„Ihr Jungen, setzt euch erst einmal hin und hört zu. So lernt ihr am meisten“: Diesen Ratschlag bekam Franz Böhmer am Anfang seiner politischen Karriere vom damaligen Lichtenfelser Landrat Reinhardt Leutner.
Es war kein schlechter Rat, denn immerhin kann Franz Böhmer heute auf 28 Jahren politische Arbeit zurückblicken. Eine bewegte Zeit, die nun vorigen November zu Ende ging, als ihn der Ebensfelder Gemeinderat auf eigenen Wunsch entließ.
Die Gesundheit verlangt mehr Aufmerksamkeit, und auch Ehefrau Daniela freut sich auf mehr Zeit mit ihrem Mann. „Sie hat nie geschimpft in all den Jahren“, erzählt Franz Böhmer und gleichzeitig von langen Sitzungen und dass er manchmal nicht wusste, wo ihn der Kopf steht.
Einst Dritter Bürgermeister

Vor allem die Zeit als Dritter Bürgermeister von Ebensfeld, 2008 bis 2014, war äußerst herausfordernd. „Da habe ich manchmal wirklich nicht mehr gewusst, wo ich gerade überhaupt bin“, sagt Böhmer. Denn in dieser Zeit war er zudem noch Kreisrat, Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband, Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Niederau, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Jagd und hatte seinen eigenen landwirtschaftlichen Hof zuhause, auf dem auch viel Arbeit anfiel.
Denn neben Politik nahm auch immer die Landwirtschaft einen großen Teil in seinen Leben ein. Nach einem Unfall des Vaters hatte er schon in jungen Jahren, direkt nach Lehrzeit und Fachschule, den elterlichen Betrieb übernommen. War froh, daheim arbeiten zu können, und engagierte sich eben auch beim Bayrischen Bauernverband und in der Kommunalpolitik für die Landwirte.
Ein Auge auf Kosten haben
Zur Kommunalpolitik kam Franz Böhmer dadurch, dass ihn Bürger aus Niederau ansprachen, ob er nicht Ortssprecher sein möchte. Was er dann 1996 auch wurde. Und auch die Freien Wähler kamen auf ihn zu. „Ich habe, ganz am Anfang, zunächst an Fraktionssitzungen teilgenommen, um mich einzufinden“, erzählt er.

Noch bevor er zum Ortsprecher gewählt wurde, trat er dann bei den Freien Wählern ein. „Bei ihnen konnte ich immer meine Meinung sagen und Entscheidungen nach meinem Wissen und Gewissen treffen“, so Böhmer.
Zuhören, die Bürger ernst nehmen und nicht so schnell „Ja“ sagen sind nach Franz Böhmers Meinung das Rezept für einen erfolgreichen Politiker. Sein Wunsch lautet daher: Politiker, die zuhören, und auch mal über den nächsten Wahltermin hinausdenken. Zudem wünscht er sich mehr Unternehmer und Selbstständige im Gemeinderat. „Die würden wenigstens mal mehr auf die Kosten schauen“, erklärt er. Denn in den 28 Jahren seiner politischen Karriere und für die Zukunft mahnte er: „Alles muss bezahlt werden. Und wenn wir es nicht bezahlen können, zahlen es unsere Kinder und Enkelkinder.“

Ein Aufregerthema in diesem Kontext ist aktuell für ihn die Sanierung der Pater-Lunkenbein-Schule in Ebensfeld. „Unterhält man sich mit den Eltern, fragen die sich selbst, was das soll“, erzählt er. Viele hätten es besser gefunden, erst einmal nur die Toiletten zu sanieren und danach Raum für Raum weiterzumachen. Jetzt ist es ein Projekt mit Kosten in Höhe von rund 26 Millionen Euro im Haushalt der Gemeinde.
Rückblick und ein Ratschlag
Eine stolze Summe, zu der Franz Böhmer noch eine andere Thematik im Kopf hat. „In den 28 Jahren meiner politischen Tätigkeit hatten wir immer wieder Probleme mit Baustellen. Oft durch schlecht kalkulierte Baukosten, was natürlich den gemeindlichen Haushalt in Bedrängnis brachte. Manchmal habe ich hier die Planer in der Schuld gesehen und kann sie daher nicht ganz freisprechen und aus der Verantwortung nehmen“, sagt der langjährige Kommunalpolitiker.
„Ich hatte oft den Eindruck: Hauptsache der Bau hat begonnen, dann wird auch weitergebaut.“ Und Baustellen gab es seit 2002, als er dann Marktgemeinderat wurde, genug. „Wir standen vor dem Problem, eigentlich wie heute, dass die Gaststätten nach und nach zugemacht haben“, sagt Franz Böhmer. Aus diesem Grund mussten Versammlungsräume gebaut und gestaltet werden. Aber auch die Feuerwehrhäuser mussten auf den neusten Stand gebracht werden.

Und auch wenn er sich jetzt im politischen Ruhestand befindet, liegt ihn ein Projekt als Niederauer Bürger besonders am Herzen. „Die endgültige Rücknahme der Planung zum Kiesabbau zwischen Wiesen und Niederau“, sagt er. „72 Hektar landwirtschaftlicher Flächenverlust und über 20 Jahre Schwerlastverkehr auf unseren Straßen, das kann nicht akzeptiert werden. Uns haben die drei Jahre ICE-Baustelle eigentlich gereicht.“ Doch aktiv einsetzen wird er sich dafür nicht. Die „Jungen“ sollen ohne Beeinflussung arbeiten können. Doch einen Rat hat er an politisch-interessierte Menschen noch: „Beschäftigt euch mit den Problemen unserer Zeit. Schaut, was in der Gemeinde vor sich geht. Hört euch die Meinung anderer an. So lernt ihr am meisten.“