gibt.
Nächste Veranstaltung, ebenfalls im Kurpark in Bad Staffelstein: Die Science-Fiction-Komödie „Mozart googeln“ am Donnerstag 17. Juni, 19 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf im Kur und Tourismus Service Bad Staffelstein oder beim Fränkischen Theatersommer unter Tel. (09274) 947440 oder an der Abendkasse.