Am Freitag, 20. Januar, um 20 Uhr feiert „Zaun“ (DSE) von Sam Max in der Inszenierung von Wilke Weermann seine deutschsprachige Erstaufführung im Studio des ETA Hoffmann Theaters in Bamberg.
Zum Stück: Avery wächst bei Mutter und Vater auf einer abgeschiedenen Farm auf. Durch die hohen Latten des Zauns kann sie, die zwischen den Geschlechtern steht, die Außenwelt nur erahnen, verlassen darf sie den Ort nicht. Jeden Morgen gibt es ein hart gekochtes Ei und ein Gebet. Dankbar soll Avery sein für das, was ihr Leben ist.
Sie kennt niemanden in ihrem Alter, ihren Wortschatz erweitert sie durch ein Wörterbuch, das Onkel ihr schenkte. Nur er darf die Grenzen des Zauns übertreten, um mit seinem Truck Besorgungen zu machen und manchmal eine Frau mit nach Hause zu bringen. Er wird sich bald erschossen haben.
Flucht aus der rituellen und ideologischen Enge
Als Avery Kontakt mit Lieferjunge aufnimmt, plant sie, aus der rituellen und ideologischen Enge zu fliehen. Doch so einfach ist das „traute Heim“ nicht zu verlassen. Nach einem Verlust verheißenden Albtraum fehlen Mutter alle Zähne. Was hat Lieferjunge damit zu tun, der mit blutiger Zange im Flur steht?
In geloopten Erfahrungen und Erinnerungen – „jetzt vergeht Zeit, und dann vergeht sie nicht mehr“ – durchlebt Avery die Grausamkeiten des heteronormativen Kleinfamiliendogmas. Als nonbinäre Außenseiterin sucht sie ihren unabdingbaren Weg in die Freiheit. Der Onkel ein Geist, die Tochter in ihrer Identität nicht gesehen, begehren sie auf gegen eine Welt, in der „Hinterfragen nichts als Ärger bringt“ Der Vater proklamiert: „Wir mögen Wunden tragen, aber wir sind ungebrochen.“ Avery muss diese Wunden vertiefen, um das familiäre Konstrukt zum Einsturz zu bringen.
Das Trauma, in der eigenen Identität negiert zu werden
Sam Max skizziert eine „Familie, gemalt mit Fingerfarben“, in der Hasen aus Nachthemden purzeln, eine Erinnerung auch Vorsehung sein kann und sich Albträume erfüllen. Der 2021 zum Berliner Stückemarkt eingeladene Text verhandelt das Trauma, in der eigenen Identität negiert zu werden, und die kollektive Gefahr gesellschaftlicher Zwänge.
Regie: Wilke Weermann. Bühne und Kostüme: Johanna Stenzel. Musik: Constantin John. Dramaturgie: Armin Breidenbach. Es spielen: Jeanne Le Moign, Florian Walter, Philine Bührer, Eric Wehlan, Marek Egert, Antonia Bockelmann.
Weitere Vorstellungen: 21., 25., 26., 29. Januar, 4. und 5. Februar. Weitere Termine folgen. (red)