Schon wieder eine Coverband? Ja. Aber was für eine! Nach „The Music of Queen”, „Remode“ und „Dire Straits Experience“ stand mit „Still Collins“ eine weitere Formation auf der Seebühne. Wie der Name schon andeutet, waren es dieses Mal die Hits von Phil Collins, aber auch von „Genesis“ und dem ehemaligen Frontmann Peter Gabriel, die auf dem Programm standen. Und die Frage war, ob es dieser Band gelingt, das Gefühl der Songs ins Publikum zu tragen, es zu überzeugen, die Zuschauerinnen und Zuschauer mitzunehmen.
Kurz gesagt, es ist ihnen gelungen. Schon nach den ersten Textzeilen gab es große Augen bei all denen, die diese Formation noch nie live erlebt hatten. Steht da wirklich Sven Komp am Mikrofon? Oder hat sich irgendwo Phil Collins versteckt und singt von hinter der Bühne? „Tonight“ und „Invisible Touch“ rissen die Besucher regelrecht von den Sitzen. Es klang wie das Original. Doch die Band, geprägt von einer immensen Spielfreude, begnügt sich nicht damit, einfach zu kopieren.
Gitarrensoli als Bedingung
Das zeigte sich später, nachdem Sänger Sven Komp ein wenig Bandgeschichte preisgegeben hatte. „Als wir vor 29 Jahren einen Gitarristen gesucht haben, da hat sich auch Uli Opfergelt bei uns vorgestellt. Und nach dem Vorspiel wussten wir: Der oder keiner.“ Die Band wollte ihn auf der Stelle verpflichten. Aber es kam ein „Mooooment!!“ zurück. „Ich hab eine Bedingung.“
Und diese war, dass Uli mindestens bei jedem fünften Lied auf der Bühne ein Gitarrensolo spielen kann, was sich bei den Liedern von „Genesis“ als nicht so einfach herausstellte. Doch bei „I wish it would rain down“ konnte Uli zeigen, welche Qualitäten sein Spiel hat. Ein schier endloses Solo, perfekt und virtuos gespielt, das mit einer Hommage an einen anderen großen Künstler, Prince, und seinem „Purple Rain“ endete: Auch wenn man nah am Original bleiben will, bleibt Platz für eigene Interpretationen.

„So richtig harter Stoff“
Und genau das macht den Charme von „Still Collins“ aus. Seit fast 30 Jahren auf Tour mit über 1500 Konzerten, spielten sie bereits als Vorgruppe von „Manfred Man´s Earthband“ und mit Ray Wilson zusammen, dem Ersatzmann für Phil Collins, als dieser zwischenzeitlich „Genesis“ den Rücken gekehrt hatte.
Ausflug zu Peter Gabriel
Auch Ausflüge in die Zeit, als „Genesis“ noch nicht den kommerziellen Erfolg hatten, standen auf dem Programm. „Die harten Fans sagen ja, nach Peter Gabriel war es nicht mehr ,Genesis‘. Und für euch jetzt ein längeres Stück, so richtig harter Stoff, das dauert so 23 Minuten. Und alle anderen dürfen sich in der Zeit ein frisches Bier holen“, frotzelte Sven Komp.
„The lamb lies down on Broadway“, ein episches und sehr surreales Stück, „Carpet Crawlers” und „Follow you, Follow me“ entführten die Zuschauer in die Anfangszeit, als Peter Gabriel noch Leadsänger war. Für viele endete die Ära „Genesis“ mit dem Ausscheiden von Peter Gabriel. Von ihm standen der Klassiker „Solsbury Hill“ und „Sledgehammer“ auf dem Programm, der Sänger mit der beleuchteten Jacke bekleidet, die im dazu gehörenden Video zu sehen ist. Die sarkastischen und überspitzten sexuellen Anspielungen trugen maßgeblich zum Erfolg von „Sledgehammer“ bei.

Gesanglich unterstützt wurde Sven Komp von einer bärenstarken Katya Symannek, die sich mit Sven auf der Bühne Gesangsduelle lieferte, die im Gedächtnis bleiben. Und was wäre ein Konzert mit Liedern von „Genesis“ oder Phil Collins ohne ein Schlagzeugsolo? Was früher zu einer Schlagzeugbattle wurde, musste Ulf Stricker allein bewältigen. Nicht ganz alleine, denn auf der Videoleinwand, die immer wieder Großaufnahmen der Musiker zeigte, war zu sehen, wie Ulf quasi gegen sich selbst spielte.
Der Funke springt über
Der Ideenreichtum von „Still Collins“ schien unerschöpflich. Mit einer immensen Spielfreude, Charme und Witz zogen sie das Publikum in ihren Bann. Allerorts wurde getanzt und kräftig mitgesungen. Der Funke sprang mit Leichtigkeit über den Wassergraben, entfachte ein Feuer, das lichterloh brannte und damit auch wieder die Band anstachelte, die zu Höchstleistungen auflief.

Nach über zwei Stunden Spielzeit hieß es allerdings dann doch, Abschied zu nehmen, was erst nach einer Zugabe möglich war. Nach einer kurzen Durchschnauf- und Trinkpause kamen die Musiker dann vor die Bühne, um mit den Fans das ein oder andere Wort zu wechseln, fleißig Autogramme zu schreiben und natürlich für Selfies zu posieren.
Der Titel der Abschiedstournee von Phil Collins hieß „Not dead yet“ – noch nicht tot. Die Musik von „Genesis“, Phil Collins und Peter Gabriel wird auch weiterhin faszinieren und nicht sterben.