Die Bombe platzte bei Tagesordnungspunkt 13. Während der ersten zwölf „TOP“ auf der Jahresversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Staffelstein (FFW) waren die aktiven und passiven Mitglieder noch mit Freude dabei: Sie applaudierten zustimmend beim Kassenbericht und der Entlastung des Vorstands, sie lobten die Berichte der Jugend- und Kinderfeuerwehr und sie klatschten anerkennend, als der Bürgermeister ihrer scheidenden 2. Vorsitzenden Katharina Heublein als Dankeschön ein Präsent überreichte. Das gemeinsame Abendessen der Kameraden mit ihren Gästen war eines mit guter Stimmung.
Ein erstes Knistern nahm man wahr, als Nicole Kleedörfer bei TOP sechs zum Handy griff. Dass der Kommandant Stefan Liebl an diesem Freitag abend fehlte, war sofort aufgefallen. Er habe sich entschuldigen lassen, sagte sie. Als seine Stellvertreterin verlas sie die minutenlange Botschaft, die Stefan Liebl an diesem Abend seiner Mannschaft mitgeben wollte.
Darin sprach er dann die mehr als 100 Einsätze des vergangenen Jahres an, die zahlreichen Übungen, den gelungenen Umbau des Floriansstüblas, die digitale Alarmierung und die Pflasterarbeiten im Innenhof. „Danke an die ehrliche und vorbildliche Führungsgruppe“, so Nicole wörtlich aus der Nachricht.
Nachsatz des Kommandanten
Dann der Nachsatz aus der Botschaft: „Ich habe auch nicht immer alles richtig gemacht“ - dann folgte Liebls Wunsch nach einer gut verlaufenden Versammlung - und lautes zustimmendes Klopfen der Anwesenden.
Der neue Kreisbrandrat Thilo Kraus nutzte die Chance, sich vorzustellen und wünschte sich „offen und ehrlich miteinander umzugehen“. „Ich reiche euch die Hand in Staffelstein. Was in den vergangenen Wochen rumgegangen ist, das kann nicht sein. Wir müssen Miteinander arbeiten!“, betonte er. Er wolle sich auch am nächsten Tag noch im Spiegel anschauen können. Auch Kreisbrandmeister Marko Fischer stand nun auf und erinnerte an die gute Zusammenarbeit mit der wirklich gut ausgebildeten und hochmotivierten Staffelsteiner Wehr.
Nun trat Bürgermeister Mario Schönwald vor die Versammlung:- „Ich habe Reibereien mit dem Stefan gehabt (Anmerkung: Kommandant Stefan Liebl), wir waren nicht immer einer Meinung“, gab er zu. Doch man müsse abends auseinander gehen und sich wieder ins Gesicht schauen können, fügte er an.

Schönwald fragte jetzt nach Vorschlägen für einen neuen Kommandanten. Liebl hatte schon vor sechs Jahren angekündigt, dass diese seine letzte Amtsperiode sein würde, auch Nicole Kleedörfer stand als Stellvertreterin nicht mehr zur Verfügung.
„Ich hab den Eindruck, dass sich keiner berufen fühlt“, fasste Mario Schönwald seine monatelangen ergebnislosen Bemühungen zusammen, einen Nachfolger für die Kommandanten zu finden. Auch seine erneute Frage an die Aktiven, einen Vorschlag zu machen, wurde mit eisigem Schweigen beantwortet. „Es hat keinen Sinn, jemanden hinzustellen und zu bestimmen“, nannte Schönwald eine Option. Erneutes Schweigen. „Es ist Schade! Staffelstein ist eine aktive Wehr. Auch wenn´s das eine oder andere gegeben hat“.
Klare Worte
In das erneute Schweigen meldete sich Feuerwehrmann Markus Heublein: „Vielleicht sollte man mal fragen, warum sich keiner findet“. Dem Bürgermeister und den Vertretern der Kreis-Feuerwehr nannte er gleich mehrere Gründe: angefangen von den Fehlplanungen am Obermain Marathon, für die plötzlich die FFW statt die Stadt zuständig sein sollte, bis hin zu unglaublich langen Bestellzeiten für ein dringend benötigtes Fahrzeug. Das bisherige aus dem Jahr 1989 wäre enorm austauschbedürftig. „Das klappt so net!“ rief Heublein und erhielt dafür viel Beifall. Es ginge nur nach und nach bat der Bürgermeister um Verständnis.

Von den verkehrsrechtlichen Anordnungen zum Marathon schien er nichts gewusst zu haben. Auch Mitglied Walter Eichelsdörfer meldete sich zu Wort. „Es ist zu viel für einen Mann! Das geht nicht nebenbei und ehrenamtlich“. Michael Liebl war enttäuscht: „Heute hätte mein Bruder verdient, da vorne zu sitzen“, sagte er mit leiser Stimme und erhielt die volle Zustimmung der Kameraden.
Zeit bis zum 14. Mai
„Die einzige Lösung: alle fassen sich an der Nase: die Stadt, die Kreisführung und die Feuerwehr hier“, machte Michael Liebl einen Vorschlag. „Ich hoffe, die Signale der Mannschaft sind in der Stadt angekommen“, so der Zugführer Christian Ziegler. Nach rund zehnminütiger nichtöffentlicher und auch nicht fair geführter Diskussion beendete der Bürgermeister den Punkt 13. Schade, meinte er abschließend, aber er möchte nichts erzwingen. Die Versammlung schloss nach gut drei Stunden.
Die letzte Kommandantenwahl fand im Mai 2018 statt. Die damals gewählten Stefan Liebl als erster Kommandant und Nicole Trapper als seine Stellvertreterin wurden in der Stadtratsitzung am 15. Mai 2018 bestätigt. Der Sechs-Jahres-Zeitraum endet erst in einigen Wochen, also am 14. Mai 2024. Somit stehen theoretisch beide bis zum 14. Mai 2024 für dieses Amt zur Verfügung.
Aufgaben des Kommandanten Jede Feuerwehr hat für den aktiven Dienst einen Kommandanten/Kommandantin sowie einen stellvertetenden Kommandanten oder eine stellvertretende Kommandantin. Seit dem jüngsten Stadtratsbeschluss sind für die Wehr Bad Staffelstein sogar zwei Stellvertreter möglich. Sie werden für sechs Jahre von der aktiven Mannschaft gewählt. Die Aufgaben eines Kommandanten sind der aktive Dienst der Feuerwehr. Sie umfassen den laufenden Betrieb der Feuerwehr, die Ausbildung der aktiven Mannschaft und die Beschaffung für die Feuerwehr. Hierbei muss der Kommandant eng mit dem Bürgermeister und den dafür bestimmten Angestellten im Rathaus zusammenarbeiten. Bei Einsätzen hat der Kommandant die Aufgaben des Einsatzleitzers zu übernehmen. Die Aufgaben der Führungsgruppe übernehmen zur Zeit: Stefan Liebl und Nicole Kleedörfer.