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EBENSFELD: Fränkischer Abend mit Helmut Vorndran in Ebensfeld

EBENSFELD

Fränkischer Abend mit Helmut Vorndran in Ebensfeld

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    Ob Lobgesang auf fränkisches Bier oder Spitzen gegen Autofahrer aus dahingehend „berüchtigtem“ Landkreis – der bekannte Kriminalbuchautor Helmut Vorndran sorgte im Feuerwehrhaus für blendende Stimmung.
    Ob Lobgesang auf fränkisches Bier oder Spitzen gegen Autofahrer aus dahingehend „berüchtigtem“ Landkreis – der bekannte Kriminalbuchautor Helmut Vorndran sorgte im Feuerwehrhaus für blendende Stimmung. Foto: Mario Deller

    „Franken sind einfach die besseren Bayern“ - diese zwar nicht gesetzlich verankerte, aber für unsereins dennoch unumstößliche Tatsache auf die humoristische Spitze trieb bisweilen Helmut Vorndran beim gelungenen „Fränkischen Abend“ im Ebensfelder Feuerwehrhaus. Ein kleine Bevölkerungsgruppe in hiesigen Gefilden kam bei der höchst amüsanten Hommage an fränkische Lebensart und Mundart allerdings zugegeben nicht ganz so gut weg.

    Dass die „Hütte“, sprich der Saal des Feuerwehrhauses an diesem Mittwochabend voll war, wundert nicht. Das von ihm offensiv zur Schau gestellte fränkische Selbstbewusstsein, dieses immer wieder entflammte Spiel mit der Zuhörerschaft und nicht zuletzt seine hin und wieder eingestreuten, freilich nie bös gemeinten Frotzeleien – in den Erzählungen und Romanen des inzwischen 60 Jahre jungen Kriminalbuchautors und früheren Kabarettisten Helmut Vondran findet sich der Franke wieder, sieht sich als liebenswerter Mensch mit Ecken und Kanten bestätigt.

    Dass die beginnende Ebensfelder Kerwa noch immer nicht wieder im „normalen“ Rahmen begangen werden kann, lasse sich nun einmal nicht ändern, meinte eingangs Ebensfelds Bürgermeister Bernhard Storath, der Helmut Vorndran und die rund 80 Zuhörer aufs Herzlichste begrüßte. Seinem Appell, sich zurück zu lehnen und den „Fränkischen Abend“ umso mehr zu genießen, verlieh der Rathauschef anschließend selbst Rückenwind. Der Bürgermeister griff zum Mikro und sang das die beginnende Karpfenzeit thematisierende Volkslied vom „Leipoldsnickl“. „Jawoll, des gibd's, des hod's scho geb'm, des wor scho so. Jawoll, des gibd's, do konnsda wos erleb'n“, hieß es im Refrain der Darbietung, die das Publikum mit kräftigem Applaus honorierte.

    Dann übergab der Bürgermeister das Wort an den Hauptprotagonisten des Abends, den in Neustadt an der Saale geborenen und heute in Rattelsdorf wohnhaften Helmut Vorndran. Bekanntheit erlangte dieser bereits als Mitglied der Kabarettgruppe „TBC“ und hat sich längst einen Namen gemacht als Autor von fränkischen Kriminalromanen.

    Mit dem Karpfengerichte thematisierten Volkslied vom „Leipoldsnickl“ und einem „Schimpfwordlied“ trug auch der sangesfreudige Bürgermeister Bernhard Storath zum Gelingen des fröhlichen Abends bei.
    Mit dem Karpfengerichte thematisierten Volkslied vom „Leipoldsnickl“ und einem „Schimpfwordlied“ trug auch der sangesfreudige Bürgermeister Bernhard Storath zum Gelingen des fröhlichen Abends bei. Foto: Mario Deller

    Für manchen Schenkelklopfer sorgte Vorndran zum Auftakt mit seinen heiter gestrickten fränkischen „Wortschätzchen“. Er erzählte von der „widerstandsfähigen, eigenartigen Menschengruppe namens Franken“, die sich beharrlich weigerten, hochdeutsch zu sprechen und auch anno 2021 ihr Essen bisweilen noch auf offenem Feuer zubereiteten, „Brodwörschd“ halt.

    An der fränkischen Gemütlichkeit hätten sich viele Staatsmänner und Politiker am besten ein Beispiel nennen sollen, meinte Vondran augenzwinkernd: „Warum hat niemand Nero, Stalin, Hubert Aiwanger – ok, letzterer Vergleich ist ein wenig gewagt, das ist vielleicht unfair gegenüber Stalin - auf die Sandkerwa gezerrt, da wäre uns vieles wohl erspart geblieben.“ „Oooh“, erschallte es aus den Mündern seiner Fans, die diesen in wohlfeilen Dosen zuweilen messerscharf überspitzten Humor Vorndrans so lieben.

    Und der beliebte Autor legte noch einmal nach, als er betonte, dass der Biergenuss andererseits, wenn er aus dem Ruder laufe, auch seine Schattenseiten habe: „Tschernobyl, Fukushima, die Zeugung von Armin Laschet, das alles ist wahrscheinlich im Suff passiert“.

    Mutationsähnliche Veränderungen des Mannes

    „Buuh“, grölten der weibliche Teil der Zuhörerschaft wenig später amüsiert in gespielter Entrüstung, nachdem Vorndran plötzliche, fast mutationsähnliche Veränderungen des Mannes infolge des Gerstensaftgenusses schilderte: „Er bekommt durchs Bier mitunter sogar weibliche Wesenszüge: er kann beim Pinkeln nicht mehr stehen, redet zu viel und kann nicht mehr Auto fahren.“ „Prost, ihr Männer“, heizte Vorndran, die Bierflasche hebend, die herrliche Stimmung im Saal zusätzlich an. „Du sollst nicht mixen“, zitierte Vorndran – des Humors fähige Kleriker dürften ihm dies verzeihen - aus dem elften Gebot aus dem „Buche Schlenkerla“, welches besage, dass das ins Bier eigentlich weder Limette noch Wodka gehörten.

    Die Politiker des nichtfränkischen Teils des Freistaats bekamen im Verlauf seiner witzigen Rede ebenfalls ihr Fett weg: „Franken ist für die schwarzen Taliban aus dem Süden Bayerns noch immer der Gazastreifen“. Und auch auf eine andere Bevölkerungsregion hatte es der Autor abgesehen, verteilte unmissverständliche verbale „Watschn“ in Richtung der Autofahrer aus, die einem nahen, außerhalb Oberfrankens angesiedelten Landkreis angehören, der sich auf „Kurt“ reimt. „Sind welche aus Hassfurt hier? Nein? Super, dann kann ich ja weitermachen“, meinte Vorndran grinsend.

    Tickenden Zeitbomben des Asphalts

    Von einem dieser „tickenden Zeitbomben des Asphalts“, wie er es augenzwinkernd formulierte, ist nämlich auch die Rede in einer Passage seines Kriminalromans „Die Kamuelsfeder“, aus welchem er sodann eine Kostprobe gab. Nachdem in der Kriminalgeschichte besagter Autofahrer bei Kutzenberg die Autobahnausfahrt verpasste, vor der Schranke an der Pforte des Bezirksklinikums stand und sich perdu weigerte, rückwärts zu fahren und umzuwenden, fiel es Kommissar „Lagerfeld“ wie Schuppen von den Augen, als sein Blick auf das Autokennzeichen dessen Wagens fiel. „HAS – der Mann kann gar nicht rückwärts fahren“.

    Den Abschluss seiner sehr witzig und in dem ihm eigenen trockenen Humor dargebrachten Performance bildete ein Gedicht unter dem Titel „Das Ende“. Ein im Sterbebett liegender Franke ist, so dessen Tenor, schließlich mit sich im Reinen – bis auf eine Ausnahme: „das einzige, was er bereut, das war das Bier, das er hinausgespeit“. Das Publikum, welches sich bestens unterhalten wusste, johlte sichtlich angetan.

    Aber auch Bürgermeister Bernhard Storath, der Vorndran für sein Kommen und seine humorige Aufführung dankte, sorgte noch einmal für Frohsinn, als er ein fränkisches „Schimpfwörterlied“ zum Besten gab: „Gänsgrong, Saumong, des derf ma fei ned sogn“, hieß es in der wahren Schimpfwortkanonade.

    Nach dem kulturellen Teil ließen sich die Gäste eine fränkische Brotzeit schmecken. Gut gelaunt plauderte Helmut Vorndran mit seinen Fans, nahm sich gerne Zeit zum Buchsignieren. Den Abend genossen übrigens auch einige Franzosen, die anscheinend am Obermain auf Urlaub weilten. Selbst wenn sie Deutsch konnten – fränkisch ist halt noch einmal ein anderes Kaliber. Doch der Tischnachbar half im Zweifel als Dolmetscher aus.

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