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BANZ: Eine Reise durchs fränkische Barock auf Kloster Banz

BANZ

Eine Reise durchs fränkische Barock auf Kloster Banz

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    Natalia Solotych, Cembalo, als Gast Christine Hussong, Viola da Gamba, Raul Teo Arias, Violine, und Marcos Fregnani-Martins, Flöte, warteten mit demabwechslungsreichen Programm „Barockmusik an fränkischen Höfen“ auf.
    Natalia Solotych, Cembalo, als Gast Christine Hussong, Viola da Gamba, Raul Teo Arias, Violine, und Marcos Fregnani-Martins, Flöte, warteten mit demabwechslungsreichen Programm „Barockmusik an fränkischen Höfen“ auf. Foto: Thomas Schaller

    Es gibt wohl keinen schöneren und stimmigeren Ort am Obermain für barocke Musik als den Kaisersaal in Kloster Banz. Wenn dann auch noch Komponisten mit fränkischem Bezug auf dem Programm stehen, ist der Titel des Konzertes am vergangenen Sonntag, „Wie Gott in Franken“, mehr als treffend.

    Dem künstlerischen Leiter der Konzertreihe, Achim Melzer, war die Freude anzumerken, das Ensemble „Bamberg Baroque“ begrüßen zu können. Die Musiker Natalia Solotych, Cembalo, als Gast Christine Hussong, Viola da Gamba, Raul Teo Arias, Violine, und Marcos Fregnani-Martins, Flöte, warteten mit dem abwechslungsreichen Programm „Barockmusik an fränkischen Höfen“ auf.

    Achim Melzer wies in seiner Einleitung auch auf die durchaus schwierige wirtschaftliche Lage des Vereins „Kammerkonzerte auf Banz“ hin, da die Besucherzahlen leider noch nicht das Niveau der Zeit von vor Corona erreicht haben. Er warb um neue Mitglieder und stellte die Möglichkeit vor, für Weihnachten Gutscheine für Eintrittskarten zu erwerben.

    Hauptsponsor zu Gast

    Er freute sich, dass der Hauptsponsor Herr Neupert von der Firma J. C. Neupert aus Hallstadt anwesend war – ein Cembalo aus seinem Hause sollte beim Konzert durch Natalia Solotych erklingen. Sie spielte jedoch nicht nur den Basso continuo, sondern übernahm auch in charmanter Weise die Moderation des Konzertes und lud zu einer Reise durch Franken ein.

    Mit dem Concerto in C-Dur von Valentin Rathgeber, der von 1711 bis zu seinem Tod im Jahre 1750 als Organist, Chorleiter und Prediger in Banz weilte, eröffnete das Ensemble den musikalischen Reigen. Dabei ist Rathgebers Komposition laut Solotych ein Concerto im Miniformat, also fränkisch ein „Conscherdla“ – diese sympathische Bezeichnung zauberte den Besuchern ein Lächeln ins Gesicht. Und mit den ersten Tönen ging im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne auf: ein zärtliches, empfindliches Klangbild erfüllte den Raum, ungemein angenehm für das Gehör und Balsam für die Seele in dieser hektischen und lauten Zeit.

    Ins Mainfränkische

    Danach führte eine Triosonate von Giovanni Benedetto Platti ins Mainfränkische. Die Fürstbischöfe von Bamberg und Würzburg holten 1722 den italienischen Oboenvirtuosen an den Würzburger Hof. Das Ensemble erzählte in den vier Sätzen eine abwechslungsreiche Geschichte. Während die Musik im Eröffnungssatz fein dahin ging, konnte man im eilenden Allegro eine Vorfreude heraushören – Bilder der bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit erfüllten den Konzertraum. Eine wunderbare klingende Korrespondenz spielten Raul Teo Arias und Marcos Fregnani-Martins im anschließenden Adagio, das Werk endete im Schlusssatz mit tänzerischer Leichtigkeit.

    Kunstmäzenin und Opernintendantin Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth ist weithin bekannt als Bauherrin des berühmten Markgräflichen Opernhauses mit Welterbestatus. Daneben betätigte sie sich in allen Bereichen der Kultur: Sie malte, verfasste Bühnenwerke, trat als Schauspielerin auf, führte auch Regie und sie komponierte. „Bamberg Baroque“ präsentierte eine Sonate für Flöte und Basso continuo, die in allen drei Sätzen ein Kleinod mit impulsivem Temperament darstellte. Komponistinnen scheinen über alle Epochen hinweg mutiger und innovativer als ihre männlichen Kollegen zu sein, wie gut, dass Künstler vermehrt diese musikalischen Schätze auf die Bühne bringen.

    Beim Markgrafen von Ansbach

    Vor der Pause erklang eine Triosonate von Giuseppe Torelli, 1698 Kapellmeister der Hofkapelle des Markgrafen von Ansbach. Die Sonate bildete mit den letzten Takten gleichsam den Auftakt für die zweite Hälfte. Besonders hier kam das Motto der Saison, „cantabile“, zur Geltung, denn das italienische sonata heißt klingen, und die Gattung diente oft als Einleitung zur Kantate. Dabei blenden die Sätze in Torellis Musik ineinander über, manche Sätze sind sehr kurz, wie kleine Oasen. Die vier Künstler wechselten mit einer souveränen Selbstverständlichkeit und großem Verständnis zwischen Expressivität in den langsamen Sätzen und der Strenge in der als Fughetten angelegten Teilen.

    Der Nürnberger Johann Philipp Krieger, Kapellmeister in Bayreuth am Hofe des Markgrafen Christian Ernst, schrieb viele Kantaten, von denen die meisten verschollen sind. Besonders im Larghetto seiner Triosonate in e-moll verzauberte das Ensemble mit liedhaftem Vortrag, es ist immer wieder erstaunlich, wie es Musikern durch geschickte Phrasierung gelingt, die menschliche Stimme nachzuahmen.

    Am Bamberger Hof

    Mit dem Solovortrag der Partita I in a-moll von Joseph Umstatt aus Wien, der in seinen letzten Jahren bischöflicher Hofkomponist und Hofkapellmeister in Bamberg war, brillierte Natalia Solotych am Cembalo. Sie gestaltete die fünf Sätze geschickt und differenziert, besonders das Menuett gelang ihr überaus sanglich. Wilhelmine von Bayreuth hat zwei Opern bei Johann Adolph Hasse für die Hochzeit ihrer Tochter Prinzessin Friederike Sophie in Auftrag gegeben. Bamberg Baroque verstand es meisterlich, seiner Triosonate in e-moll das Opernhafte einzuhauchen. Ob im Largo mit großen Affekten oder im Presto und Allegro mit der ganzen barocken Pracht und Lebensfreude. Durch den Einsatz des Lautenzuges am Cembalo in der Siciliana entfaltete sich der Klang der Gambe wunderbar. Das vortrefflich gespielte Instrument von Christine Hussong wurde von ihrem Mann gebaut und hat durch mehr Bassanteile einen hervorragenden Klang.

    Kanon aus Nürnberg als Zugabe

    Das Publikum erklatschte sich den berühmten Kanon des Nürnberger Komponisten Johann Pachelbel als Zugabe. Das Ensemble präsentierte eine interessante Interpretation mit einem stoischen Bass und einem drangvollen Dahingleiten.

    Vier exzellente Musiker kreierten in diesem Konzert ein vorzügliches Klangbild. Die Soloinstrumente repräsentierten in der Zwiesprache unterschiedliche Charaktere mit der wohltuenden Seelenruhe des Flötenspiels durch Marcos Fregnani-Martins und der minimal vorwärts drängenden und fabelhaften Violine von Raul Teo Arias. Eingebettet in ein unaufgeregtes, verlässliches Continuo mit einem Cembalo, das bisweilen wie ein funkelndes Kaleidoskop durchschien, und einer sonoren Viola da Gamba. Es waren eben diese kleinen, kaum wahrnehmbaren Nuancen im Zusammenspiel, die den Klang dieses Ensembles ausmachten und die dargebotene barocke Musik als einen lebendigen Organismus erleben ließen.

    Vergnügliche Reise

    Das Publikum genoss eine vergnügliche Reise in Dur und Moll durch die fränkische Heimat, die besonders durch die Barockzeit kulturell von vielen europäischen Einflüssen geprägt ist. So wie die viel gereisten Komponisten neugierig und interessiert an Entwicklungen in Europa waren, bleibt es heute Aufgabe, dieses kosmopolitische Erbe zu bewahren und weiter zu entwickeln – Musik ist dabei immer ein verbindendes Element.

    Mit Jazz und Gesang geht es 18. Februar 2024 weiter mit den Kammerkonzerten auf Kloster Banz.

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