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EBENSFELD: Ebensfeld: Unternehmer Schubert–Raab im Interview

EBENSFELD

Ebensfeld: Unternehmer Schubert–Raab im Interview

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    Für die Raab Baugesellschaft ist es auch in Krisenzeiten wichtig, junge Leute auszubilden.
    Für die Raab Baugesellschaft ist es auch in Krisenzeiten wichtig, junge Leute auszubilden. Foto: Karsten Schöne

    Ebensfeld Trotz Corona-Pandemie verzeichnete das Baugewerbe 2020 ein Umsatzplus. Wolfgang Schubert-Raab, Geschäftsführer der Raab Baugesellschaft, erklärt, was hinter dem Wachstum im Krisenjahr steckt und warum er große Hoffnung auf die Impfungen setzt.

    Frage: Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Raab Baugesellschaft ausgewirkt?

    Wolfgang Schubert-Raab: Die hat sich bisher, Gott sei Dank, nicht ausgewirkt, außer dass wir natürlich die Hygienevorschriften umgesetzt haben. Aber sonst waren wir nicht eingeschränkt. Also, wir hatten keine Probleme mit Nachschub oder Baustoffen. Was uns ein bisschen Kummer macht, ist, dass die Behörden derzeit nicht durchgängig erreichbar sind. Aber man muss das auch immer im Verhältnis sehen, wie es den anderen Branchen geht, und da brauchen wir überhaupt nicht jammern.

    Trotz Krisenjahr verzeichnete der private Wohnungsbau ein Umsatzwachstum von vier Prozent und der öffentliche Bau ein Plus von drei Prozent. Erkennen Sie diese Tendenz auch in Ihrem Unternehmen?

    „Unser Baugewerbe ist ein nacheilendes Gewerk“. Wolfgang Schubert-Raab, Geschäftsführer der Raab Baugesellschaft, rechnet erst 2022 mit einer Umsatzdelle im Baugewerbe.
    „Unser Baugewerbe ist ein nacheilendes Gewerk“. Wolfgang Schubert-Raab, Geschäftsführer der Raab Baugesellschaft, rechnet erst 2022 mit einer Umsatzdelle im Baugewerbe. Foto: Raab Baugesellschaft

    Schubert-Raab: Das kann ich momentan noch nicht überschauen, weil wir das Jahr mit unserer Bilanz erst ziemlich spät abschließen. Wir führen unsere Firma nicht umsatzorientiert, sondern mitarbeiterorientiert. Wenn eine von den 30, 40 Kolonnen frei wird, dann suchen wir für diese ganz gezielt wieder eine Aufgabe. Ob das ein umsatzstarker Auftrag ist, das ist bei uns erst in zweiter Linie interessant. Insofern kann ich es noch gar nicht sagen, ob wir Umsatzsteigerungen haben und in welchem Bereich. Aber das Jahr ist gut gelaufen, da gibt es überhaupt keinen Zweifel.

    Wie erklären Sie sich diesen Erfolg trotz Corona-Pandemie?

    Schubert-Raab: Die Bundesregierung und unser bayerisches Staatsministerium für Bau waren sehr darauf bedacht, dass wir – ohne Risiko selbstverständlich – weiterarbeiten können, um eine gewisse Wertschöpfung zu erzielen und im Endeffekt Beschäftigung zu sichern. In Bayern sind es ja um die 200 000 Mitarbeiter, die allein das Bauhauptgewerk beschäftigt. Und dann muss man sehen, dass unser Baugewerbe ein nacheilendes Gewerk ist. Das heißt, wenn vorne die Wirtschaft einbricht, dann läuft es bei uns noch ganz ungestört weiter. Die Entscheidungen, Genehmigungen und die angefangenen Baustellen werden in aller Regel fertig gemacht. Wenn sich die Wirtschaft erholt, haben wir meistens dann die Delle. Bis wieder Entscheidungen, Finanzierungen, Genehmigungen und Planungen aufgelegt werden, das dauert. So haben wir quasi eine Delle nach der wirtschaftlichen Eintrübung. Das wird auch noch kommen, da muss man nicht groß weissagen. Es ist nur die Frage, wie stark.

    Während der Corona-Krise haben viele Menschen die Vorteile des Landlebens wieder entdeckt und damit auch den Wunsch nach einer eigenen Immobilie. Glauben Sie, dass diese „Stadtflucht“ ein längerfristiger Trend ist?

    Schubert-Raab: Es werden ja eine ganze Reihe von Eigenheimen bei uns in der Gegend gebaut. In dem Moment, wo ein Erschließungsgebiet ausgewiesen wird, ist es sofort verkauft. Also, da passiert eine ganze Menge. Was passieren muss und sollte, das ist natürlich, dass sich die Ortskerne nicht entvölkern dürfen. Da leben in aller Regel die älteren Herrschaften. Auf der anderen Seite war ich in der letzten Zeit verstärkt bei uns in der Gegend zu Fuß unterwegs und habe mich gefreut, dass in einigen Dörfern doch wieder neues Leben einkehrt. Nicht unbedingt wegen Corona, das wäre jetzt viel zu schnell gegangen, sondern das hat vorher schon begonnen. Ob das jetzt das Schätzen der ländlichen Umgebung ist oder aus der Not heraus, weil man etwas anderes nicht mehr bekommt, das weiß ich natürlich nicht.

    Wie ist die Situation bei Projekten der öffentlichen Hand? Werden im Zuge der Pandemie Investitionen auf den Prüfstand gestellt?

    Schubert-Raab: Da hatten wir schon eine relativ große Delle. Man darf nicht vergessen, dass sehr viele große Objekte angeschoben wurden, die letztes Jahr an den Markt gingen. Wenn man sich allein die große Straßen- und Autobahnstrecke von Würzburg nach Erlangen anschaut. Das ist ein Auftrag von über zwei Milliarden Euro, und damit hat man gleich ein bis zwei Prozent der Statistik abgearbeitet. Fakt ist, dass der Straßenbau und der öffentliche Tiefbau seit Juni letzten Jahres stark zurückgegangen sind. Man sieht zwar überall Bagger stehen, überall wird gearbeitet, aber man darf nicht vergessen, wann die Aufträge ausgelöst wurden und wie weit sie abgearbeitet sind. Ich weiß, dass die Staatsbauämter sehr intensiv weiterhin ausschreiben werden, weil sie jede Menge Pflichtaufgaben haben, die jahrzehntelang vernachlässigt wurden.

    „Wir hoffen natürlich, dass es weiterläuft. Nicht nur für unser Bauhandwerk, sondern in erster Linie für Bayern und für Deutschland.“

    Wolfgang Schubert-Raab, Geschäftsführer der Raab-Baugesellschaft

    Was besonders für unsere vielen kleinen Unternehmen bedenklich ist, das ist das Verhalten der Kommunen. Diese haben doch sehr viele Bedenken, da sie nicht wissen, wie die Gewerbesteuereinnahmen die nächste Zeit laufen. Für 2020 wurde das zwar vom Bund gedeckt, aber für 2021 gibt es noch keine Planung. Da herrscht derzeit Unsicherheit, und wir hoffen, dass die Kommunen weiterhin ihre Pflichtaufgaben wahrnehmen, sodass wir nicht wieder in einen Rückstand geraten. Aber derzeit ist das bloß eine Hoffnung.

    Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe erwartet für dieses Jahr ein Null-Wachstum. Ist das schon die Delle, von der Sie sprachen?

    Schubert-Raab: Nein, diese Wellen sind sehr langläufig. Wir erwarten, dass 2022 durchaus eine Delle kommen könnte. Durch die verzögerte Reaktion der Kommunen, und wir wissen ja auch nicht, wie der Wohnungsbau weiterlaufen wird. Gehen immer mehr in Kurzarbeit? Gehen Firmen in Insolvenz und müssen Leute ausstellen? Haben die Käufer nicht den Mut, weil sie nicht wissen, ob sie nächstes Jahr noch beschäftigt werden? Das sind alles nicht unbedingt die Grundvoraussetzungen, die man braucht, um sich zu verschulden.

    Wir hoffen natürlich, dass es weiterläuft. Nicht nur für unser Bauhandwerk, sondern in erster Linie für Bayern und für Deutschland. Schlussendlich sitzen wir alle in einem Boot. Ich hoffe auch, dass viele, viele an den Impfungen gegen Corona teilnehmen werden. Das ist nämlich die Grundvoraussetzung, dass das Ganze funktioniert. Dann können wir hoffen, dass wir im Herbst dieses Jahres vielleicht über den Damm kommen.

    Was kann man als Unternehmen tun, um über die Delle, die man bereits kommen sieht, so unbeschadet wie möglich hinweg zu kommen?

    Schubert-Raab: Das ist ganz schwer. Wenn man anfängt, im Unternehmen zu sparen und Investitionen zurückzustellen, dann ist das eine gefährliche Sache. Das kann später möglicherweise schlecht wieder aufgeholt werden. Wenn die Maschinen und Geräte veraltet sind, dann hat man später noch wesentlich höhere Kosten und keine Abschreibungen. Das gleiche Thema ist, jetzt kein Personal einzustellen oder nicht auszubilden. Gerade umgekehrt. Wenn wir jetzt nicht vorsorgen, unsere jungen Leute nicht ordentlich ausbilden und in die Firmen bringen, wer soll denn dann unsere Konjunktur künftig stützen? Das Thema Ausbildung ist jetzt noch viel wichtiger als vor einem oder zwei Jahren.

    Man muss nicht unbedingt Vollgas geben und die Firma überfordern, aber man muss als Unternehmer schon das Herz in die Hand nehmen und Vertrauen in die Zukunft haben.

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