Als Seelsorger ist Rudolf Scharf eine Institution. Seit 25 Jahren ist er Pfarrer von Ebensfeld und zuständig für die Kuratie Eggenbach und die Pfarreien Döringstadt, Prächting und Kleukheim. Ab 1. September wird der 73-Jährige aus Altersgründen von seinen Pfarreien entbunden. Dann will er in den Frankenwald ziehen, wie er erzählt. Die Nachfolge ist noch nicht geklärt, da der dafür vorgesehene Pfarrvikar Matthias Wünsche plötzlich erkrankte und somit nicht zur Verfügung steht.

Die Pfarrei „Mariä Verkündigung Ebensfeld“ mit der Kuratie Eggenbach sowie den Pfarreien Döringstadt, Prächting und Kleukheim gehört zum katholischen Seelsorgebereich Gottesgarten. Leitender Pfarrer ist Georg Birkel aus Bad Staffelstein. Seinen letzten Gottesdienst feiert Pfarrer „Rudi“ Scharf am Sonntag, 30. August, um 10 Uhr in der Ebensfelder Pfarrkirche. Wegen der Corona-Pandemie findet keine große Abschiedsfeier statt, aber in kleinen Gottesdiensten besteht ab 17. August in verschiedenen Gottesdiensten in der Pfarrei die Möglichkeit „Danke“ zu sagen.
„„Ich hab viele Freunde gefunden, mit vielen durfte ich in froher und geselliger Runde feiern.“
Rudolf Scharf, Pfarrer

„Ich erlebte hier in Ebensfeld 25 wunderschöne Jahre, die ich nicht missen möchte“, sagt Rudolf Scharf. „Ich hab viele Freunde gefunden, mit vielen durfte ich in froher und geselliger Runde feiern.“ Hier habe er hilfsbereite Menschen getroffen, die immer mit anpackten, wenn Not am Mann war, und die Gottesdienste seien immer gut besucht gewesen. „Wir haben in der Pfarrei rechtzeitig erkannt, dass wir unser Glaubensleben und seine Ausübung nicht nur auf die Amtspersonen eingrenzen dürfen“, betont der Pfarrer. Deswegen haben Frauen und Männer als Wortgottesbeauftragte die Seelsorge bereichert.
„Das alles werde ich vermissen und Ebensfeld mit Wehmut verlassen. „Ich hoffe, ich konnte innerlich einiges geben. Vielleicht durfte ich auch persönlich manchem Pfarrkind eine Freude machen, ihm beistehen in schweren Stunden und mit ihm und seiner Familie Feste feiern.“

Am Montag, 31. August, will er umziehen. In Wolfersgrün im Frankenwald, wo er von 1975 bis 1977 als Kaplan von Naila Aushilfe für den erkrankten Pfarrer gemacht hat, will er sich niederlassen. „Von dort aus werde ich in gewohnter Weise die Rumänienhilfe fortsetzen“, versichert Scharf. „Es ist auch weiterhin möglich, einzelne Familien zu unterstützen – auch von Ebensfeld aus“, betont er. „Wir haben in den 25 Jahren viel gestaltet, alle Pfarr- und Filialkirchen wurden renoviert oder sogar umgestaltet, wie etwa die Filialkirche in Pferdsfeld und Drailsdorf. Mit der Renovierung der Wallfahrtskirche in Eggenbach und der Pfarrkirche in Ebensfeld ist uns ein Meisterstück gelungen. Ich habe ja meistens nur angeordnet – die Arbeit wurde von den Ehrenamtlichen vor Ort geleistet“, erinnert sich Pfarrer Scharf.
Dank der tatkräftigen Mithilfe aller Gläubigen und der Spendenfreudigkeit sei es gelungen, vieles zu verwirklichen. Dass Reisen eines der Hobbys von Pfarrer Scharf ist, haben die Ebensfelder in den zurückliegenden Jahren erfahren. Ob nach Mexiko, Thailand, Israel, Jerusalem, Ägypten, ans Nordcap, nach Fatima, Rom oder Lourdes – die Rund- und Bildungsreisen mit Rudolf Scharf als Reiseleiter wurden ebenso gerne angenommen wie die Adventsfahrten.
Reisen und die Musik als Leidenschaften
Eine weitere Leidenschaft von „Rudi“ Scharf ist die Musik. Ob in einer Band als Unterhaltungsmusiker beim Pfarr- und Kirchenfest, als Akkordeon-Spieler und Posaunist in den 1960-er Jahren bei der Blaskapelle Mühlendorf und als Saxophonist und Sänger in einer Tanzkapelle hat er gespielt.
Rudolf Scharf wurde 1947 in Bamberg geboren und nach seiner Schulzeit in Mühlendorf bei Stegaurach schlug er den zweiten Bildungsweg ein. Am Abendgymnasium Theodor-Schwann-Kolleg in Neuss am Rhein legte er das Abitur ab. An der Universität Bamberg folgte das Studium der Philosophie und Theologie. Am 29. Juni 1975 wurde er durch Erzbischof Josef Schneider im Bamberger Dom zum Priester geweiht. Sein Primizspruch war „Herr, da bin ich.“
Anschließend wirkte Scharf für zwei Jahre als Kaplan in Naila. 1977 wurde er nach St. Michael in Nürnberg und ein Jahr später nach St. Michael in Stadtsteinach versetzt. Bevor Rudolf Scharf 1995 Pfarrer von Ebensfeld wurde, war er 15 Jahre lang als Seelsorger in der Pfarrei Mariä Geburt in Glosberg tätig.

Dass viele Menschen im Pfarreienverbund sich für die „Rumänienhilfe Ebensfeld“ engagieren, freut Pfarrer Scharf besonders. Seit über 20 Jahren unterstützt er zusammen mit Helfern aus Ebensfeld und Umgebung die Waisenkinder aus dem Mutter-Kind-Heim „Rudolf“ in Temeschwar im Nordwesten Rumäniens. „Durch die Unterstützung wurde 2012 der Neubau zur Erweiterung des Kinderheims fertiggestellt. Während der langen und sehr guten Zusammenarbeit sind durch die Rumänienhilfe mehr als 580 000 Euro nach Temeschwar geflossen“, erzählte er voller Stolz.
Erfolgreiches Hilfsprojekt „Eine Kuh für Stufu“
„Eine Kuh für Stufu“ war ein besonderes Projekt. „Nach einem Gottesdienst im Eggenbach folgte ein Frühschoppen mit Blaskapelle. Vom Erlös von 10 000 Euro wurden 18 Kühe und vier Ziegen gekauft und den Familien gespendet. Unterstützt wurden vor allem das Don-Bosco-Haus in Costanta, die Waisenhäuser in Negru Voda und Agigea, das Kinder- und Waisenhaus in Temeschwar sowie die Familienhilfe in Stufu und Satu Nou. Eine beachtliche Bilanz.