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EBENSFELD: Ein Abschied voller Wehmut von Pfarrer Rudolf Scharf

EBENSFELD

Ein Abschied voller Wehmut von Pfarrer Rudolf Scharf

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    „Prost Ebensfeld, auf Rudi!“ Gemeinsam mit Bürgermeister Bernhard Storath (re) und Landrat Christian Meissner (li) stößt der nun ehemalige Pfarrer Rudolf Scharf mit dem „Ebensfelder Hochwürdentrunk“ zum Abschied an.
    „Prost Ebensfeld, auf Rudi!“ Gemeinsam mit Bürgermeister Bernhard Storath (re) und Landrat Christian Meissner (li) stößt der nun ehemalige Pfarrer Rudolf Scharf mit dem „Ebensfelder Hochwürdentrunk“ zum Abschied an. Foto: Franziska Wagner

    Die Kirchenglocken läuten. Die Letzten suchen sich eine noch freie Bank in der gut besuchten Kirche. Wie immer zu Beginn eines Gottesdienstes. Doch in der sonst so feierlichen Sonntagsstimmung schwingt diesmal etwas anderes mit: Andächtig und vielleicht etwas wehmütig blicken viele Ebensfelder am 30. August nach vorne zu ihrem Pfarrer Rudolf Scharf.

    Ein Tränchen verdrückt. „Rud“ bei seinem letzten Gottesdienst in der Ebensfelder Kirche Mariä Verkündigung.
    Ein Tränchen verdrückt. „Rud“ bei seinem letzten Gottesdienst in der Ebensfelder Kirche Mariä Verkündigung. Foto: Franziska Wagner

    „Diese Stunde ist geprägt von Gefühlen und Erlebnissen“, richtet er seine Worte an die aufmerksame Kirchengemeinschaft und fügt an: „ Lachen und Tränen, das gehört einfach zu uns dazu.“ Seit 25 Jahren ist Rudi, wie er von vielen liebevoll genannt wird, im Amt des Pfarrers für Ebensfeld. Heute tritt er das letzte Mal so vor seine Gemeinde, um den Gottesdienst zu feiern.

    „Diesen Pfarrer habe ich als authentischen Menschen erfahren. Und das ist wunderbar, das ist stark und hilfreich.“

    Pfarrer Otmar Fuchs über Pfarrer Rudolf Scharf

    Andächtig und etwas wehmütig. Die feierliche Gottesdienststimmung ist an diesem Sonntag eine andere.
    Andächtig und etwas wehmütig. Die feierliche Gottesdienststimmung ist an diesem Sonntag eine andere. Foto: Franziska Wagner

    Zum Abschied gibt es während diesem viele Worte. Pfarrer Otmar Fuchs, der Scharf in der Seelsorge seit Langem unterstützt, hält eine Predigt, die zum Nachdenken anregt: „Authentisch. Was bedeutet Authenzität? Authentisch sein heißt im Deutschen so viel wie glaubwürdig sein, echt sein. Oft sagt jemand etwas und hält sich nicht daran.“

    Dass Worten auch wirklich Taten folgen, sei nicht oft der Fall, für das Gesagte würde selten etwas riskiert werden, sagt Pfarrer Fuchs und verweist auf Scharf: „Mit eurem Pfarrer habe ich in den 25 Jahren ein Beispiel für die Verbindung von Wort und Tat erlebt. Diesen Pfarrer habe ich als authentischen Menschen erfahren. Und das ist wunderbar, das ist stark und hilfreich.“ Nun richtet er seine Worte an Maria Engelhardt, die Rudi immer tatkräftig bei allem unterstützte: „Ein guter Geist“ sei eine zu banale Formulierung für sie.

    „In schweren Situationen hat er uns geholfen und war immer da. Wir konnten Tag und Nacht bei ihm anrufen.“

    Zabihullah, ehemaliger Flüchtling

    "Wir danken Gott für alles Gute und Schöne", so Pfarrer Rudolf Scharf in seiner Kirche zum Abschied nach 25 Jahren.
    "Wir danken Gott für alles Gute und Schöne", so Pfarrer Rudolf Scharf in seiner Kirche zum Abschied nach 25 Jahren. Foto: Franziska Wagner

    Mit beiden habe er zwei wirklich authentische Menschen erlebt, erklärt Fuchs und führt an: „Die Stunde des Abschieds sei auch eine Stunde der Dankbarkeit. Auch ich selbst war immer gerne hier. Hier ist viel von dem spürbar, was authentische Gemeinde ist.“ Er bedaure Scharfs Verabschiedung sehr. Dadurch, dass dieser früher in den Ruhestand versetzt wurde als angenommen, sei die Gemeinschaft in früher Stunde in der gegenseitigen Dankbarkeit gelandet.

    "Von guten Mächten treu umgeben"- die Ebensfelder Gemeinde wartet gespannt, wer nun nach Scharf kommen mag.
    "Von guten Mächten treu umgeben"- die Ebensfelder Gemeinde wartet gespannt, wer nun nach Scharf kommen mag. Foto: Franziska Wagner

    Der Ebensfelder Pfarrer wird vielen unvergessen bleiben So auch für den jungen Zabihullah, der seit fünf Jahren Teil dieser Gemeinde ist. Er wird seinen Kindern noch erzählen, wie Pfarrer Scharf sich für ihn einsetzte, um die Abschiebung zu verhindern, und es für ihn und seine Freunde ermöglichte, richtige Schuhe in Bamberg zu kaufen. „In schweren Situationen hat er uns geholfen und war immer da. Wir konnten Tag und Nacht bei ihm anrufen“, erinnert er sich an die Zeit, als er als Flüchtling nach Ebensfeld kam: „Wir werden dich nie vergessen.“

    „Neben seinen wunderschönen Gottesdiensten denkt man bei unserem Pfarrer vor allem an eines: Biertrinken und Rumänien.“

    Bernhard Storath, Bürgermeister Ebensfeld

    Auch Bürgermeister Bernhard Storath findet Worte, die seinen Dank ausdrücken: „Es gibt schöne und nicht so schöne Gottesdienste. Rudi hat die Glaubensgemeinschaft in unserem Gottesgarten gut zusammengehalten.“ Mit seiner direkten Art verkörpere er genau das, was Fuchs in seiner Predigt erläutert habe. Wie es mit den Gottesdiensten für Ebensfeld weitergeht, wisse er noch nicht, so Storath. „Es liegt an uns.“ Wer in Scharfs Pfarrgewand schlüpft, ist noch ungewiss, der angedachte Kandidat musste leider aufgrund eines Krankheitsfalls zurücktreten.

    Der Erlös des leicht, rauchigen Lagerbiers der Brauerei Engelhard geht an Rudis Rumänienhilfe. Trinken für einen guten Zweck, die Ebensfelder sind dabei.
    Der Erlös des leicht, rauchigen Lagerbiers der Brauerei Engelhard geht an Rudis Rumänienhilfe. Trinken für einen guten Zweck, die Ebensfelder sind dabei. Foto: Franziska Wagner

    „Hinter einem starken Mann steht auch eine starke Frau“, verweist auch der Bürgermeister auf Maria Engelhardt. Beide erhalten als Abschiedsgeschenk Rosen und eine Gartenbank, um gemeinsam entspannt in den Abendhimmel blicken zu können, einen „Platz zum Ruhen“. Dass Pfarrer Scharfs Wunsch – „fast schon ein bisschen makaber“, merkt Storath an – seine letzte Ruhe – „bis zu der es hoffentlich noch sehr lange dauern wird“ – auf dem Ebensfelder Friedhof zu finden, sich erfüllt, dafür sei gesorgt.

    Wegen Corona-Vorkehrungen kann nur eine begrenzte Zahl die Kirche zum Abschied des Pfarrers besuchen.
    Wegen Corona-Vorkehrungen kann nur eine begrenzte Zahl die Kirche zum Abschied des Pfarrers besuchen. Foto: Franziska Wagner

    „Neben seinen wunderschönen Gottesdiensten denkt man bei unserem Pfarrer vor allem an eines: Biertrinken und Rumänien“, fasst der Bürgermeister zusammen. Aus diesen Schlagworten wurde das Geschenk seiner Gemeinde. Von der Brauerei Engelhardt für Scharf gebraut, gibt es nun den so genannten „Ebensfelder Hochwürdentrunk“, ein leicht rauchiges Lagerbier, von dem ein Teil des Erlöses als Spende an die Rumänienhilfe des Geistlichen gehen wird. „Endlich kann ich zu meiner Frau sagen: Ich trinke für einen guten Zweck“, fügt der Bürgermeister schmunzelt an und heitert damit die sonst etwas gedrückte Gottesdienststimmung auf.

    Nach dem Gottesdienst versammeln sich die Ebensfelder noch auf dem Kirchplatz, auf dem die Musikvereinigung Ebensfeld unter der Leitung von Katrin Motschenbacher für festliche Stimmung sorgt. Zur Feier des Tages dürfen sich die Anwesenden ein Tragerl vom Hochwürdentrunk gegen eine kleine Spende mitnehmen. „Eine ganz tolle Idee!“, hört man hier und da, während der scheidende Pfarrer sich unter seine Kirchengemeinschaft mischt, darunter Ministranten, Mitarbeiter des Pfarrgemeinderats, Gemeindereferenten und viele ehemalig in der Kirchenarbeit Tätige.

    „An seinem 70. Geburtstag wussten wir, dass dieser Tag kommen wird, aber so schnell hat keiner mit gerechnet. Es war eine schöne Zeit.“

    Christian Meißner, Landrat

    Auf dem Kirchplatz mischt sich „Rudi“ unter seine Kirchengemeinde und bekommt viele dankende Worte zum Abschied.
    Auf dem Kirchplatz mischt sich „Rudi“ unter seine Kirchengemeinde und bekommt viele dankende Worte zum Abschied. Foto: Franziska Wagner

    Zu der Frage, mit welchem Gefühl er aus diesem letzten Gottesdienst nun rausgeht, findet er keine Worte, aber wie gerührt er von den lieben Dankesworten ist, zeigen seine Augen. „Heute ist der Tag des Abschieds gekommen“, so Landrat Christian Meißner. „An seinem 70. Geburtstag wussten wir, dass dieser Tag kommen wird, aber so schnell hat keiner damit gerechnet.“ Mit wegbrechender Stimme schließt Meißner ab: „Es war eine schöne Zeit.“

    Und gemeinsam mit Bernhard Storath stößt er mit Pfarrer Rudolf Scharf an: „Auf 25 scharfe Jahre!“

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