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KUTZENBERG: Fränkischer Theatersommer zeigt Hildegard-Knef-Biograpie

KUTZENBERG

Fränkischer Theatersommer zeigt Hildegard-Knef-Biograpie

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    Beate Roux und Rebekka Herl (hinten, v. li.) stellen den Zuschauern die unbekannten Seiten der Sängerin Hildegard Knef vor. Fotos: Monika Schütz
    Beate Roux und Rebekka Herl (hinten, v. li.) stellen den Zuschauern die unbekannten Seiten der Sängerin Hildegard Knef vor. Fotos: Monika Schütz

    Kein Blick hinter die Kulissen des Showgeschäfts, eher ein Blick auf das außergewöhnliche Leben einer Frau, die in den Nachkriegsjahren mit viel Fleiß und teils auch Selbstaufgabe zum internationalen Star wurde: Hildegard Knef. Der Fränkische Theatersommer stellte am Freitagabend in gut Kutzenberg die Biografie der Schauspielerin und Sängerin vor, ausgearbeitet von Gilla Cremer und unter der Regie von Jan Burdinski.

    Mittels Autobiografie, Interviews, Chansons und Pressenotizen wurde eine Frau sichtbar, die immer in die Öffentlichkeit wollte, die nie alleine sein konnte, die seelisch und körperlich Höhen und Tiefen erlebte. „Ich war 30 und wog 44 Kilo“, sagte sie einst.

    Der Suizid des Großvaters

    Hildegards Kindheit ist geprägt von der Liebe zum Großvater, ihr leiblicher Vater stirbt kurz nach ihrer Geburt. Als ihr Großvater nach Kriegsende Suizid begeht, wirft sie das aus der Bahn. Ihr bleibt „nur“ noch ihre Mutter. Sätze wie „Schade, dass das Kind so hässlich ist“ sind nicht gerade ermutigend für die junge Hildegard.

    Es folgen Schulalltag, Schauspiel-, Gesang- und Ballett-Unterricht, die ersten Bühnenerfolge in Berlin, die Erlebnisse in der russischen Kriegsgefangenschaft: faszinierend wie Rebekka Herl mit Mimik, Körperhaltung und typischer Knef-Garderobe in ihrer Rolle aufgeht.

    Außergewöhnlich wandlungfähig

    Die Begleiterin am Klavier ist Pianistin und Sängerin Beate Roux: Sie schlüpft immer wieder in Figuren, die wichtige Stationen in Hildegard Knefs Leben (1925 bis 2002) markieren: Mal ist sie die herrische Mutter Frieda Auguste Knef mit dem erhobenem Zeigefinger, mal der Produzent am Theater in Berlin und am Broadway, mal einer der drei Ehemänner.

    Beate Roux stellt auch „das moralische Volk“ und die entsetzte Kirche dar, zeigt das Plakat „Sünderin – ohne uns“. Dabei wurde der 1950 ausgestrahlte Film „Die Sünderin“ allein in Deutschland innerhalb von zwei Wochen von zwei Millionen Zuschauern gesehen. Wohlgemerkt – zu einer Zeit, zu der es noch fast keine privaten TV-Geräte gab; man ging ins Kino. Ähnlich großen Erfolg hatte der Film als „The Story of a Sinner“ (Geschichte einer Sünderin) in den USA. Beate Roux überzeugt als Schauspielerin, Sängerin und Pianistin mit ihrer außergewöhnlichen Wandlungsfähigkeit.

    Mutter Frieda Auguste Knef (Beate Roux, li.): „Was? Das Kind soll zum Theater? Die ist doch viel zu häßlich!“ Tochter Hildegard (Rebekka Herl) ist selbst überrascht.
    Mutter Frieda Auguste Knef (Beate Roux, li.): „Was? Das Kind soll zum Theater? Die ist doch viel zu häßlich!“ Tochter Hildegard (Rebekka Herl) ist selbst überrascht.

    Erfolg am Broadway

    1954 geht Hildegard Knef zum zweiten Mal in die USA, zum Broadway. Auf Anraten ihrer Agenten ändert sie ihren Nachnamen in „Neff“ – das sei für Amerikaner leichter auszusprechen und höre sich nicht so „Nazi-Deutsch“ an. Das Musical „Silking Socks“ wird ein riesiger Erfolg. Davon hat die Schauspielerin allerdings nichts. Ihr Manager setzt sich mit den Gagen nach Venezuela ab, Hildegard Neff bleiben nur hohe Steuerschulden in den USA.

    Als sie 1967 schwanger wird, ist sie bereits das zweite Mal verheiratet: nach dem Amerikaner Kurt Hirsch nun mit dem Briten David Cameron. Cameron ist Vater ihrer Tochter Christina („Tinta“) – er liebt sie, aber er steht ihr nicht bei, als sie schwer erkrankt. Sie lebt nun wieder in Berlin.

    Die "Kirche" (li., Beate Roux) und das so genannte “moralische Volk“ hetzen landesweit gegen die mittlerweile erfolgreiche Schauspielerin Hildegard Knef (Rebekka Herl).
    Die "Kirche" (li., Beate Roux) und das so genannte “moralische Volk“ hetzen landesweit gegen die mittlerweile erfolgreiche Schauspielerin Hildegard Knef (Rebekka Herl).

    Das Publikum leidet mit

    Die 50 Zuschauer leiden mit, als die grandiose Schauspielerin Rebekka Herl die schwerkranke Hildegard Knef spielt: „Mein Kind ist noch nicht mal in der Schule, und ich habe Krebs.“ Das Publikum in der Remise hält betroffen den Atem an, als die Knef vom gefeierten internationalen Weltstar zur hilflosen Patientin wird, die sich der Brustkrebs-OP, den Ärzten und den Bestrahlungen hilflos ausgeliefert fühlt.

    Die Knef schafft es. Sie verarbeitet ihr Trauma in ihren Liedern. Wenig später, 1975, erhält Hildegard Knef das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse „für Verdienste um die Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland in der Welt“. Auch ihre zweite Ehe (1962 bis 1976) ist nicht von Dauer. Von 1977 bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 ist sie in dritter Ehe mit Paul von Schell verheiratet.

    Scheidungen, Krankheiten, Liebe, Traurigkeit und Erfolg und letztlich das Altern: Schauspielerin Rebekka Herl stellt in der Biografie von Autorin Gilla Cremer ein vielleicht ganz neues Bild auf die große Hildegard Knef vor. Großartig gemacht!

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