Am Sonntagnachmittag begrüßte Franziskanerpater Guardian Maximilian zu Beginn der fastenzeitlichen Vesper mit Domkapitular Dr. Josef Zerndl aus Scheßlitz den ersten Fastenprediger des Jahres. Josef Zerndl war viele Jahre Pfarrer in Sankt Hedwig in Bayreuth und ab 2000 Regionaldekan. Im September 2020 wurde er in den Ruhestand versetzt. Unter dem Titel „Zum Altare Gottes will ich treten“ (Ps 43,3) und „Der Altar als Schwelle zur Ewigkeit“ (Romano Guardini) hielt er die erste Fastenpredigt in der Basilika.
Zunächst erzählte Domkapitular Zerndl von seiner Lebensgeschichte und was für ihn eigentlich der Altar ist. Als Ministrant kniete er oft in Scheßlitz auf den Stufen und schaute hinauf auf den heiligen Figuren und den verschiedenen Darstellungen sowie zum Tabernakel und den Kerzen. Eigentlich war das nur eine Verzierung für all das worauf es ankommt. „Natürlich wussten wir, dass auf diesem Altar das Kreuzesopfer Jesus in einer sakramentalen Weise gefeiert wurde. Im Religionsunterricht und beim Ministrieren haben wir sehr wohl mitbekommen, um was es hier geht. Aber die Altarplatte hatte für uns so gut wie gar keine Bedeutung, außer das man das Pult mit dem Messbuch von der einen auf die andere Seite brachte zum Evangelium“, erzählt er.
Eine Änderung kam mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, als man dort gesagt hat, die Kirchen sollen so gebaut sein, das sie einen Altar zum Umschreiten haben und dieser die Form eines Tisches haben soll. „Da ist erst aufgefallen, dass es nicht diese Figuren und der Schmuck des Altares ist, sondern eine einfach Tischplatte, auf der alles Heilige geschieht“, fügt der Monsignore an. Nach dem Konzil hat man nicht an die Tradition der Schlachtopfer der Vorfahren angeknüpft, sondern man hat etwas ganz anderes in den Mittelpunkt gestellt.
Und Christus ist in der Mitte
Aus der Platte wurde ein gedeckter Tisch, der an das Himmlische Hochzeitsmahl erinnert. „Der Tisch, oft auch Volksaltar genannt, wie hier auch vor dem Hochaltar stehend, ist nicht ein Ort bei dem das Volk geopfert wurde, sondern wo das Volk merken sollte, da ist Christus in unsere Mitte. Wir alle sind beim Gottesdienst um den Altar versammelt und dürfen spüren, hier hat sich auch einer geopfert. Sein Kreuzestod öffnet uns das Tor in die Ewigkeit. Romano Guardini hat das schon lange bevor Volksaltäre in unseren Kirchen aufgestellt wurden mit den Worten
„Der Altar ist die Schwelle zur Ewigkeit“ ausgedrückt“, so Dr. Josef Zerndl. Als man als Ministrant gelernt hat zum Altar zu gehen, hat man bereits als sieben oder achtjähriger eine Tafel in die Hand bekommen. Darauf stand in lateinische Schrift das Stufengebet, das man auswendig lernte. Das Stufengebet war in der römisch-katholischen Kirche der erste Teil der Heiligen Messe nach dem Einzug. Man hatte es halblaut im Wechsel zwischen Priester und Ministranten gesprochen.
„Es war eine mühsame Angelegenheit, da man keine Grammatik kannte, aber es kann uns niemand vorwerfen, das wir nicht gewusst haben, was wir gebetet haben“, erinnert sich der Fastenprediger. Der wichtigste Satz war: „Et introibo ad altare Dei: ad Deum, qui laetificat juventutem meam“, übersetzt aus dem lateinischen „Dort darf ich zum Altare Gottes treten, zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf“. „Ist es nicht schön, wenn man als Jugendlicher Freude hat am heiligen Gott, an den Altar, auch an den Stufen die hinaufführen?“, fragt Pfarrer Zerndl. Nun trug er den Psalm 43 vor, wie ihn Romano Guardini übersetzt hat.
Es geht um mehr als um Liturgie und Zeremonien
Da merkte man, dass es um mehr geht als um Liturgie und Zeremonien, es geht auch um Recht und Gerechtigkeit. „Es war die Einstimmung zu jedem Gottesdienst gewesen der Wunsch nach Recht und Gerechtigkeit in dieser Welt. Der Wunsch von Angst frei zu werden und geborgen zu sein in den heiligen Gottes“, erklärt er weiter. Nun ging Monsignore Zerndl auf die Lesung des Alten Testamentes von Jakobs Traum von der Himmelsleiter als Treppe zu Gott mit den Engel die auf und nieder steigen, ein. Der Altar ist immer eine unterste Stufe für dieses Hinaufschreiten vor das Angesicht Gottes.
Die Ministranten waren früher auch neben dem Priester, um ihn beim Stufengebet zu assistieren wenn er selber hinaufschritt, um das Opfer Jesus Christus mit der Gemeinde zu feiern. „Ich denke es ist auch an der Zeit, dass wir in unserem Glaubensverständnis auch mit dem Altar, Gott auf Augenhöhe sehen. Wir gehen auch gleicher Augenhöhe miteinander um und wir dürfen das unserem Gott gegenüber den er ist in Jesus einer von uns geworden. Darum muss der Altar nicht mehr in der Höhe stehen, darum muss er nicht mehr fern von den Leuten sein“, so der Fastenprediger. Mit dem Gedicht „Stufen des Lebens“ von Hermann Hesse schloss Domkapitular Dr. Josef Zerndl seine Ansprache. Die nächste Fastenpredigt aus der Reihe „In deinem Haus zu Gast“ am Sonntag, 13. März, um 14 Uhr hält Domkapitular Prof. Dr. Elmar Koziel aus Vierzehnheiligen unter dem Titel „Auf diese Steine können Sie bauen“ - Kirche als Haus aus lebendigen Steinen (1 Petr 2,5).