Kürzlich organisierte die Vorsitzende des Kunstvereins Coburg Natalie Gutgesell eine Orgelführung in der Basilika Vierzehnheiligen mit Regionalkantor und Orgelkünstler Georg Hagel. Aktuell findet die Ausstellung „Dora Hitz – Aus Franken nach Rumänien in die Welt“ in den Räumen des Kunstvereins Coburg statt, zu deren Eröffnung zahlreiche internationale Gäste kamen. Einige dieser Gäste hatten sich auch für die große Rieger-Orgel im fränkischen Bethlehem interessiert, und so bekamen sie eine exklusive Führung von der Empore aus.
Musik als sitzende Frau
„Die in Franken geborene Dora Hitz lebte von 1878 bis 1882 in Rumänien und erlebte den Bau des Schlosses Peles mit, für dessen Musiksaal sie Wandmalereien nach den Erzählungen der rumänischen Königin Carmen Sylva schuf. Das Schloss Peles hat auch eine Rieger-Orgel, die die rumänische Königin selbst spielte“, erklärte die Vorsitzende des Kunstvereins den Zusammenhang.
Jene Orgel hat zwei Manuale, die von zwei Räumen aus bespielt werden kann. Natalie Gutgesell verwies auch darauf, dass Dora Hitz ein großformatiges Wandbild der Musik als sitzende Frau über der Rieger Orgel malte.
Die „neue“ Basilika-Orgel
In perfektem Englisch ging der Basilikaorganist zunächst auf die Geschichte der Orgel ein. Vierzehnheiligen hat bereits seine vierte Orgel, die erste ist 1835 infolge eines Blitzschlags mitsamt Dachstuhl verbrannt. Die nachfolgende Orgel mit der noch jetzt bestehenden Gehäusefront stammt aus dem Jahr 1848 aus der Werkstatt von August Bittner. Nach einem technischen Neubau durch die Firma Steinmeyer und der Übernahme von Pfeifenwerk aus der Vorgängerorgel Ende des 19. Jahrhunderts vergrößerte Steinmeyer die Orgel in den 1950-er Jahren auf drei Manuale und 42 Register.
Im Jahre 1999 erstellte schließlich die Firma Rieger Orgelbau aus Vorarlberg in Österreich ein völlig neues Instrument mit vier Manualen, 68 Registern und zwei Schwellwerken. Die „neue“ Basilika-Orgel funktioniert mechanisch wie noch vor 300 Jahren. Über feine Holzleisten sind die Tasten mit den Pfeifen verbunden. Nur ein Motor für die Windlade läuft mit Strom. Über einen Holzkanal wird die Luft in die ganze Orgel verteilt. Allerdings gibt es in der Orgel auch Elektronik, etwa zum Abspeichern einzelner Registermischungen oder für den Monitor, der dem Organisten zeigt, was gerade im Kirchenschiff passiert.
30 kleine Messingglocken
Hagel ging anschließend auf die verschiedenen Registerfamilien ein, erklärte den Unterschied von Metall-, Holz- und Zungenpfeifen und zeigte sie den Gästen. „Über den Klang entscheiden Größe und Form der Pfeifen. Zylindrisch, konisch oder rechteckig sind die Pfeifen, jede der 5000 sieht ein wenig anders aus. Die Leiseste von ihnen hat einen Durchmesser von zwei Millimetern, und je dicker die Pfeife, desto fülliger und lauter ihr Klang“, erklärte der Organist.
Natürlich durfte auch die Funktionsweise eines Schwellwerks, die Handhabung der einzelnen Klangebenen sowie der Einsatz der Speicheranlage der unzähligen Registerzüge und der beiden Schwebungsregister nicht fehlen. Neben den Pfeifen hat die Orgel auch ein Glockenspiel – 30 kleine Messingglocken erzeugen einen lieblichen Klang, von dem sich die Zuhörer überzeugen konnten. Unterbrochen wurde der lebhafte Vortrag des Referenten immer wieder durch Detailfragen der interessierten Zuhörerschaft, zu denen der Referent ausdrücklich aufgefordert hatte. Um die Zuhörer nicht mit Informationen zu überschwemmen, lockerte Georg Hagel seinen Vortrag mit Stücken von Johann Sebastian Bach auf. Zum Schluss erzählte der Basilikaorganist, dass die „Königin der Instrumente“ nach 25 Jahren im täglichem Einsatz einer Generalüberholung inklusive einer Reinigung des gesamten Pfeifenwerkes bedarf. Aus diesem Grund bat er um Spenden.
Dora Hitz Anlässlich ihres 100. Todestag würdigt der Kunstverein Coburg die fränkische Weltmalerin Dora Hitz (1853-1924) mit einer umfassenden Ausstellung. Die 1853 in Altdorf bei Nürnberg geborene und in Ansbach aufgewachsene Malerin gehörte zu Lebzeiten zu den bekanntesten Impressionistinnen, Expressionistinnen und Symbolistinnen, wurde nach ihrem Tod vergessen und erst 2019 durch ein internationales Forschungsprojekt von Natalie Gutgesell wiederentdeckt. Dora Hitz war die erste rumänische Hofmalerin und eine enge Freundin der rumänischen Königin Carmen Sylva, mit der sie sich für den Frieden und die Völkerverständigung einsetzte. Die Ausstellung ist bis 11. Mai in den Räumen des Kunstvereins Coburg, Park 4a, zu sehen.