So eine außergewöhnliche Kennenlern-Geschichte hatten selbst Pfarrer Hans Hübner und der stellvertretende Bürgermeister Holger Then noch nicht gehört: Nicht auf dem Tanzboden haben sich einst Josef Müller und Barbara Kunzelmann kennen- und lieben gelernt, sondern im Krankenhaus!
Im alten Staffelsteiner Krankenhaus hatte die 18-jährige Barbara aus Döringstadt gerade Dienst, als ein Patient mit einer bösen Wunde an der Hand zur stationären Behandlung kam. Handwerker Josef Müller hatte sie sich auf der Arbeit und nachfolgend beim Trompetenspielen bei der Marienweiher-Wallfahrt geholt hatte. Ein kleiner Spreißel hatte eine entzündete Wunde verursacht. Mit dieser kam er in Kontakt mit der – wie damals üblich – unlackierten Trompete, woraufhin sie mit dem Grünspan des Metalls reagierte.
Hochzeit nach sieben Jahren
Barbara Kunzelmann hatte zu der Zeit Arbeit und Wohnung im Krankenhaus – das Elternhaus in Döringstadt sah die junge Frau nur an den Urlaubstagen. Josef Müller hatte es schon vorteilhafter: Er lernte und arbeitete zwar zuerst auf dem elterlichen Anwesen in Uetzing (die Familie hatte eine Wagnerei), doch mit seinem 98-er Sachs-Moped war er schon gut motorisiert.
Die jungen Leute wurden schnell ein Paar. Sieben Jahre „gingen“ sie miteinander – dann wurde geheiratet. In der Uetzinger Kirche wurden sie am 28. Dezember 1963 getraut. Auch die standesamtliche Trauung fand in Uetzing statt. Nun konnte das Ehepaar Barbara und Josef Müller vor wenigen Tagen das Fest der diamantenen Hochzeit feiern. Da Sohn Roland mit Familie und auch die Familie von Tochter Carola mit den insgesamt vier Enkelkindern erst am Wochenende zum Feiern kamen, nahm sich das Jubelpaar am Donnerstag viel Zeit für sich und schwelgte dabei in Erinnerungen.
Etwa an den Umbau des Eigenheimes, an die vielen Musikauftritte von Josef und an den gepflegten Blumengarten von Barbara. „Ich bin ein Allrounder“, lacht Barbara Müller, die sich mit 85 Jahren ihre Frohnatur und ihre gute körperliche Verfassung erhalten hat. Sie hat nach der Tätigkeit im Krankenhaus und den Jahren der Kindererziehung lange Jahre bei der Firma Precklein in Stublang, später in Grundfeld als Näherin und im Zuschnitt gearbeitet. Noch immer liebt sie ihren Garten und das Werkeln darin.
Er liebt die Musik
Josef Müller fand nach der Ausbildung und Arbeit als Wagner für mehr als 20 Jahre eine Anstellung als Gestellbauer bei der ehemaligen Gestellfabrik Keidel. Josefs Hobby ist und war die Musik: Man kennt ihn als Trompeter und Flügelhornspieler, er begleitete musikalisch die Lichtenfelser und Uetzinger Wallfahrten nach Gößweinstein und Marienweiher, er spielte bei der Tanzkapelle „Herz-5“, bei den Uetzinger Musikern und mehr als 40 Jahre lang bei der Staffelsteiner Blasmusik. Auch als „Duo Diller“ war er unterwegs – „in den Sommermonaten jedes Wochenende lang“, lacht Barbara.
Heute geht es der 85-Jährige etwas ruhiger an. Seinen Sonntagsstammtisch lässt er sich allerdings nicht nehmen. Doch hier gibt es keinen Zwang: „Wer da ist, ist da“, grinst Josef.